Feuerwerk, Stierhatz und Folklore

Die BDKJ-Freiwilligen Maximilian May und Corinna Wilhelm feierten Ostern in Südamerika
„Am Samstagmorgen habe ich eher beiläufig vom Hotelbesitzer erfahren, dass gleich die traditionelle Stierhatz stattfinden würde“, erzählt Maximilian May von seinem bisher wohl ungewöhnlichsten Ostererlebnis. Der 19-Jährige aus Reinhardshofen in der Nähe von Neustadt/Aisch macht seit acht Monaten einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Peru. Entsendet wurde er vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Bamberg. Sein erstes Osterfest in Südamerika verbrachte er in Ayacucho, einer Stadt mitten in den Anden. „Das ist die Stadt mit den bekanntesten Osterumzügen in Peru. Zur 'Semana Santa' [Karwoche] kommen Besucher aus dem ganzen Land hierher, um Ostern zu feiern“, so Maximilian.
Stierhatz am Karsamstag
Die Karfreitagsprozession mit aufwändig geschmückten Christus- und Marienfiguren, verschleierten Frauen und Blasmusik habe sehr an die traditionellen Feierlichkeiten in Spanien erinnert. Eine große Überraschung sei dagegen die Stierhatz am Samstag gewesen. „In der Zuschauermenge breitete sich plötzlich eine große Unruhe aus, es wurde gekreischt und gerufen, alle rannten von der Straße, flohen in Hauseingänge oder kletterten Zäune hoch“, beschreibt Maximilian. Die grölende Menschenmenge habe an diesem Vormittag insgesamt sieben „Osterstiere“ durch die Straßen Ayacuchos gehetzt. Was es mit diesem für Europäer sehr ungewöhnlichen Spektakel auf sich hat? Maximilian konnte darauf keine Antwort finden. Ungewöhnlich – vor allem ungewöhnlich laut und bunt – ging es jedoch auch am Ostersonntag weiter: „Vor dem Gottesdienst im Freien wurde aus einem Kirchenfenster Konfetti gestreut und abwechselnd flogen mannsgroße Heißluftballons und Feuerwerkskörper in die Morgendämmerung davon“, so Maximilian.
Zwölf Gerichte für die zwölf Apostel
Weniger bunt, dafür genauso außergewöhnlich verbrachte Corinna Wilhelm ihr diesjähriges Osterfest. Wie Maximilian wurde sie letztes Jahr vom BDKJ Bamberg als Freiwillige entsendet. Ein Jahr lebt und arbeitet die 20-Jährige aus Weingarten in einer Kirchengemeinde in Cochabamba in Bolivien. Anders als in Deutschland gilt der Karfreitag in Bolivien nicht als strenger Fastentag. „Auf dem Land kochen viele Bolivianer zwölf verschiedene Gerichte, um an die zwölf Apostel zu erinnern. Hier in der Stadt hat sich die Tradition aber fast verloren“, erzählt Corinna. Überraschend für sie sei der Kreuzweg am Nachmittag gewesen. „Ein als Jesus verkleideter Jugendlicher wurde dabei tatsächlich an ein etwa drei Meter großes Kreuz gebunden“, gibt die Freiwillige ihre Eindrücke wieder.
Ein Stück Deutschland in Bolivien
Ein bisschen wie zuhause in Deutschland fühlte sich Corinna dagegen am Karsamstag, als sie gemeinsam mit zahlreichen Kindern und Jugendlichen Ostereier bemalte. Eine bolivianische Tradition? Corinna verneint. Vielmehr habe Padre Manfredo, ein deutscher Pfarrer, den Brauch vor vielen Jahren nach Cochabamba gebracht, wo ihn die Kirchengemeinde seitdem fortführe. Mit deutschen Traditionen mitten in Bolivien ging es auch am Ostersonntag weiter. So hatte das in Cochabamba ansässige deutsch-bolivianische Kulturinstitut eine große Ostereiersuche organisiert. „Es war ganz schön komisch, auf der „Plaza Colón“ anzukommen und laute deutsche Musik zu hören“, erzählt Corinna.
Bolivianische Folklore
Dass sie tatsächlich am anderen Ende der Welt ist, wurde ihr jedoch spätestens am Nachmittag des Ostersonntags wieder bewusst. Auf einem Fest tanzten die Gäste 'Cueca', bolivianische Folklore. „Ich war die Attraktion: eine 'Gringa' [lateinamerikanische Bezeichnung für Ausländerin], die bolivianische Folklore tanzt, fanden alle ganz toll und hörten gar nicht mehr auf, Fotos zu machen“, lacht Corinna. Die 20-Jährige ist froh, Ostern in Bolivien verbracht zu haben: „Nach der sehr intensiv erlebten, anstrengenden, aber auch wunderschönen Karwoche fiel ich todmüde und dankbar für alles, was ich hier erleben darf, ins Bett.“
Der BDKJ-Diözesanverband Bamberg entsendet jedes Jahr junge Menschen zwischen 18 und 28 Jahren im Rahmen des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes „weltwärts“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung nach Peru, Bolivien, Indien, Tansania und in den Senegal. Infos zu allen Einsatzstellen und den Voraussetzungen gibt es unter www.bdkj-bamberg.de/referate/weltfreiwilligendienste.


