Die ganze Welt auf Burg Feuerstein

Über 100 Kinder und Jugendliche nahmen an Sommerferienkursen im Jugendbildungshaus teil
Ebermannstadt. Ella und Antonia sammeln Holz für den selbstgebauten Lehmofen, die anderen kümmern sich in der Zwischenzeit um das Essen. Neben dem Ofen steht ein echtes Tipi. Die Kinder tragen knielange Gewänder, manche haben Pfeil und Bogen in den Händen und auch die Federn auf dem Kopf fehlen nicht: Die „Indianer“ waren eine von vier Gruppen bei den diesjährigen Sommerferienkursen im Jugendhaus Burg Feuerstein vom 02. bis 14. August. Über 100 Kinder und Jugendliche nahmen an dem elftägigen Programm teil.
„Jenseits von Schule und Alltag eine richtig gute Zeit erleben“, das ist es, was die Sommerkurse nach Joannis Platis, Bildungsreferent auf Burg Feuerstein und einer der Hauptverantwortlichen, vor allem ausmacht. Bereits seit über 30 Jahren gibt es die Ferienkurse, die Nachfrage ist gleichbleibend groß. Über 100 Kinder und Jugendliche aus dem ganzen Erzbistum waren es heuer - die jüngsten neun Jahre alt, die ältesten 18 -, die auf Burg Feuerstein in die großen Ferien starteten. Action und Abenteuer standen bei allen ganz oben, bei den „Indianern“ ebenso wie bei den Gruppen „Einmal um die Welt“, „Zusammen sind wir stark“ oder „Vier ist mehr als eine Zahl“. Mit Gleichaltrigen aktiv sein und Spaß haben, seien wichtige Aspekte des Konzepts, so Platis, der die Sommerferienkurse schon seit 24 Jahren mit organisiert und leitet. Daneben gebe es aber immer wieder auch ruhigere Einheiten, bei denen sich die Kinder und Jugendlichen – ihrem Alter und Fähigkeiten angemessen – mit sich selbst, mit Werten, Normen und Zielen auseinandersetzen könnten. Eine wichtige Rolle spiele dabei für das kirchliche Jugendhaus auch die religiöse Bildung, die „genau da ansetzt, wo die Kinder stehen“, wie Platis sagt. So gehörten spirituelle Tagesimpulse etwa genauso zum Programm wie ein gemeinsam vorbereiteter und gestalteter Gottesdienst.
„Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können hier ganz neue Erfahrungen machen und sich selbst ausprobieren“, ergänzt Judith Höfer, eine der 26 ehrenamtlichen Leiterinnen und Leiter. Sie meint damit zum einen konkrete handwerkliche Fähigkeiten: „Welches Kind hat zum Beispiel schon einmal einen Lehmofen gebaut oder ein eigenes Hemd genäht?“. Zum anderen tragen für die 20-jährige Studentin die vielen Begegnungen dazu bei, dass die Kinder und Jugendlichen lernen, über ihren Tellerrand hinauszuschauen. „Gemeinschaftserlebnisse“, „Freundschaften“, „Konfliktfähigkeit“ und „Inklusion“ sind Schlagwörter, die Platis in diesem Zusammenhang nennt. Was in vielen Schulen und anderen Einrichtungen erst langsam Einzug erhält, ist auf Burg Feuerstein schon lange selbstverständlich. So nehmen an den Ferienkursen immer auch Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen – Krankheiten, Behinderungen oder sozialen Auffälligkeiten – teil. Begegnungen aber auch mit Menschen aus anderen Ländern, mit den Freiwilligen aus Tansania und aus dem Senegal zum Beispiel, die derzeit einen Deutschkurs auf Burg Feuerstein machen. „Hier kommen junge Menschen zusammen, die sonst nicht viel miteinander zu tun haben“, sagt Platis. Normalität in diesem Miteinander herzustellen, sich gegenseitig zu tolerieren und zu akzeptieren, Vorurteile abzubauen: Auch das seien Ziele, die mit dem Ferienprogramm erreicht werden sollen. „Wir kennen hier in der Gegend kein vergleichbares Modell in der Jugendarbeit“, erzählt Platis. Der organisatorische Aufwand sei hoch, lohne sich aber spätestens dann, wenn man sehe, „dass alles gut gegangen ist, dass Berührungsängste abgebaut werden konnten und die Kinder und Jugendlichen eben einfach eine richtig gute Zeit zusammen hatten.“ Weitere Informationen zu den Ferienkursen und anderen Angeboten des Jugendbildungshauses unter www.burg-feuerstein.de
