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Eine Brücke in die Zukunft

Kamingespräch
Datum:
Veröffentlicht: 12.4.11
Von:
Volker Poerschke

Ehemalige suchen das Gespräch mit dem BDKJ

„Wer Diözesanversammlungen leiten kann, der hat auch die Grundregeln dafür gelernt, wie man eine Aufsichtsratssitzung leitet", behauptet der frühere stellvertretende BDKJ-Diözesanvorsitzende (1985 bis 1991) Siegfried Russwurm schmunzelnd. Die Arbeit im BDKJ habe ihn geprägt. Davon möchte er gerne etwas zurückgeben. Gemeinsam mit vier weiteren Ehemaligen nutzte er die vergangene Diözesanversammlung auf Burg Feuerstein, um mit den heute in der Jugendarbeit engagierten Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.

Bamberg/Ebermannstadt. Als Jugendliche waren sie alle selbst aktiv im BDKJ-Diözesanverband. Heute sind sie Firmenchefs, Manager, Politiker oder bekleiden hohe Posten in der Kirche. „Hätte ich die Erfahrungen als Diözesanjugendführer in Bamberg nicht gemacht, wäre mein Leben wahrscheinlich anders verlaufen.“, meint Professor Günther Goth, von 1967 bis 1970 Diözesanjugendführer der Katholischen Jugend im Erzbistum Bamberg. Dem heutigen Vorstandsvorsitzenden des Bildungswerks der Bayerischen Wirtschaft war es ein persönliches Anliegen, sich einfach einmal mit den jungen BDKJlern zu treffen. „Heute wird schnell über Jugendliche geurteilt, ohne dass man überhaupt weiß, was sie eigentlich machen.“, sagt er. Ein Grund dafür sei, so Goth, dass oftmals der direkte Kontakt zu den Jugendlichen fehle. Das BDKJ-Kamingespräch auf der Burg sollte daran etwas ändern.

Diese Gelegenheit nutzten neben Goth und Russwurm auch Matthias Fack, Dr. Matthias Gröbner und Bambergs ehemaliger Oberbürgermeister Herbert Lauer, Vorsitzender des Stiftungsbeirats „Option für die Jugend“. Sie erfuhren, dass die Rahmenbedingungen für die kirchliche Jugendarbeit schwieriger geworden sind, etwa weil Jugendliche immer weniger mit Kirche anfangen können und es eine große Herausforderung sei, in Zeiten von G8 und Studienreformen Ehrenamtliche für die Leitung der Jugendarbeit zu finden. Damals wie heute plagt die Jugendarbeit die Sorge ums liebe Geld.

„Die ständigen Diskussionen ums Geld, die immer wiederkehrenden Kürzungen von Kirche und Staat in der Jugendarbeit – und das, obwohl eigentlich Geld da war – das war für mich damals Ansporn, die Jugend über Stiftungen finanziell unabhängiger zu machen.“, erinnert sich der ehemalige Diözesanvorsitzende Matthias Fack. Während seiner Amtszeit von 2000 bis 2006 wurde der Stiftungsgedanke in der kirchlichen Jugend(verbands-)arbeit verankert. Er ist überzeugt: „Wer Jugendarbeit machen will, möchte sich erst einmal keine Gedanken ums Geld machen.“ Heute ist Matthias Fack Vorsitzender des Stiftungszentrums Katholische Jugendarbeit in Bayern und frisch gewählter Präsident des Bayerischen Jugendrings. Der Stiftungsgedanke, so Fack, sei mittlerweile fest verankert in der Jugendarbeit auf Diözesan- und Landesebene. Doch ein solch hochkarätig besetzter Stiftungsbeirat wie im Erzbistum Bamberg, über alle Generationen hinweg, sei in Bayern einzigartig. Natürlich gehe es dabei auch um finanzielle Unterstützung, so Günther Goth. „Aber nicht ausschließlich.“ Vielmehr gehe es darum, Brücken zu bauen und Erfahrungen auszutauschen.

„Ich hoffe, dass es auch in Zukunft Ehemalige gibt, die den BDKJ unterstützen, damit Jugendarbeit eine Zukunft hat.“, meinte ein Jugendlicher abschließend. Eine Hoffnung, die auch BDKJ-Diözesanvorsitzende Tina Muck teilt: „Der Blick auf die eigenen Wurzeln, kann auch immer wieder neue Perspektiven für die Zukunft aufzeigen.“, ist sie überzeugt. „Und der BDKJ Bamberg hat starke Wurzeln.“

„Es war für mich eine positive Erfahrung, dass wir so auf Augenhöhe miteinander sprechen konnten – dieser Grundkonsens, dass man zusammengehört, obwohl zum Teil 40 Jahre zwischen uns liegen“, resümiert Günther Goth. Und Siegfried Russwurm ergänzt: „Ich fand es sehr interessant, wie heute an Themen herangegangen wird, welche neuen Diskussionen heute geführt werden und welche Themen uns schon damals bewegt haben." Er habe es besonders spannend gefunden, dass der BDKJ-Bamberg erst kürzlich die Forderung zum Atomausstieg wieder aufgenommen hätte, die der BDKJ bereits zu seiner Zeit, 1987, unter dem Eindruck der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl intensiv diskutiert und verabschiedet hatte. Sein Fazit: „,Katholisch – politisch – aktiv‘, das gilt für den BDKJ damals, wie heute."