„Alles für mich?!“

Diözesanjugendwallfahrer pilgern von Pretzfeld zur Burg Feuerstein
Pretzfeld/Rüssenbach/Ebermannstadt. Die Mischung macht´s, da sind sich die beiden Mädchen einig. Naomi Matthes und Ruth Winter stehen auf dem Pretzfelder Schulhof und diskutieren über das Thema der Wallfahrt, zu der sie heute angetreten sind – Alles für mich?! „Man braucht von allem ein wenig, um ein ausgewogenes Leben zu führen. Was nützt mir zum Beispiel freie Zeit, wenn ich krank im Bett liege?“ Naomi Matthes und Ruth Winter haben bereits auf der Sternwallfahrt nach Pretzfeld überlegt, was wichtig ist im Leben. Die Mädels aus Bayreuth kamen mit dem Zug in den kleinen Ort in der fränkischen Schweiz. Andere Wallfahrer aus allen Ecken des Erzbistums traten in die Fahrradpedale, rollten auf Inlinern oder kamen zu Fuß zum Treffpunkt. Sebastian Süß und sein Freund Nico Zemutat haben sportliche Wünsche: Für die beiden 13-Jährigen steht diesen Sommer Fußball an erster Stelle. „Deutschland soll Weltmeister werden“, wünschen sie sich.
Während sich die Fußballer langsam warmlaufen und die ersten Spiele über die Bildschirme flimmern, geht es für die Pilger los. Bis zur ersten Station ist es nicht weit. In der Kirche Sankt Kilian in Pretzfeld gibt es erste Gedanken zum Thema. „Was bedeutet eigentlich ‚alles‘ für mich?!“ fragt Pfadfinderin Yvonne Deiml, die die Wallfahrt mit vorbereitet hat. „Was habt ihr, was braucht ihr und was würdet ihr wirklich vermissen?“ Die Teilnehmer bekommen kleine Chips aus Plastik, auf denen sie ihre Gedanken notieren. Die geldstückgroßen Taler wandern in Pappschachteln, die die Teilnehmer mit auf den Weg nehmen. Symbolisch füllt auch Yvonnne Deiml große Taler in eine Schatzkiste aus Holz. „Uns wird viel geschenkt im Leben“, sagt Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl. „Das sollten wir uns immer vor Augen halten.“
Von der Kirche geht es weiter durch Feld, Wald und Wiesen und über die eignes gesperrte Bundesstraße zum Sportplatz in Rüssenbach. Die beiden Wallfahrer Patrik Ehrenberger und Judith Summerer plumpsen ins Gras und denken über die Frage nach, die Detlef Pötzl ihnen gestellt hat. „Warum seid ihr anderen Menschen wichtig? Was könnt ihr anderen geben?“ Die 20-jährige Judith Summerer sucht nach einer Antwort: „Lächeln ist ein guter Anfang, weil Fröhlichkeit ansteckt.“ Zum ersten Mal sind auch Wallfahrer aus dem Senegal mit dabei. „In unserer Heimat ist die Nächstenliebe bedeutend“, sagt eine Gruppe aus der Partnerdiözese Thiès im Senegal einstimmig. „Zwar können wir uns nicht aussuchen, wen uns Gott schickt, doch immer versuchen, aufrichtig zu sein.“
Bevor es zur dritten Station geht, verteilen Helfer Eiswürfel an die Pilger, die diese mit zur dritten Station nehmen sollen. Der letzte Weg der Wallfahrt führt bergauf zur Burg Feuerstein. Funkelnd bricht sich Sonnenlicht im Eis. „Oh je, das schmilzt ja schneller als man gucken kann“, bemerkt eine Wallfahrerin. Jugendpfarrer Pötzl erklärt das Symbol: „Schöne Momente können nicht festgehalten werden. Alles im Leben zerrinnt unter den Fingern, wenn man versucht danach zu greifen und festzuhalten. Außerdem haben wir uns für das Wasser als Symbol entschieden, weil gerade für die Senegalesen Wasser sehr wertvoll ist.“
Auf einer Wiese in Sichtweite der Burg Feuerstein versammeln sich die Wallfahrer zum letzten Mal auf ihrer Reise. „Liebe und Freundschaft sind Schätze, die sich vermehren und kostbarer werden, wenn wir sie teilen“, sagt Gabi Kaulen aus dem Vorbereitungsteam der Pilgerreise. „Liebe ist das verbindende Element zwischen den Menschen.“ Die Wallfahrer nehmen sich an den Händen, als sie die letzten Meter zur Burg gehen. Naomi Matthes und Ruth Winter tragen gemeinsam das Wallfahrtskreuz: „Wie vieles im Leben geht es zu zweit einfach leichter.“