Alles, was zählt

Beim Wertewirrwarr in der postmodernen Gesellschaft will die Arbeitshilfe zum Ju-gendsonntag zum Nachdenken und Positionieren anregen und liefert kreative Anstöße für die Gemeinden. Ein Team aus dem Dekanat Lichtenfels erarbeitete sie.

Bamberg/Lichtenfels. „Wofür stehst du ein? Was ist dir wirklich wichtig? Und ich mein nicht nur ein bisschen. Nein, ich mein: so richtig. Was schätzt du wert? Was geht dich am meisten an, von allen Schätzen, die man schätzen kann?“ Was Klavierkabarettist Bodo Wartke zum Evangelischen Kirchentag 2011 reimte, trifft den Nerv Vieler – insbesondere Jugendlicher, die auf Sinn- und Wertsuche sind. „Was zählt? Mehr Wert?“ ist auch das Thema der bistumsweiten Arbeitshilfe für den Ju-gendsonntag. Engagierte Ehren- und Hauptamtliche aus dem Dekanat Lichtenfels erstellten diese. Auf 20 Seiten wollen sie zum Nachdenken anregen – mit Gedanken, Schrifttexten und einem eigens konzipierten Spiel.
Auf dem Titel prangt ein Smartphone mit Apps. „Wir haben es gewählt, weil es für viele wichtig und wertvoll ist“, erklärt Nina Stettner (Pfarrei St. Laurentius Letten-reuth). „Apps sind allgegenwärtig. Es gibt unzählige. Sie stehen symbolisch für die vielen Möglichkeiten unserer pluralen Gesellschaft“, fügt Bernd Sorgenfrei, Referent für Glaubensbildung in der Region II (Coburg, Kronach, Teuschnitz, Lichtenfels), an.
„In einer Gesellschaft, in der sich Werte wandeln, suchen vor allem Jugendliche nach konstanten Orientierungspunkten im Leben“, glaubt Bernd Sorgenfrei. Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl ergänzt: „Oft antworten wir, dass die christlichen Werte wirklich zählen. Solidarität, Nächstenliebe, Verlässlichkeit, Treue und Ehrlich-keit sind nur einige Ansatzpunkte, um weiter nachzudenken und Antworten zu finden.“ Theresa Williams (St. Michael Marktzeuln) bemerkt: „Wir bieten Hilfen, aus dem Wirrwarr von Werten die persönlichen herauszufinden.“
Auch das Redaktionsteam dachte über Werte nach. Theresa Williams sammelte Zitate, Katja Oetter, Dekanatsvorstandsmitglied des Bund der Deutschen Katholischen Jugend Lichtenfels (BDKJ), Lieder. In Lesungen und Evangelium (Joh 13,31-35) fiel Dekanatsjugendseelsorger Georg Birkel auf, dass der Selbstwert sehr bedeutend ist. „Gott sagt durch Jesus: ‚Du bist mir wichtig!‘ Dieser und jeder Wert muss erlebbar sein in der Gemeinschaft.“ Eva Russwurm (St. Gangolf Bamberg) fährt fort: „Wir wollen einen Austausch in der Gemeinschaft anregen. Denn da sind Werte erfahrbar.“
Vor dem Hintergrund des Jugendsonntags kann das im Gottesdienst geschehen oder in Gruppenstunden. Ronja Leikeim (St. Michael Redwitz) und Nina Stettner konzipierten ein Spiel, das ermöglicht, über Werte zu diskutieren. Mit Goldtalern müssen Werte wie Liebe, Gerechtigkeit oder Wahrheit bewertet werden. „Wichtig ist, in der Gruppe zu diskutieren, warum jemand einen Wert für wichtig hält“, erklärt Nina. Ronja ergänzt: „Deshalb gibt es auch keinen Gewinner oder Verlierer.“
Bei der Arbeitshilfe, bei der noch Bildungsreferentin Jutta Laube im Inhalt und Annette Urban für Satz und Design mitarbeiteten, sind alle Gewinner. Der Begriff ‚Arbeitshilfe’ trifft dabei perfekt. Bewusst wollten sie im Sinne eines Baukastensystems kreative Vorschläge, Anstöße und Impulse für verschiedene Gottesdienstformen und Gruppenstunden weiterreichen, erläutert Bernd Sorgenfrei. Pfarrer Georg Birkel pointiert: „Glauben heißt immer Entscheidung. Wir bieten Hilfen zur Entscheidung.“
Auch Bodo Wartke bietet eine. Er orientiert sich am Matthäusevangelium 6,21: „Ich gehe davon aus, was immer es auch sei, / wenn's dir wirklich wichtig ist, bist du aus vollem Herzen mit dabei. / Ist ja klar, damit du's magst, muss es dir erstmal was wert sein … / Da, wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.“ Philipp Fischer (-paf-)
Was zählt alles?
Was zählt für die Mitarbeiter der Arbeitshilfe zum Jugendsonntag des Erzbistums Bamberg? Katja Oetter (BDKJ-Dekanatsvorstandsmitglied, 17 Jahre): „Die Gemein-schaft mit anderen. Zusammen tolle Zeiten verbringen und Erinnerungen schaf-fen.“ Ronja Leikeim (Pfarrei St. Michael Redwitz, 15): „Für mich ist die Gemeinschaft mit meiner Familie, mit meinen Freunden und in der Kirche wichtig.“ Nina Stettner (St. Laurentius Lettenreuth, 16): „Für mich zählt Vertrauen zu anderen Menschen, und dass man Spaß in seinem Leben hat.“ Und Theresa Williams (St. Michael Mark-tzeuln, 16): „Für mich zählt, dass jeder Mensch sich selbst treu bleibt und sich nicht verbiegt nur um anderen zu gefallen oder dem gesellschaftlichen Idealbild gerecht zu werden.“ Eva Russwurm (St. Gangolf Bamberg, 25): „Einen der wichtigsten Werte für mich bildet die Treue – zu sich und untereinander.“ Bernd Sorgenfrei (Referent für Glaubensbildung in der Region II): „Für mich zählt das offene und ehrliche Umgehen mit den Mitmenschen.“ Georg Birkel (Dekanatsjugendseelsorger und Priester in Bad Staffelstein): „Mir ist wichtig, dass das Leben gelingt – nicht nur mei-nes.“ Detlef Pötzl (Diözesanjugendpfarrer und Domvikar in Bamberg): „Am wichtigsten ist die Nächstenliebe. Sie führt zu Toleranz und fordert zu Solidarität heraus.“
Hintergrund: Eigens für die Jugend wurde zum Bistumsjubiläum 2007 ein Tag initiiert. „In den Gemeinden soll besonders die Jugendarbeit in den Blick genommen werden. Viele Dienste werden von Kindern und Jugendlichen übernommen – nicht nur der des Ministrierens. Die Jugend ist eine wichtige Größe in der Gemeinde“, weiß Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl.
Termin: Fünfter Sonntag der Osterzeit, heuer 28. April.
Arbeitshilfe: Das Heft mit kreativen Impulsen für die Gemeinden erarbeitet stets eine Gruppe aus engagierten Jugendlichen und Hauptamtlichen - jedes Jahr in einem anderen Dekanat, dieses Mal in Lichtenfels. Per Post und Mail wird sie in den nächsten Tagen in den Jugend- und Pfarrämtern in der Erzdiözese eintreffen.
Aktionen: In den Dekanaten und Seelsorgebereichen locken spezielle Angebote. So im Dekanat Lichtenfels ein Gottesdienst in Schwürbitz am 27. April um 18.30 Uhr und auf der Seebühne in Bad Staffelstein am 5. Mai um 18 Uhr.
