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„Der Jugendbereich in der Kirche ist ein großer Schatz“

Die Leitung des Jugendamts der Erzdiözese Bamberg (v.l.n.r.): Gerd Richard Neumeier, Brigitte Bayer, Christine Hawlitschek und Björn Scharf.
Datum:
Veröffentlicht: 14.8.23
Von:
Patricia Achter

Leitungsteam des Jugendamts der Erzdiözese Bamberg: Resümee und Visionen nach dem ersten halben Jahr

Bamberg. Seit rund einem halben Jahr leiten zwei Männer und zwei Frauen das Jugendamt der Erzdiözese Bamberg. Im Interview verraten sie, was sie an kirchlicher Jugendarbeit begeistert, wie sie im Team zusammenarbeiten und welche Visionen sie für die Zukunft haben.

Bamberg. Seit rund einem halben Jahr leiten zwei Männer und zwei Frauen das Jugendamt der Erzdiözese Bamberg: Diözesanjugendpfarrer Gerd Richard Neumeier, stellvertretender Jugendamtsleiter Björn Scharf, Personalsachbearbeiterin Christine Hawlitschek und Verwaltungsleiterin Brigitte Bayer. Im Interview verraten sie, was sie an kirchlicher Jugendarbeit begeistert, wie sie im Team zusammenarbeiten und welche Visionen sie für die Zukunft haben.

Warum besteht das Leitungsteam nun aus vier Personen?

Gerd Richard Neumeier: Als ich hier angefangen habe, bestand die Leitung aus zwei Personen und war sehr hierarchisch aufgebaut. Mir war es wichtig, Mitarbeitende mit wesentlichen Aufgabenbereichen im Finanz- und Personalbereich im Leitungsteam aufzunehmen. Auch wenn die Letztverantwortung beim Leiter und beim ständigen Stellvertreter liegt, sind wir dadurch demokratischer aufgestellt und können zudem einen regelmäßigen Austausch in den wichtigsten Bereichen des Jugendamtes erreichen.

Wie erlebt Ihr die Zusammenarbeit im Team?

Brigitte Bayer: Wir haben im Leitungsteam einen sehr guten Austausch. Erforderliches wird in der Runde besprochen und auf kurzem Dienstweg umgesetzt. Das macht die Zusammenarbeit für mich sehr angenehm und leicht.

Christine Hawlitschek: Ich arbeite seit zwölf Jahren an der Seite der stellvertretenden Jugendamtsleitung und empfinde diese Veränderung hin zu einer teamgeführten Leitung als absolute Bereicherung. Wir pflegen einen sehr wertschätzenden Umgang miteinander, und ich fühle mich und meine Arbeit gesehen.

Björn Scharf: Ich bin in die Leitung des Jugendamts gewechselt, weil Gerd mich mit seiner Idee einer kollegialen Team-Leitung begeistert hat. Ein anderer Grund ist, dass die kirchliche Jugendarbeit zu diesem Zeitpunkt in einer schweren Krise steckte, da Ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeiter*innen zutiefst verunsichert waren, wie es nach Corona, Spar- und Umstrukturierungsbeschlüssen weitergeht. Obwohl ich nie Leitung werden wollte, habe ich mich zu diesem Schritt entschieden, weil mir das Kollegium, das Arbeitsfeld und die Kirche, für die ich mich seit über 20 Jahren engagiere, am Herzen liegen. Der Jugendbereich in der Kirche ist ein großer Schatz und hat weiterhin ein großes Potenzial, wenn wir mit jungen Menschen die Zukunft von Gesellschaft und Kirche mitgestalten wollen.

Warum begeistert Euch kirchliche Jugendarbeit?

Björn Scharf: Das vielfältige Angebot, das beeindruckende Engagement von vielen Ehrenamtlichen und Hauptberuflichen und die Chance, junge Menschen ein Stück ihres Lebensweges begleiten zu können. Für mich war es immer eine Freude, Zeit mit jungen Leuten verbringen zu dürfen – ob bei einer Jugendleiter-Schulung, einer Freizeit oder beim Pilgern. Zeit ist der Schlüssel zur Erfüllung unseres Auftrags, junge Menschen in ihrer Entwicklung zu fördern. Dafür braucht es eine Vertrauensbasis, dann kommen wir auch zu tiefgehenden Fragen über Glauben, den eigenen Lebensweg, berufliche Perspektiven, aber auch persönlichen Sorgen ins Gespräch. Wenn das gelingt, sind wir dem Auftrag ganz nahe, Jugendpastoral als Beziehungspastoral zu gestalten, so wie es in den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz 2021 formuliert ist.

Brigitte Bayer: Ich arbeite viel mit dem Kollegium des Erzbistums zusammen, vor allem jedoch mit dem Kollegium unserer Abteilung Jugendamt, den Jugendverbänden und ihren Ehrenamtlichen. Es ist für mich faszinierend zu sehen, welche tollen Projekte und Maßnahmen mit bewilligten Geldern und engagierten Menschen umgesetzt werden. Super! Es würde mich freuen, wenn unsere tollen Aktionen in den Medien präsenter wären, damit auch weitere Interessierte davon profitieren könnten.

Christine Hawlitschek: Es hat mich geprägt, dass ich selbst in der katholischen Jugend sozialisiert worden bin, und das hat sicher auch zu meiner Persönlichkeitsentwicklung beigetragen. Auch heute habe ich immer noch Kontakte aus dieser sehr intensiven Zeit. Heute kann ich unter anderem neuen Mitarbeiter*innen beim Einstieg in den Jugendbereich behilflich sein und alle Kolleg*innen als Personalsachbearbeiterin in ihrem Alltag unterstützen. Ich erlebe es als Bereicherung, dass ich darüber mitbekomme, was Jugend bewegt, wie sich die Jugend(verbands)arbeit weiterentwickelt und welch vielfältige Angebote Ehrenamtliche zusammen mit unseren Kollegen*innen immer wieder aufs Neue auf den Weg bringen.

Gerd Richard Neumeier: Ich war schon in meiner Zeit als Pfarrer immer direkt an der Jugendarbeit angedockt. Als Diözesanjugendpfarrer macht es mir jetzt unheimliche Freude, die Möglichkeiten und Kontakte zu nutzen, die ich habe. An verschiedenen Punkten kann ich mich zum Beispiel für Verbände, junge Leute oder die Burg Feuerstein einsetzen. Die Themen der Jugend sind Themen der Kirche! Letztlich steckt mich die Lebendigkeit von Jugendlichen auch selbst an, lässt mich jung und wach bleiben. Ich glaube, dass wir hier im Jugendamt mit unserer Arbeit gut aufgestellt sind und mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, gut in die Zukunft gehen können.

Was war die Ausgangssituation, als Ihr die Leitung übernommen habt?

Björn Scharf: Ab 2017 gab es einen Strukturprozess in unserer Diözese, dazu gehörte auch die Frage, wie es mit dem Jugendbereich weitergeht, wie wir uns in der Diözese neu verorten. Hier haben wir 2018 ein neues Fachstellen-Konzept vorgelegt und mit der Umsetzung begonnen. Dann kam der Prozess „Vertrauen und Verantwortung 2025“, in dem es um Fragen der Zukunftssicherung der Kirche ging, aber auch klar um deutliche Einsparungen. Dieser Prozess und zusammenhängende Entscheidungen waren für viele Beteiligte nur wenig transparent. Gerd und ich haben die Leitung des Jugendbereichs in einer Situation der Verunsicherung und Frustration übernommen. Für uns ging es also darum, den Jugendbereich zu stabilisieren und Vertrauen zurückzugewinnen. Gerd führt in einer Lenkungsgruppe auf Diözesanebene die entscheidenden Gespräche und arbeitet zusammen mit anderen Akteuren aus der Bistumsleitung Prüfaufträge der Ordinariatskonferenz ab. Im Jugendamt setzen wir auf einen kollegialen Leitungsstil mit viel Transparenz und Beteiligung und bemühen uns zeitnah um Lösungen im Personalbereich, aber auch zu fachlichen, organisatorischen und strukturellen Fragen.

Gerd Richard Neumeier: Dieses Bemühen um zeitnahe Lösungen ist ein wesentlicher Aspekt, den die Kolleg*innen im Jugendamt auch sehen. Die Anliegen verschwinden nicht einfach in den Mühlen der Bürokratie. Es ist unser aller Anliegen, die Arbeit der Leute im Jugend(verbands)bereich der Erzdiözese zu sehen, wertzuschätzen, Rückmeldung zu geben und uns bestmöglich für sie einzusetzen. Das trägt zu einem guten Arbeitsklima bei. Dafür braucht man keine Millionen, sondern vor allem die richtige Einstellung. Ich möchte den Bereich, in dem ich Verantwortung trage, positiv mitgestalten – auch wenn es mehrere Verantwortungsbereiche sind.

Was ist Eure Vision für kirchliche Jugendarbeit in Zukunft?

Gerd Richard Neumeier: Im Jugendbereich will ich versuchen, gewisse Projekte voranzubringen; Projekte, die offen für alle Menschen sind. Zum Beispiel möchte ich Maßnahmen auf Burg Feuerstein anstoßen, die neu und vielleicht auch zukunftsweisend sind. Eine Disko auf der Burg dockt an die Lebenswirklichkeit junger Leute an und schenkt nebenbei die Möglichkeit, sie mit Glaubensthemen in Berührung zu bringen. Ich möchte Offenheit nach außen signalisieren und zeigen, dass wir alle Jugendlichen im Blick haben – egal, welches Geschlecht oder welche sexuelle Orientierung sie haben.

Björn Scharf: Unser Leitgedanke, wie er auch im Jugendplan der Erzdiözese formuliert ist, ist eine kooperative Kinder- und Jugendpastoral: Alle, die für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Verantwortung übernehmen, sollen bestmöglich zusammenarbeiten, um für junge Menschen wirklich da zu sein, sich gegenseitig unterstützen und dadurch auch entlasten. Es gilt, miteinander auf die individuellen Ressourcen zu achten und die jeweiligen Kompetenzen und Talente richtig einzusetzen. Dann kann es uns gelingen, immer wieder aufs Neue Zeit zu haben, für junge Menschen Frei- und Experimentierräume zu schaffen und Interesse zu wecken für die Vielfalt kirchlicher Jugend(verbands)arbeit! Ein gutes Miteinander und attraktive Angebote sind zudem auch die beste Werbung für ein ehrenamtliches Engagement oder einen Beruf im Jugendbereich oder andere Arbeitsfelder unserer Kirche.

Christine Hawlitschek: Ich denke auch, dass die Kirche für Jugendliche aus den unterschiedlichsten Bereichen da sein muss. Ministrant*innen sind eine wichtige Gruppe in der Kirche, aber darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Jugendlichen, die wir immer schwerer erreichen. Die Jugend hat mit vielen Problemen zu kämpfen. Wenn wir sie unterstützen wollen, müssen wir immer wieder neue Wege suchen, um sie anzusprechen.