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Gemeinschaft und Individualität

Fastentuch
Datum:
Veröffentlicht: 14.3.14
Von:
Ann-Kathrin Thönnes

Fastentuch–Projekt im Jugendhaus Burg Feuerstein: Ausdruck der eigenen Religiosität und Symbol der Verbundenheit mit Jugendlichen im Senegal

Ebermannstadt/Thiès. Zwei Hände, die sich ineinander verschränken. Die eine trägt einen Rosenkranz, die andere eine islamische Gebetskette. Interreligiöser Dialog: eines von sechs Themen, das senegalesische Jugendliche im Rahmen des Jugendaustauschs zwischen den Partnerdiözesen Bamberg und Thiès Anfang März kreativ umsetzten. Das Ergebnis: bunte Bilder auf Stoff, die in den kommenden zwei Jahren erweitert und zu einem Fastentuch zusammengenäht werden sollen. Die Jugendlichen greifen damit nicht nur die Idee des Fastens für die Augen auf, die bis ins Mittelalter zurückreicht, sondern schaffen zugleich ein Zeichen der Verbundenheit zum Jugendhaus Burg Feuerstein in Ebermannstadt. Auch dort bleibt der Altarraum noch bis Ostern mit einem selbst gestalteten Fastentuch verdeckt.

„Das Fastentuch zeigt bildlich, was die jeweilige Spiritualität auf Burg Feuerstein und bei den Jugendlichen in Thiès ausmacht: Unsere Überzeugungen, unsere Ideen, unsere Gemeinschaft und unsere Individualität“, erklärt Gabi Kaulen, die die beiden Fastentuch-Projekte als ehrenamtliche Mitarbeiterin des Jugendhauses ins Leben gerufen hat. Die Idee dazu sei 2011 während eines Ausflugs nach Zittau im Dreiländereck zwischen Deutschland, Tschechien und Polen entstanden, wo eines der größten Fastentücher der Welt zu sehen sei. Die Tradition stamme aus dem Mittelalter. Während der Fastenzeit wurde der Altarraum mit großen Tüchern verdeckt, um den Menschen den Blick auf das Allerheiligste zu verwehren. Die Augen sollten fasten und die Gläubigen so die Bedeutung der Eucharistie wieder neu schätzen lernen. Während die Fastentücher zunächst einfarbig waren, entstand später die Idee, sie mit der Darstellung von Bibelstellen für die Katechese zu nutzen.

Auch in der Kirche auf Burg Feuerstein wird der Altarraum während der Fastenzeit regelmäßig verhüllt. Nach der Besichtigung des Zittauer Fastentuchs hätten ehrenamtliche Mitarbeiter des Jugendhauses einen Workshop veranstaltet, um Ideen für ein eigenes Tuch zu sammeln. „Die einzelnen Bilder sollen symbolisieren, was unser Leben, die Spiritualität und die Seelsorge auf dem Feuerstein ausmacht“, fasst Gabi Kaulen das Konzept zusammen. Es gibt 14 Themenfelder – darunter beispielsweise „Frieden“, „Wort Gottes“, „Kreativität“ oder „Neues wagen“ -, denen jeweils mehrere Bibelstellen zugeordnet sind. In den letzten zwei Jahren sei so ein Gemeinschaftswerk mit insgesamt 52 Bildern entstanden. Viele Personen, die sich mit dem Feuerstein verbunden fühlten, hätten sich an dem Projekt beteiligt und die einzelnen Bilder bemalt, bestickt, bedruckt oder genäht. Das Ergebnis sei geprägt von „gemeinsamen Grundwerten und vielen bunten Aspekten“, freut sich Gabi Kaulen. Vielfalt und Individualität kennzeichneten auch das senegalesische Fastentuch, mit dem die Künstler Begriffe umsetzten, die ihnen in ihrer Jugendarbeit wichtig seien. Die zwei Fastentücher seien ein Symbol für die Freundschaft zwischen den Jugendlichen der beiden Partnerdiözesen Bamberg und Thiès, so Gabi Kaulen abschließend. Das Fastentuch auf Burg Feuerstein ist noch bis Karsamstag in der Oberkirche des Jugendhauses zu sehen.

Feuersteiner Fastentuch