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106 Delegierte tagen drei Tage im virtuellen Tagungsraum

Der neu gewählte BDKJ-Bundesvorstand, Juli 2020
Datum:
Veröffentlicht: 27.7.20
Von:
BDKJ Bundesverband

Die erste digitale BDKJ-Hauptversammlung fasst Beschlüsse und führt Personalwahlen durch

Die erste digitale BDKJ-Hauptversammlung fasst Beschlüsse und führt Personalwahlen durch

106 Delegierte haben vom 24. bis 26. Juli virtuell diskutiert und gewählt. Erstmals in der Geschichte des BDKJ fand das höchste beschlussfassende Gremium der katholischen Jugendverbandsarbeit in einem digitalen Format statt. „Das Corona-Virus hat uns gezwungen umzudenken. Wir haben einige positive Impulse aus der diesjährigen Hauptversammlung mitgenommen, die wir auch für künftige, hoffentlich bald wieder analoge Veranstaltungen nutzen können“, sagt BDKJ-Bundesvorsitzende Lisi Maier.

Der zweite Tag der Hauptversammlung stand im Zeichen der Wahlen. Mit Bundespräses Stefan Ottersbach hat der BDKJ eine neue geistliche Verbandsleitung. Gregor Podschun wurde zum neuen BDKJ-Bundesvorsitzenden gewählt. Katharina Norpoth hat das Amt der ehrenamtlichen BDKJ-Bundesvorsitzenden, dass sie seit 2015 innehatte, abgegeben. Dieses Amt wurde nicht nachbesetzt. Lisi Maier setzt ihr Engagement als BDKJ-Bundesvorsitzende fort.

Mit einem Beschluss zum Thema Inklusion erweitert der BDKJ sein Engagement im Bereich Diversität. Schon jetzt ist das gemeinsame Verbandsleben von Menschen mit und ohne Einschränkungen gelebte Realität. Der Beschluss soll vorhandene Strukturen fördern und neue Inklusionslösungen schaffen. Außerdem fordert der Dachverband der die katholischen Jugendverbände flexible und unbürokratische finanzielle Mittel für inklusive Projekte von Engagierten vor Ort.

Die BDKJ-Hauptversammlung erteilt der Strategie der AfD, Jugendverbände unterwandern zu wollen und den Versuchen, die Begriffe Tradition und Heimat nationalistisch und rassistisch umzudeuten eine klare Absage. Dieser Beschluss ist eine Ergänzung zu dem 2016 gefassten Beschluss „Wir widersprechen, weil wir glauben“. Hintergrund der Ergänzung ist, dass die AfD in einem Strategiepapier dazu rät auf Verbände und Vereine, die „Traditionen pflegen“ zuzugehen. Explizit benannt werden hierbei Schützenvereine, christliche Gemeinschaften und Brauchtumspflege. „Eine Mitgliedschaft in der AfD, in der Jungen Alternative oder anderen rechtspopulistischen, rechtsradikalen und rechtsextremen Organisationen ist mit der Mitgliedschaft in einem BDKJ-Jugendverband unvereinbar“, sagt Lisi Maier.

Des Weiteren fasste die BDKJ-Hauptversammlung Beschlüsse zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und zum kürzlich veröffentlichten Schreiben aus dem Vatikan zur Rollenverteilung von Lai*innen und Klerikern.  Mit einer Aufarbeitungskommission stellt der BDKJ sicher, dass mögliche in der Vergangenheit begangene Taten sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen in den katholischen Jugendverbänden ans Licht kommen und das Leid der Betroffenen entsprechend anerkannt wird. Das wurde am Samstag, 25. Juli, auf der BDKJ-Hauptversammlung beschlossen. „Im BDKJ haben wir uns in den vergangenen Jahren intensiv mit Fragen von Prävention und Intervention in der katholischen Kinder- und Jugendarbeit auseinandergesetzt. Zu einem gerechten Umgang mit sexualisierter Gewalt im Sinne der Betroffenen zählt aber auch ein Konzept zur Aufarbeitung in der Vergangenheit begangenen Unrechts“, sagt BDKJ-Bundesvorsitzende Lisi Maier. „Dazu haben wir in den vergangenen zwei Jahren einen intensiven Austausch mit Betroffenen, deren Vertretungen, Wissenschaftler*innen und dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs geführt.“

Die Kommission besteht aus acht gewählten Expert*innen, von denen mindestens vier kein aktuelles Mandat in einem Jugend- oder Diözesanverband des BDKJ haben, einem Mitglied des BDKJ-Bundesvorstand und einem*einer Referent*in der BDKJ-Bundesstelle. Expert*innen aus Betroffenenorganisationen und weiteren Fachstellen sollen regelmäßig zur Beratung hinzugezogen werden.

Die BDKJ-Hauptversammlung warnt angesichts der kürzlich veröffentlichten Instruktionen aus dem Vatikan vor einem Rückschritt in überholte Strukturen. „Als katholische Jugendverbände sprechen wir uns klar gegen eine Rolle rückwärts aus und möchten gerade nach dem Schreiben aus Rom die positiven Erfahrungen der geteilten Leitung zwischen Lai*innen und Priester in unseren Jugendverbänden entgegenstellen“, sagt BDKJ-Bundesvorsitzende Katharina Norpoth. Der BDKJ setzt bereits seit seiner Gründung auf eine gleichberechtigte Leitung, die gleichermaßen aus Lai*innen und Priestern besteht, während im Schreiben die Hierarchie zwischen diesen untermauert wird. „Uns ärgert, dass die Anweisungen aus dem Vatikan die Bemühungen der Ortskirchen und die Realitäten vor Ort ignorieren. Genau dieser Klerikalismus demotiviert viele Engagierte“, sagt Katharina Norpoth.

Alle Beschlüsse sind auf www.bdkj.de/hauptversammlung2020 in vorläufiger Fassung einsehbar.