„Bundesministerium zerstört das Freiwillige Soziale Jahr“

BDKJ und Caritas Diözesanverband Bamberg fordern umgehende Rücknahme der Zwangsumwandlung in Bundesfreiwilligendienst
Die Einhaltung der Zusagen zum Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) und die sofortige Rücknahme der Zwangsumwandlung in Bundesfreiwilligendienst (BFD) verlangen der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg und der Diözesanverband Bamberg des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) vom Bundesfamilienministerium. „Es ist ein Skandal, Freiwillige in den neuen Dienst zwingen zu wollen“, kritisieren Caritas-Abteilungsleiterin Liselotte Schallenberg und BDKJ-Diözesanvorsitzende Tina Muck. „Um den bislang erfolglosen BFD zu retten, soll das bewährte Freiwillige Soziale Jahr zerstört werden.“
Bisher sollte sich der neugeschaffene BFD am bewährten FSJ orientieren. Das BFD-Gesetz wurde mit der Maßgabe verabschiedet, dass der neue Dienst nicht auf Kosten des FSJ geht. Nach dem Start des BFD im Juli entschieden sich aber sehr viel weniger junge Menschen für den neuen Dienst als für das etablierte FSJ. Dies veranlasste das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMJSFJ) nun in der vergangenen Woche, die Förderung des FSJ an den Ausbau des BFD zu koppeln. FSJ-Plätze werden jetzt nur gefördert, wenn bei einem Träger auf drei FSJ-Plätze auch zwei BFD-Plätze kommen.
Die drei großen Jugendverbände in Bayern und Träger des FSJ, die Bayerische Sportjugend (BSJ), die Evangelische Jugend Bayern (EJB) und der Bund der Deutschen Katholische Jugend (BDKJ) Bayern haben rund 1.100 FSJ-Verträge abgeschlossen. Sie sehen sich nun gezwungen, über ein Drittel dieser Verträge zu kündigen und den Jugendlichen einen BFD-Platz zu empfehlen. „Damit werden vorhandene FSJ-Plätze abgeschafft. Als Folge werden wir durch die fehlenden Fördermittel gezwungen, Bildungsreferentinnen, die seit vielen Jahren das FSJ begleiten, betriebsbedingt zu kündigen,“ kritisiert Johannes Merkl, Geistlicher Leiter des BDKJ Bayern.
„Das Vorgehen des Bundesministeriums ist für uns ein unbegreiflicher Vorgang! Die neuen Vorgaben sind für uns sechs Wochen vor Beginn des neuen FSJ-Jahrganges nahezu nicht zu erfüllen. Mit diesem Vorgehen wird das seit knapp 50 Jahren bewährte Angebot des FSJ, das bereits tausende junge Menschen als positive Erfahrung für ihren weiteren Lebensweg durchlaufen haben, dauerhaft zerstört“, beklagt Tina Muck, BDKJ-Diözesanvorsitzende in Bamberg. Für das Erzbistum Bamberg betrifft es von den landesweit 1.100 FSJ-Verträgen 75 FSJ-Plätze.
„Als Träger des FSJ stehen wir mit dem Rücken zur Wand,“ sagt Liselotte Schallenberg, Abteilungsleiterin für Familien-, Kinder- und Jugendhilfe beim Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg. „In der vom Bundesministerium erzwungenen Kurzfristigkeit von sechs Wochen haben wir nicht die Möglichkeit, auf diese Entwicklung zu reagieren. Daher muss das Bundesfamilienministerium die neue Förderrichtlinie umgehend zurücknehmen.“
Im Erzbistum Bamberg sind der Diözesan-Caritasverband und der BDKJ gemeinsam Träger des Freiwilligen Sozialen Jahres.