Freundschaft auf Distanz

Unter dem Motto zuFRIEDEN pilgerten die Jugendlichen bei der diözesanen Jugendwallfahrt 2020 digital
Das Experiment ist geglückt. Bei der ersten digitalen Jugendwallfahrt (JuWall) im Erzbistum Bamberg – und wahrscheinlich auch in Deutschland – hat nahezu alles reibungslos funktioniert. Zwar ruckelte beim Abschlussgottesdienst aus der Basilika in Marienweiher anfangs etwas das Bild, doch schon nach wenigen Minuten hatte das Team vom Bamberger Diözesanverband des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und dem Jugendamt der Erzdiözese das Problem im Griff. Das Bild funktionierte einwandfrei und alle, die sich an diesem Nachmittag auf den Weg gemacht hatten, konnten den Gottesdienst live mitfeiern.
Aufgemacht hatten sich die zwischen 50 und 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 16. Mai um 15 Uhr. Da begrüßten die BDKJ-Diözesanvorsitzende Katharina Niedens und Diözesanjugendpfarrer Norbert Förster alle Pilgerinnen und Pilger im Livestream. Im Hof der Bamberger Kleberstraße 28 bedauerte Norbert Förster, dass die JuWall in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nicht in der gewohnten Form stattfinden kann. „Die persönliche Begegnung, das Händeschütteln, sich gegenseitig in den Arme nehmen, das fehlt uns“, sagte er.
Die Jugendwallfahrt aber ausgerechnet jetzt ausfallen zu lassen, kam für das Vorbereitungsteam nicht in Frage. Daher entschlossen sie sich dafür, ein digitales Format auszuprobieren. In den beiden Wochen vor der JuWall produzierten sie daher zum Teil aufwändige Videos, die anstelle der sonst üblichen vier Stationen traten. In der ersten Station thematisierte Bernd Sorgenfrei, Referent für Glaubensbildung im Jugendamt der Erzdiözese, zusammen mit den Jugendlichen die Frage nach der Zufriedenheit und dem Zusammenhang mit dem Frieden. Nur wer mit sich selbst im Frieden sei, sei auch in der Lage in Frieden zu leben.
Für den Weg zur zweiten Station gab es für alle eine kleine Aufgabe: Sie konnten aus einem Blatt Papier eine Friedenstaube falten. Als Anleitung dafür gab es wieder ein You-Tube-Video, mit dem das Kunststück in wenigen Minuten gelang. An der zweiten Station machten sich die Jugendlichen aus dem BDKJ-Regionalverband Hof-Kulmbach Gedanken über die Herkunft des Wortes Frieden. Entwickelt hat es sich aus einem althochdeutschen Wort, aus dem sich auch das Wort Freund entwickelt hat. Nach der Reflektion über den Frieden machten sie sich auf den Weg als Friedensbotschafterinnen und Friedensbotschafter.
Auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der JuWall gingen jetzt nach draußen – mit Friedenstaube und Smartphone. Auf dem Weg bekamen sie einen weiteren Impuls. Die Geschichte von einem aus der Haft Entlassenen, dem seine Familie verzeiht, kam zum Lesen oder zum Anhören. Sie regte an, darüber nachzudenken, wie Verzeihen und Frieden zusammenhängen. Anschließend konnten Jugendliche Fürbitten für den Abschlussgottesdienst formulieren und in ein Online-Formular eintragen. Schließlich hängten die Jugendliche ihre gefalteten Friedenstauben am Weg auf und setzten so im ganzen Erzbistum Zeichen für den Frieden.
Bei der dritten und vierten Station weitete das Vorbereitungsteam den Blick und nahm den Zusammenhang von Frieden und Klimawandel, beziehungsweise der Gleichberechtigung in den Blick.
Um 18 Uhr versammelten sich dann alle zum Livestream des Abschlussgottesdienstes aus der Basilika in Marienweiher mit Weihbischof Herwig Gössl. In seiner Predigt wies er unter anderem daraufhin, dass man in den vergangenen Wochen gut merken konnte, wer echte Freundinnen und Freunde seien. Denn echte Freundschaft funktioniere auch auf Distanz. Denn gerade dann spüre man doch, dass man wirklich zusammengehört. Zudem drückte er auch Dankbarkeit dafür aus, dass wir, was die Corona-Pandemie angeht, hier bei uns in einer recht guten Situation sind, weil Politik und Gesellschaft die richtigen Entscheidungen getroffen haben und uns daher das Schicksal etwa der Menschen in Italien, Frankreich oder den USA bislang erspart geblieben ist.
Nach dem Gottesdienst konnten sich alle dann noch per Videokonferenz auf dem digitalen Kirchhof austauschen und miteinander plaudern. Auch Weihbischof Herwig Gössl schaute kurz vorbei und bedankte sich für die gelungene JuWall. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten dann noch einen Fragebogen ausfüllen und Rückmeldungen geben. Diese fielen sehr positiv aus. Gelobt wurden etwa die vielen tollen Ideen und die gute Umsetzung im digitalen Format. Gefehlt hat den Jugendliche aber vor allem die persönliche Begegnung. Deshalb hoffen sie, dass die JuWall künftig wie gewohnt stattfinden kann. Einige wünschen sich aber auch dann digitale Elemente – für die, die sonst nicht teilnehmen können.
Die JuWall 2020 kann übrigens auch im Nachhinein noch begangen werden. Die Videos der Stationen und die Livestreams sind auf dem YouTube-Kanal des BDKJ-Diözesanverbandes Bamberg und des Jugendamtes der Erzdiözese auch weiterhin verfügbar.