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Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen

Detlef
Datum:
Veröffentlicht: 24.7.17
Von:
Ann Kathrin Thönnes

Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl im Interview

Immer einen Witz auf den Lippen, charmant, wertschätzend, diplomatisch und stets den Überblick behaltend: So beschreiben Weggefährten Detlef Pötzl. 12 Jahre lang war der 41-jährige Frankenwäldler als Diözesanjugendpfarrer und BDKJ-Präses und neun Jahre als Leiter des Jugendamtes der Erzdiözese Bamberg tätig. Noch bis Ende August ist er im Amt. Offiziell verabschiedet wurde er bereits am vergangenen Samstag. Im Interview blickt Detlef Pötzl auf die letzten 12 Jahre zurück, erinnert sich an seinen ersten Arbeitstag und gibt seinem Nachfolger wichtige Tipps mit auf den Weg.

Du warst nun 12 Jahre lang Diözesanjugendseelsorger, Leiter des Jugendamtes der Erzdiözese und BDKJ-Präses und hattest zusätzlich noch viele weitere Ämter und Funktionen inne. An was denkst du als erstes, wenn du diese Zeit Revue passieren lässt?

Ich denke an viele persönliche Begegnungen, an viele engagierte ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und natürlich an eine ganze Reihe von großen und kleinen Veranstaltungen, die wir zusammen mit Kindern und Jugendlichen für die jungen Menschen in unserem Erzbistum geplant haben.

Was waren deine Highlights und auf was hättest du gerne verzichten können?

Es fällt mir gar nicht so leicht, Highlights zu benennen, da ich sehr viele Begebenheiten, Begegnungen und Veranstaltungen nennen könnte. Besonders beeindruckend waren aber immer die Weltjugendtage. Ich denke zum Beispiel gerne an den Abschlussgottesdienst an der Copacabana aus Anlass des Weltjugendtags in Rio de Janeiro zurück.

Ganz zu Beginn meiner Amtszeit war das Jugendamt in der Pflicht, im Rahmen der Haushaltskonsolidierung 430.000 € einzusparen. Das war ein mühsamer Prozess, der auch mit manchen Verletzungen verbunden war. Darauf hätte ich gerne verzichtet. Enttäuschend war natürlich auch die Absage für eine Jugendkirche in Fürth, St. Christophorus, die wir zusammen mit vielen jungen Menschen geplant und konzipiert hatten.

2005 warst du Kaplan in Kronach. Was hat dich dazu bewogen, als BDKJ-Präses zu kandidieren und später zusätzlich die Ämter des Diözesanjugendpfarrers und des Leiters des Jugendamtes der Erzdiözese zu übernehmen?

In meiner Zeit als Diakon in Neustadt an der Aisch (im Jahr 2001) habe ich die verbandliche Jugendarbeit intensiv kennen gelernt. Dort gab es einen Stamm der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG), der mich überzeugt hat. Schon bald habe ich für die DPSG die Aufgabe des Diözesankuraten für die Wölflingsstufe – übrigens die beste Stufe in der DPSG - übernommen und zehn Jahre ausgeübt. In meiner Zeit als Kaplan in Kronach (2001-2005) wurde ich dann auch als BDKJ-Dekanatsjugendseelsorger gewählt. So durfte ich die BDKJ-Strukturen entdecken und erste Erfahrungen auf Diözesanversammlungen und Dekanatsverbandskonferenzen sammeln.

Im Jahr 2005 – es war am Aschermittwoch – hat mich dann der Personalchef angerufen und mir mitgeteilt, dass der Herr Erzbischof wünsche, dass ich Diözesanjugendpfarrer werde. Mit diesem Gedanken muss ich erst mal umgehen. Gespräche mit dem BDKJ-Diözesanvorstand haben geholfen. Ich freue mich, dass ich dann im April 2005 von den Delegierten der Diözesanversammlung mit einem einigermaßen respektablen Ergebnis gewählt wurde.

Leiter des Jugendamtes wurde ich im Jahr 2008. Der Grund lag einfach in einer Umstrukturierung des Jugendamtes, die vom Erzbischof initiiert wurde und die ich begleiten durfte.

Kannst du dich noch an deinen ersten Arbeitstag als Diözesanjugendpfarrer erinnern?

Natürlich. Pflichtbewusst bin ich in den ersten Tagen des September 2005 in die BDKJ-Diözesanstelle gekommen und habe mein Büro in Besitz genommen. Ich kann mich erinnern, dass die ersten Tage relativ langweilig waren, weil ja nicht viel zu tun war. Marietta Franck, meine Mitarbeiterin und Verwaltungsangestellte, hat mir dann erst einmal aus ihrem reichen Erfahrungsschatz erklärt, was man als Diözesanjugendpfarrer so macht. Sie hat mich ermutigt, die ruhige Zeit zu genießen, denn „stressig wird’s schon noch“.

Stichwort Stress: BDKJ-Präses, Leiter des Jugendamtes, Diözesanjugendpfarrer, sind das nicht eigentlich Aufgaben für drei Personen…?

Es sind jedenfalls Aufgaben, die Aufmerksamkeit und Zeit erfordern. Manchmal gibt es auch unterschiedliche Interessen und Aspekte, die unter einen Hut gebracht werden müssen. Nicht immer sind die inhaltlichen Positionen von verbandlicher und kirchenamtlicher Jugendarbeit deckungsgleich. Eine Hauptaufgabe besteht sicher im Moderieren, Integrieren und Inspirieren. Aufgabe für drei: das wäre schon gut. Aber es geht auch so.

Was waren und sind deine persönlichen Kraftquellen, dein Ausgleich von den beruflichen Herausforderungen und Anstrengungen?

Kraftquellen sind Zeiten der Stille, die es immer wieder gibt, und natürlich das feste Vertrauen in die Sinnhaftigkeit meiner Aufgaben, was auch mit meinem Glauben zu tun hat. Motivierend sind positive Rückmeldungen, konstruktive Kritik, ein freundliches Wort oder ein Augenzwinkern. In der Arbeit mit Menschen kommt oft mehr zurück, als man gibt.

Ich bin interessiert an Geschichte und reise gerne. So sind also auch Reisen ein guter und willkommener Ausgleich.

12 Jahre sind eine lange Zeit. Wie hat sich die kirchliche Kinder- und Jugend(verbands)arbeit in dieser Zeit entwickelt und verändert?

So wie sich die Menschen verändern, verändert sich natürlich auch die Kinder- und Jugend(verbands)arbeit. Sicher legen wir heute mehr Wert auf projektbezogene Jugendarbeit und legen einen Fokus auf Events. Die Gruppenarbeit hat sich verändert. Junge Menschen stehen unter einem größeren Druck aufgrund der Anforderungen der Individualisierung, der Flexibilität, der veränderten Schullandschaft und dergleichen.

Auch das Ehrenamt steht immer wieder vor veränderten Rahmenbedingungen.

Diese Veränderungen haben wir aufwändig im Jugendplan 2014 dokumentiert und versuchen auf der Basis unserer Überzeugungen, Potentiale und Möglichkeiten jugendgerechte Angebote für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zu implementieren.

Du kommst aus dem Frankenwald und wirst ab September als Pfarrer in den Pfarreien Teuschnitz und Tschirn, als Kuratus der Kuratie Wickendorf sowie als Seelsorger im Jugendhaus Am Knock in Teuschnitz tätig sein. „Back to the roots“ also. War es dein Wunsch, wieder zurück in die Heimat zu gehen?

Der Erzbischof hat verschiedene Vorschläge unterbreitet. Ich habe gerne für Teuschnitz, Tschirn, Marienroth und Wickendorf zugesagt. Die Menschen im Frankenwald sind besonders sympathisch, liebenswert und ein bisschen robust. Ich freue mich darauf, mit ihnen das Leben und den Glauben zu teilen.

Gibt es etwas, das du deinem Nachfolger Norbert Förster mit auf den Weg geben möchtest?

Gelassenheit! Von Pater Paul Hünenberger, dem ehemaligen Spiritual des Priesterseminars, habe ich mir den Satz zu eigen gemacht: „Die Menschen müssen spüren, dass Du sie magst. Dann klappt das schon.“ Ich glaube, dass dies ein guter Tipp für die Seelsorge sein kann.

Ansonsten gilt natürlich immer der Rat des Heiligen Johannes Bosco: „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.“

Was sind deine Wünsche für die ehrenamtlich und hauptberuflich engagierten Menschen in der Kinder- und Jugendarbeit?

Leidenschaft, Mut und Tatkraft, einen festen Glauben und die Bereitschaft, authentisch zu leben, gute Nerven und eine dicke Haut, um manche Enttäuschung auszuhalten, Freude, Erfolg und Gottes Segen.