Es geht um die Menschen

FDP-Abgeordneter Körber im Gespräch mit dem BDKJ-Diözesanvorstand
Bamberg. „Freiheit und Toleranz sind klassische liberale Positionen. Deshalb setzt sich die FDP für die Förderung der Individuen ein.“ Der FDP-Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Bezirksvorsitzende der FDP Oberfranken, Sebastian Körber, zeigte im Gespräch mit dem Diözesanvorstand des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend Bamberg (BDKJ) einige Positionen der Liberalen und der Regierungskoalition auf, die Kinder und Jugendliche in besonderer Weise betreffen.
Wirtschaft vor Bildung?
Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl führte in einige wichtige Schwerpunkte des BDKJ Diözesanverbandes ein. Der BDKJ trete für die Interessen von Kindern und Jugendlichen ein. Wichtig sei es, dass junge Menschen eine ganzheitliche Bildung erfahren könnten, und dass sie in ihren Fähigkeiten und Stärken gefördert würden. Es entstehe oft der Eindruck, dass auch bei politischen Entscheidungen die Aspekte der Wirtschaftlichkeit diesem Anliegen entgegen stehen würden. Körber widersprach diesem Eindruck und betonte, dass der Gedanke der Wirtschaftlichkeit natürlich eine Rolle spiele bei politischen Entscheidungen, dass Wirtschaftlichkeit aber im Hinblick auf die Förderung von Menschen keine entscheidende Rolle spielen dürfe. Es gehe bei liberaler Politik letztlich darum, die Freiheit der Menschen zu erhalten und zu schützen. Dies geschehe durch aktive Umweltpolitik und in der Bildungspolitik durch die Forderung von Chancengleichheit.
Kürzungen beim Freiwilligendienst
Die BDKJ Diözesanvorsitzende Tina Muck erläuterte, dass der BDKJ-Diözesanverband Bamberg vor allem auch die Freiwilligendienste fördere. 65 junge Menschen leisten derzeit unter der Trägerschaft von BDKJ und Caritas ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Erzbistum. Das FSJ biete jungen Menschen eine gute Hilfe bei der beruflichen Orientierung und sei ein Erfolgsprojekt. Außerdem würden elf Freiwillige einen Weltfreiwilligendienst in Peru, Bolivien, Indien und im Senegal absolvieren. Hier sei allerdings festzustellen, dass die Zusagen des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung seit der Führung durch Bundesminister Niebel immer weiter zurückgenommen wurden. So würden bundesweit derzeit nicht wie beabsichtigt 10.000 Einsatzstellen durch das Ministerium gefördert, sondern lediglich 3.300, was für die jeweiligen Träger zu einer großen Planungsunsicherheit führen würde. Körber bestätigte, dass auch nach seiner Einschätzung Freiwilligendienste dazu geeignete wären, jungen Menschen Orientierung zu bieten sowie den Blick für neue und andere Lebens- und Arbeitsfelder zu weiten. „Es geht darum, den ,eigentlichen Menschen‘ zu bilden. Soziale Kompetenz ist schließlich das A und O für eine funktionierende Gesellschaft und letztlich auch für die Teamfähigkeit in der Wirtschaft“, so Körber. Bezüglich der angesprochenen Schwierigkeiten um den Weltfreiwilligendienst sagte der FDP-Abgeordnete zu, dass er bei dem zuständigen Ministerium eine Stellungnahme einholen wolle.
Sparen bei der Jugend
BDKJ Diözesanvorsitzender Matthias Lange stellte fest, dass junge Menschen durch die Angebote der kirchlichen Jugendarbeit für das Leben gestärkt würden. Es sei immer wieder beeindruckend, wenn ältere Menschen von ihren Jugendarbeitserfahrungen berichten würden, wie sie gelernt hätte, demokratische Willensbildungsprozesse zu gestalten, wie sie Gemeinschaft erlebt hätten und wie sie große Veranstaltungen und Projekte durchgeführt hätten. Heute sei Jugendarbeit auch durch zurückgehende Zuschüsse von kirchlicher und staatlicher Seite gefährdet. Insbesondere gehe die Planungssicherheit verloren. So stünden beispielsweise dem Bayerischen Jugendring (BJR) mit dem neuen Haushalt wohl etwa 1,1 Millionenen Euro weniger für die Jugendarbeit zur Verfügung. Körber zeigte sich über diese Entwicklung verwundert, da doch gerade die Bayerische Staatsregierung betone, dass an der Bildung nicht gespart würde. Als Vorsitzender der Jungen Liberalen hätte er immer wieder erlebt, wie wichtig die Förderung der Kinder- und Jugendarbeit durch den BJR sei. Auch in diesem Anliegen sicherte er zu, beim Bayerischen Kultusministerium die Hintergründe der Kürzungsüberlegungen zu erfragen.
Nachhaltige Verteilung der Mittel
Grundsätzlich sei für Politiker natürlich auch wichtig, die Gesamtsituation des Landes im Blick zu behalten. „Deutschland hat kein Einnahmeproblem“, so Körber. Es brauche eine größere Bewusstseinsbildung für das, was vom Staat geleistet werden könne. Gelder müssten klug verwendet werden, auch im Hinblick auf die Verantwortung für die nachkommenden Generationen.
Die Mitglieder des BDKJ-Diözesanvorstandes wiesen darauf hin, dass die nachfolgenden Generation jetzt schon gefördert werden müssten. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Hartz IV-Diskussion werde durch die Politik oft nicht deutlich, dass es tatsächlich „um die Menschen“ ginge. Pötzl wies darauf hin, dass gerade die Förderung der Bildung junger Menschen aus einkommensschwachen Familien Priorität haben müsse. Dazu sei es wünschenswert, dass die vorgesehenen Bildungsgutscheine auch bei anerkannten Trägern der freien Jugendhilfe - z.B. bei den kirchlichen Jugendverbänden - einlösbar sein sollten. Dies sei derzeit noch nicht der Fall. Auch hierfür sagte Körber seine Unterstützung zu.