Alle Jugendlichen sind gläubig

Religion gehört zu einer umfassenden Bildung und Erziehung dazu
Wie kann Kirche eigentlich Jugendliche erreichen, für die Gott erstmal kein Thema ist? Beim siebten Feuerstein-Forum bot die Theologin Angelika Gabriel mit ihrem religionssensiblen Ansatz ein Modell an, mit dem es ihr bereits gelungen ist, die Suche nach Sinn und die Suche nach Gott anzustoßen.
„Es gibt keinen ungläubigen jungen Menschen“, sagt Gabriel vom Jugendpastoralinstitut Don Bosco in Benediktbeuern. „Und vieles von dem, was Jugendliche glauben, ist anschlussfähig an Jesus Christus.“ Damit dies gelingt empfiehlt die Theologin und Sozialpädagogin den Begriff Glauben in Lebensglaube, Gottesglaube und Gemeinschaftsglaube zu unterteilen. Während der Gemeinschaftsglaube das Religiöse in der Gemeinschaft der Kirche umfasst, geht es beim Gottesglauben um einen weiteren Begriff, der auch unabhängig von religiösen Lehren gesehen werden kann. Beim Lebensglauben geht es schlicht um allgemeine Glaubenssätze, die wir alle für uns aufstellen.
Mithilfe eine Fotoprojekts, das sie Ende Oktober auf der Burg Feuerstein vorstellte, ist es ihr dabei mehrfach gelungen, die Jugendlichen zum Nachdenken und zum Sprechen über den Glauben anzuregen. Dabei hat sie die Jugendliche aus einem Don Bosco Jugendheim gebeten, ihren Glauben in Form von Fotos darzustellen, anschließend hat sie mit ihnen jeweils allein über die Bilder gesprochen. „Ich war berührt und begeistert, wie viel die Jugendlichen dabei von sich gezeigt haben.“ Auch manche harte Jungs im Jugendstrafvollzug, die sich anfangs gesträubt haben, hätten sich letztlich geöffnet. Einer habe sich etwa in einer Spiegelscherbe fotografiert. Damit habe er ausdrücken wollen, dass er glaubt, eine Problemzone zu sein und aus vielen Teilen zu bestehen, die einfach kein zusammenhängendes Ganzes ergeben wollen.
Für Gabriel muss Religion immer ein Bestandteil einer umfassenden Bildung und Erziehung sein. Zum einen sollten jungen Menschen in einer globalisierten Gesellschaft fähig sein, sich in der Vielfalt der Religionen zurechtzufinden und Vorurteile abzulegen. Zum anderen sei es wichtig, auch etwas über Jesus Christus zu wissen, um sich in unserer christlich geprägten Gesellschaft zurechtzufinden. Schließlich müsse Religion aber auch von den Jugendlichen her gedacht werden: Wo finde ich Halt? Was bietet Perspektive?
Für eine erfolgreiche, religionssensible Erziehung sei es zunächst unerlässlich, als Person auf die Jugendlichen zu zugehen, ihnen zuzuhören, sensibel zu sein und ihnen dabei zu helfen die richtigen Wort zu finden, um über ihren Glauben sprechen zu können. Auch brauche es einen entsprechenden Raum. Ganz konkret sollte das Umfeld für solche Gespräche freundlich und warm gestaltet sein.Eher abstrakt gehe es darum die Jugendliche dort abzuholen, wo sie sind und etwa über Filme einen Raum für das Gespräch zu öffnen.
Schließlich sei es für eine Hinführung zu Jesus Christus unerlässlich religiöse Impulse anzubieten – etwa in dem man Wissen über die Bibel oder die kirchlichen Feiertage vermittelt aber auch in dem man ihnen Zeiten der Stille, des Gebets und des Gottesdienstes anbietet. „Die Jugendlichen sehnen sich geradezu nach Ruhe“, hat Gabriel festgestellt. „Zwischen alle den Anforderungen und all den Medien, wollen sie zwischendrin einfach mal zu sich selbst kommen.“