Aktuelle Jugendstudien und Jugendarbeitsforschung im Fokus der kirchlichen Jugendarbeit

Fachtag der Landesstelle für Katholische Jugendarbeit in Bayern im CPH Nürnberg
München, 8.11.2016 Anfang der Woche kamen über 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der kirchlichen Jugend(verbands)arbeit in Nürnberg zusammen, um sich über Ergebnisse der aktuellen Jugendstudien zu informieren. Darüber hinaus wurden zum ersten Mal die Ergebnisse der Leistungsstatistik 2015 präsentiert, die Anfang des Jahres alle kirchlichen Angebote der Kinder- und Jugendarbeit erhoben hatte.
Dr. Thomas Gensicke referierte über die zentralen Themen der 17. Shell-Jugendstudie. Die repräsentativ angelegte Studie befragte junge Menschen von 12 bis 25 Jahren zu deren allgemeinen Einstellungen und Zukunftsaussichten, dem Freizeitverhalten, den Werten und politischen Interessen. Darüber hinaus wurden Daten zu den Erwartungen an den zukünftigen Beruf sowie dem Umgang im Internet erhoben. Ein zentrales Ergebnis ist das gestiegene Interesse an der Politik bei der befragten Altersgruppe. Damit einher geht eine positive Wahrnehmung der wirtschaftlichen Entwicklung und eine gestiegene Zufriedenheit mit der Demokratie in Deutschland. Junge Menschen zeigen ein erhöhtes Interesse am Weltgeschehen und ein hohes Bildungsinteresse, gekoppelt mit hohen Anforderungen an den Beruf, in dem sie sich persönlich entfalten und entwickeln möchten.
Die Information zur jungen Generation wurden durch Daniel Hörsch, Referent der SINUS-Akademie Heidelberg, ergänzt und unterstrichen. Die SINUS-Jugendstudie 2016 bezieht ihre Daten aus detaillierten qualitativen Nachzeichnungen der Lebenssituation einzelner Jugendlicher im Alter von 14 bis 17 Jahren, woraus sie typische Bilder für die Gesamtjugend ableitet. Auf der Grundlage von sieben Lebenswelten untersuchte die Studie u.a. folgende Themenbereiche: digitale Medien und digitales Lernen, Mobilität, Umweltschutz, Klima und kritischer Konsum, Liebe und Partnerschaft, Glaube und Religion, Flucht und Asyl. Auffallend für die 14- bis 17-Jährigen heute ist die hohe Bedeutung von Familie, Gemeinschaft, Sicherheit und Planbarkeit, Bedürfnis nach Orientierung und Halt, Freiheit und Toleranz sowie Stabilität in Beziehungen.
Premiere hatte die Präsentation der Ergebnisse der Leistungsstatistik der kirchlichen Jugendarbeit für Bayern. Andrea Glodek, Grundsatzreferentin des Erzbischöflichen Jugendamtes München und Freising und Mitglied der Arbeitsgruppe Leistungsstatistik, gab einen Überblick über die Befragungsmethodik. Befragt wurden alle Ebenen der kirchlichen Jugendarbeit in Bayern zu ihren Angeboten, von der offenen Jugendarbeit, über die Gruppenarbeit bis hin zu Veranstaltungen, wie Kinder- und Jugendfreizeiten, Fort- und Bildungsmaßnahmen, Feste, Konzerte etc.
Die Befragung fand im Kontext der Bundesstatistik der Kinder – und Jugendarbeit statt und war um spezifische Fragen zur katholischen Jugendarbeit ergänzt worden. Die Befragung erfolgte im Zeitraum vom 1.1. bis 11.4.2016. Sie hatte eine Rücklaufquote von 64%, insgesamt wurden über 15 000 Angebote gemeldet. Über 600 000 Kinder und Jugendliche konnten mit der Vielzahl der oben genannten Angebote erreicht werden.
Professor Dr. Martin Lechner unterzog in einem weiteren Input die vorgestellten Daten einer jugendpastoralen Bewertung. Die Frage „Was kirchliche Jugend(verbands)arbeit leistet“ beantwortete er mit sechs Thesen. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass Jugendarbeit mit ihren Angeboten erfolgreich sei und Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung prägt. Im Bezug auf die Grundform der kirchlichen Jugendarbeit, die Gruppenarbeit sieht er einen Trend hin von der Programmgruppe zur Aktivgruppe. Deutlich mache die Befragung auch, dass die verbandliche Jugendarbeit in der Wahrnehmung unterschätzt und übergangen wird. Die Bedeutung der Angebote der offenen Jugendarbeit als Orte sein zu dürfen, sollten allen Verantwortlichen bewusst sein und in Zukunft noch stärker in den Blick genommen werden.
In Bezug auf die Kooperation der kirchlichen Jugendarbeit mit der Schule zeige die Studie, dass die Frage, ob die Zusammenarbeit „aufgezwungen, nebensächlich, existenziell“ für eine vorwiegend ehrenamtlich geleistete Jugendarbeit noch in Bewegung sei. Seine Schlussthese befasste sich mit den Hauptberuflichen in der kirchlichen Jugendarbeit, die eine wichtige unterstützende und begleitende Funktion haben.
Schließlich konnten die Teilnehmenden des Fachtages in Workshops am Nachmittag ihre eigenen Praxiserfahrungen aus dem Feld der Jugendarbeit mit den Referenten und der Referentin vertiefen und diskutieren.
Jens Hausdörfer, Vorsitzender der Landesstelle für Katholische Jugendarbeit in Bayern und Mitverantwortlicher für die Durchführung des Nürnberger Forums, zeigte sich sehr zufrieden: „ Die beiden großen Jugendstudien, die Leistungsstatistik der kirchlichen Jugendarbeit sowie die jugendpastorale Kommentierung bot den Teilnehmenden aus den unterschiedlichen Praxis- und Arbeitsfeldern der kirchlichen Jugendarbeit eine fachlich hochwertige Grundlage zur Reflexion und Weiterentwicklung der Jugendarbeit an ihren verschieden Orten.“