Austausch und Abbau von Vorurteilen
Jugendgruppe aus Wladimir in Russland zu Gast beim BDKJ im Erzbistum
Bamberg. Ob Verletzung von Menschenrechten oder politische Unruhen: Das Russland-Bild vieler Europäer ist vor allem durch negative Schlagzeilen geprägt. Um dem entgegenzuwirken, Vorurteile abzubauen und den Austausch zu fördern, gibt es bereits seit 2000 einen internationalen Jugendaustausch zwischen dem BDKJ Bamberg und der katholischen Rosenkranzgemeinde in der russischen Stadt Wladimir. Als neuer Kooperationspartner unterstützt seit einem halben Jahr die Staatliche Universität Wladimir das Projekt. 15 junge Menschen sind derzeit für eineinhalb Wochen zu Besuch im Erzbistum.
„Ganz wichtig ist der Begegnungscharakter des Austauschs“, so Jutta Schnabel, die den Besuch der Gastgruppe als BDKJ-Dekanatsvorsitzende in Erlangen gemeinsam mit vielen Ehrenamtlichen organisiert und leitet. Durch die persönlichen Kontakte zwischen den jungen Menschen aus Deutschland und Russland würden dem jeweils anderen Land ein Gesicht gegeben und Barrieren abgebaut. Um möglichst umfassende Einblicke in Leben, Gesellschaft und Kultur in Deutschland zu ermöglichen, sei das Programm der Begegnungsreise sehr vielfältig. So besuchen die russischen Gäste nicht nur Jugendzentren und soziale Einrichtungen oder nehmen beispielsweise am „Äktschn-Wochenende“ des BDKJ in Erlangen teil, sondern unternehmen auch zahlreiche Tagesfahrten zu politisch, geschichtlich und kulturell bedeutsamen Orten - etwa nach Weimar oder Nürnberg. Durch die Begegnungen seien zum einen viele Freundschaften entstanden, so Schnabel. Zum anderen lernten die jungen Menschen durch die Auseinandersetzung mit der jeweils anderen Kultur und mit anderen Lebensweisen auch viel über sich selbst.
Von zwei wesentlichen Zielen des internationalen Austauschs spricht Iwan Wikulow, Religionswissenschaftler an der Universität Wladimir und einer der Verantwortlichen der Fahrt. „Durch den persönlichen Kontakt erleben die Teilnehmer, dass Menschen überall auf der Welt Menschen sind. Trotz unterschiedlicher Nationalitäten und Konfessionen sind uns ähnliche Dinge wichtig - wie Friede, Familie oder Freunde.“ Zudem gehe es auch darum, voneinander zu lernen. Da ein Großteil der derzeitigen Gäste aus Wladimir Sozialpädagogik studiere, liege ein Schwerpunkt des Austauschs auf dem Kennenlernen der Strukturen und Inhalte der Kinder- und Jugend(verbands)arbeit im Erzbistum Bamberg. „Soziale Arbeit gerade im Jugendbereich ist in Russland weniger gut organisiert und verbreitet als in Deutschland“, so Wikulow. Das Konzept der ehrenamtlichen und selbstverantworteten Kinder- und Jugendarbeit sei in Russland bislang zum größten Teil unbekannt, weiß auch Schnabel. Die Kooperation mit der Universität Wladimir sei vor allem in dieser Hinsicht ein wichtiger Schritt. „Durch die Zusammenarbeit mit den Studentinnen und Studenten haben wir die Möglichkeit, den Austausch zu erweitern und noch stärker als bisher auf pädagogische Inhalte einzugehen“, betont die BDKJ-Dekanatsvorsitzende.