Ideen mit ZeitGeist

Erzbischöfliches Jugendamt veröffentlicht Ideen moderner Jugendliturgie

Bamberg. Die Kirche sei verpflichtet, dem Zeitgeist nachzuspüren. Wobei dies nicht im negativen Sinne bedeute, jeden Trend mitzumachen und jeder Mode nachzulaufen, sondern im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Hoffnung und Angst, die Freude und Trauer der Menschen unserer Tage aufzunehmen. Die Jugend habe ein Gefühl für diese Zeichen der Zeit und lehne sich gegen leblose Formen und überkommene Inhalte auf, zum Beispiel indem sie Angeboten, die sie nicht als authentisch oder wahrhaftig empfinden fernbleiben.
Ein Gottesdienst im Schwimmbad, auf dem Spielplatz oder eine Osternacht in der Straßenbahn – das sind Beispiele, wie Jugendliche im Erzbistum Liturgie gestalten. Das Erzbischöfliche Jugendamt (EJA) hat besonders kreative Ideen gesammelt und sie nun in der 28-seitigen Broschüre „ZeitGeist – Ideen moderner Jugendliturgie“ veröffentlicht. „Wir wollen mit dieser Sammlung kein Patentrezept geben, wie man Jugendliche in die Kirche bekommt“, erklären Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl und Glaubensbildungsreferent Andreas Englert unisono. „Aber wir wollen Impulse geben, die Lebensrealität von Jugendlichen in die Liturgie mit aufzunehmen.“
Aufsuchende Kirche sein
"Wenn wir eine aufsuchende Kirche sein wollen, müssen wir auch dorthin gehen, wo Jugendliche sind – und wenn das außerhalb der Kirche ist, dann müssen wir auch dorthin.“, sagt Detlef Pötzl. Er ist überzeugt: „Wenn Liturgie Ausdruck des Glaubens ist und Feier der eigenen Überzeugung, dann ist Jugend interessiert. Die Frage ist nur: ,Finden sich Jugendliche mit ihrer Lebensrealität und ihren Glaubenserfahrungen in der traditionellen Liturgie wieder?’“.
"Im gesamten Erzbistum gibt es bereits viele gute Ideen und kreative Projekte, die aber kaum vernetzt sind“, so Andreas Englert. In dem Heft „ZeitGeist“ sind zwölf dieser Ideen zusammengefasst - darunter die Jugendnächte in Bamberg, einen Open-Air Gottesdienst zum Johannisfeuer, Meditationen, ökumenische Wortgottesdienste, Musikgottesdienste, Friedensgebet, Nachtwallfahrt – „Es ist eigentlich eine Mischung aus traditionellen Formen und neuer Gestaltungsfreiheit“, sagt Englert. Zu jedem dieser Beispiele nennt das EJA auch Ansprechpartner, die ihre Erfahrungen gerne teilen und Tipps zu Materialien und Gestaltung geben können.
Freiräume nutzen
„Wenn wir betonen, Kirche sei jung, müssen wir Jugendlichen auch den Raum geben, ihre Sicht der Dinge auszudrücken mit ihrer eigenen Ästhetik in Sprache, Ausdrucksform und Raumgestaltung“, meint Pötzl. „In der Liturgie kann dies geschehen.“ Damit hätten die Jugendlichen auch eine ganz eigene Botschaft an die „Erwachsenenkirche“: Nutzen wir den Freiraum, den Liturgie uns bietet?
Die Kritik, dass es sich hierbei einmal mehr lediglich um Events handelt, die dem Streben Jugendlicher nach unverbindlichen Angeboten entgegenkommt, ohne eine nachhaltige Rückbindung an den Glauben herzustellen, weist Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl zurück. „Das ganze Kirchenjahr lebt von Events – von Hochfesten wie Ostern und Weihnachten oder saisonalen Angeboten wie Wallfahrten.“ Entscheidend sei, wie man damit umgehe. So könne ein Event – was ja eigentlich nichts anderes heiße als „Ereignis“ – Jugendliche auch zum Nachdenken bringen und neue Zugänge schaffen. Pötzl: „Wir müssen auch Zugänge schaffen für Menschen, die der Kirche eher fern stehen, aber grundsätzlich interessiert sind“.
Keine fertigen Konzepte
Wichtig dabei sei, keine fertigen Konzepte zu liefern. „Alles, was wir zusammengetragen haben, lässt sich nicht eins zu eins übertragen“, gibt Andreas Englert zu bedenken. „Darum geht es uns auch nicht.“ Die Broschüre zeigt Ideen, von Jugendlichen für Jugendliche. Sie solle den Impuls geben, sich mit den Jugendlichen gemeinsam auf den Weg zu machen, sie zu fragen: „Was wollt ihr?“.
