Gelebte Weltkirche

Erzbischof Ludwig Schick empfängt Gäste aus dem Senegal und aus Tansania
Bamberg. Es sollte eigentlich eine Gruppe von rund 20 jungen SenegalesInnen sein, die Erzbischof Ludwig Schick Anfang der Woche im Rahmen eines Jugendaustausches in Bamberg empfangen wollte. Tatsächlich konnten nur zwei VertreterInnen aus der Partnerdiözese Thiès im Senegal kommen. Den anderen Jugendlichen wurden kurz vor der geplanten Abreise die benötigten Visa für die Einreise nach Deutschland verweigert. Erzbischof Ludwig Schick sprach am Montag mit den zwei senegalesischen Gästen, einem tansanischen Priester sowie Verantwortlichen des Jugendaustausches über mögliche Hintergründe der Entscheidung, Zukunftsperspektiven und die Bedeutung internationaler Beziehungen.
„Wir freuen uns über alle, die hier sind“, hieß Erzbischof Ludwig Schick die ausländischen und deutschen Gäste im Bischofshaus willkommen. Als Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz weist Schick immer wieder darauf hin, wie wichtig es gerade für junge Menschen sei, andere Kulturen und Länder kennenzulernen und so den eigenen Horizont zu erweitern. Dass die Visa für die senegalesischen Jugendlichen nicht genehmigt worden seien, sei sehr bedauerlich. „Wir hoffen und beten, dass dies in Zukunft nicht mehr geschehen wird“, so Erzbischof Ludwig Schick.
Der offizielle Ablehnungsgrund sei eine „ungünstige Rückkehrprognose“ gewesen, informierte Gabi Kaulen, Mitorganisatorin des Jugendaustausches und Referentin für internationale Jugendarbeit im Jugendhaus Burg Feuerstein. Visumsanträge würden vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingslage in Europa derzeit offensichtlich häufiger abgelehnt als dies in den Jahren zuvor der Fall gewesen sei. „Für uns sind die genannten Gründe absolut unverständlich“, betonte Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl. Bislang hätten die OrganisatorInnen des Jugendaustausches, der im Rahmen der seit 2007 bestehenden Bistumspartnerschaft zwischen Bamberg und Thiès stattfindet, gut mit dem Auswärtigen Amt und der Deutschen Botschaft zusammengearbeitet. „Mithilfe dieser Beziehungen werden wir nun versuchen, mehr über die Hintergründe der aktuellen Entscheidung zu erfahren, und natürlich, darauf hinzuwirken, dass der Jugendaustausch in Zukunft wieder wie gewohnt stattfinden kann.“
Abbé Moïse Seck, Jugendpfarrer in Thiès, und Larissa Diedhiou, ehemalige Freiwillige auf Burg Feuerstein, nutzten am Montag den Empfang, um Erzbischof Schick über den aktuellen Stand des geplanten Jugendhauses „Maison des Jeunes“ in Thiès, ein deutsch-senegalesisches Gemeinschaftsprojekt, zu informieren. Nachdem im März während einer Reise Bamberger Jugendlicher in den Senegal bereits der Grundstein für das Gebäude gelegt werden konnte, liegt nun der Bauplan vor. Neben Werkstätten für die Ausbildung von Jugendlichen und Räumen für die Bildungsarbeit sind auch ein Internetcafé, Übernachtungsmöglichkeiten sowie eine Kantine für SchülerInnen und StudentInnen vorgesehen. Das Konzept, das von Jugendlichen aus Thiès mitentwickelt wurde, soll während des Besuchs der beiden senegalesischen Gäste in Deutschland weiter ausgearbeitet werden.
Auch Father Denis Hatungimana aus dem tansanischen Bistum Rulenge informierte über aktuelle Entwicklungen hinsichtlich der Zusammenarbeit mit der Erzdiözese Bamberg. Bereits seit 2012 entsende der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Bamberg junge Frauen und Männer im Rahmen des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes „weltwärts“ nach Rulenge, wo sie ein Jahr lang in sozialen Projekten mitarbeiteten. Erstmals würden in diesem Jahr auch Jugendliche aus Tansania und aus dem Senegal nach Bamberg kommen, um in der Erzdiözese einen Freiwilligendienst zu leisten. Als Verantwortlichen des Programms in Rulenge freue es ihn sehr, dass er nun die Möglichkeit habe, sich selbst ein Bild von Deutschland zu machen und sowohl die zukünftigen Einsatzstellen als auch die Gastfamilien der tansanischen Freiwilligen kennenzulernen, so Father Denis.
„Wir erleben durch unsere internationalen Beziehungen immer wieder, was gelebte Weltkirche ist“, wies Pötzl schließlich darauf hin, dass neben den senegalesischen und tansanischen Gästen am vergangenen Wochenende auch eine Jugendgruppe aus dem polnischen Partnerbistum Stettin-Kamien zu Besuch gewesen ist. „Unterschiedliche Menschen, die ihren Glauben und ihren Alltag unterschiedlich leben, und trotzdem eine große Gemeinschaft bilden“, erklärte er, was er damit meint. Durch die Partnerschaften mit verschiedenen Diözesen weltweit und die dadurch entstandenen Austausch- und Freiwilligenprogramme seien bereits zahlreiche Freundschaften zwischen jungen Menschen zustande gekommen. „Wir werden alles tun, damit das auch in Zukunft so weitergehen kann“, so Pötzl abschließend.
