Familie und Dorfgemeinschaft werden hier ganz groß geschrieben

Tiefe Einblicke ins Leben im Senegal
Am Nachmittag waren wir mit Abbé Ambroise verabredet. Er hat uns eingeladen, zusammen mit ihm in sein Dorf Lehan zu fahren. Es ist 20 Kilometer von Thiès entfernt – wir waren sehr gespannt, wie lange diese Fahrt wohl dauern könnte :o) Während der Fahrt über geteerte Straßen und über Sandpisten, erzählte Abbe Ambroise einiges zum Leben hier auf dem Land. Er zeigte uns auch die Projekte, die von der Caritas vor Ort unterstützt werden. Zum Beispiel wird derzeit eine Wasserleitung in Zusammenarbeit der Dorfbevölkerung und der Caritas gebaut, um eine bessere Versorgung gewährleisten zu können. Es war beeindruckend, die Lebensumstände zu sehen. Uns wurde der Unterschied zwischen Arm und Reich noch deutlicher. Jedes Dorf ist nochmal in unterschiedliche Bereiche eingeteilt. Man kann grob sagen, dass eine Familie zusammen mehrere Strohhütten baut und diese ringsum durch einen Zaun begrenzt. Im ersten Gemeindeteil von Lehan haben wir angehalten, um Pascal zu besuchen. Er ist der Chef der "Direction Diocésaine de L’Enseignement Catholique" (Didec), arbeitet in Thiès und kümmert sich um die Verwaltung und Organisation der katholischen Kindergärten und Schulen. Pascal hat uns spontan zu sich auf die Veranda seines gemauerten Hauses eingeladen, hat uns kühle Getränke serviert und wir durften den ersten Blick in eine der Strohhütten werfen. Es war die Gemeinschaftsküche der Familie. Offenes Feuer zum kochen und Wasserwannen zum spülen, außerdem viele Töpfe und Pfannen – ein Kücheneinrichtungshaus hätte hier wohl keine Überlebenschance ;o)
Nach einem kurzen Gespräch mit Pascal, in dem wir auch erfuhren wie der politische Ablauf in so einem Dorf ist, ging es zurück in den Bus und wieder auf die Sandpiste. Abbé Ambroise lies den Busfahrer dann auch diesen Weg verlassen und wir befanden uns mitten in der Steppe. Er wollte uns einen seiner Lieblingsorte und den "schönsten Baum der Welt" zeigen. Wir wurden in einen „Garten“ geführt, in dem unter anderem Mangobäume und Palmen standen. Der dort gewonnene Palmwein wurde von uns probiert und wir waren uns einig, dass der ganz ähnlich unserem Federweißen ist.
Nach dieser Zwischenstation sind wir dann weiter zum Dorf von Abbé Ambroise. Wir wurden von seiner Familie sehr herzlich empfangen und wurden zum Nachmittagssnack eingeladen. Während erstmal aus allen umliegenden Häusern genügend Stühle und Bänke für uns herbei getragen wurden, haben die Frauen zwei große Platten mit lecker senegalesischem Essen vorbereitet. Nun hieß es für uns also: Hände waschen im Wassereimer, Versammlung um die Platten und mit Fingern essen. Abbé Ambroise zeigte uns dann sein Dorf, wir haben viele nette Menschen seiner Familie kennen gelernt und haben auch schnell wieder kleine Freunde an unserer Seite gehabt, die uns Toubabs beim Rundgang durch die Straßen begleitet und mit uns Fußball gespielt haben. Die Familie von Ambroise stand uns dann auch für Fragen zur Verfügung und wir haben viel über das Familienleben, das Zusammenwohnen, die Arbeitsaufteilung und die Dorfgemeinschaft erfahren. Auch uns wurden zahlreiche Fragen gestellt. Danach haben wir noch die Schlafzimmerhütte besichtigen dürfen, haben für das Dorf einige Geschenke übergeben und wir konnten im Fernsehen den Beginn des traditionellen Ringkampfes verfolgen – wirklich alle Einheimischen saßen zu diesem Zeitpunkt vor dem Fernseher.
Zum Dorf gehört auch eine Kirche und eine Krankenstation. Diese haben wir ebenfalls besucht und haben dort auch wieder einen Teil unserer Hilfsgüter abgegeben. Die Schwestern haben sich sehr über unser mitgebrachtes Verbandsmaterial gefreut und können es auch gut nutzen.