Zum Inhalt springen

Instagram trifft Mittelalter

Jugendkreuzweg 1
Datum:
Veröffentlicht: 17.3.14
Von:
Alexander Bothe

Ökumenischer Jugendkreuzweg 2014 stellt Isenheimer Altar in den Mittelpunkt

„Jener Mensch Gott“ lautet der Titel des diesjährigen Ökumenischen Kreuzwegs der Jugend. Sieben Fotos setzen dabei das mittelalterliche Bild des Isenheimer Altars mit einer Instagram-Optik in Szene. Zehntausende junger Christinnen und Christen werden den Kreuzweg am Freitag vor Palmsonntag, am 12. April, in ganz Deutschland beten.

Es beginnt im Mittelalter mit Menschen, die hungern und entsetzlich erkranken. Es wird zu einer Seuche, die wieder und wieder zurückkehrt und Menschen ganzer Landstriche dahinrafft: Das Antoniusfeuer, eine Pilzvergiftung des Getreides. Die damaligen Menschen sind sich sicher, dass Kräuter Linderung bringen, heilen aber nur Gott kann. Seine Hilfe erflehen die Menschen durch einen starken Fürsprecher: den heiligen Antonius, den Wüstenvater. Gott aber hat doch den Menschen seine unendliche Liebe gezeigt, er wurde Mensch in Jesus Christus.

Das ist der Hintergrund des Isenheimer Altars, den der Antoniusorden 1512-16 für sein Hospiz in Isenheim malen ließ. Matthias Grünewald, der Künstler, gestaltet hierfür einen erschütternden Jesus, einen Jesus Christus, der mitleidet. Er malt ein Kreuz, unter dem Menschen stehen, die auch auf unterschiedliche Weise leiden, die mit ihrer Not auf unterschiedliche Weise umgehen.

500 Jahre später werden sich wieder Menschen von diesem Bild aufrütteln lassen. Der Ökumenische Jugendkreuzweg 2014 blickt unter dem Titel „Jener Mensch Gott“ auf das Leid Jesu und das im eigenen Leben, auf das Leid in dieser Welt. Dabei sind es nicht klassische Kreuzwegstationen, die die Brücke zum Leidensweg Jesu bilden. Eher trifft hier Instagram das Mittelalter. Sieben Blicke auf das mittelalterliche Bild des Isenheimer Altars wurden in diesem Jahr für den Kreuzweg fotografisch in Szene gesetzt. Sieben Blicke unbequemer Sehgewohnheiten - auf ungefälliges Leid, auf unerinnerten Schmerz. Blicke, die sich so auf die Gegenwart des Leides richten, auf dessen Realität in der Welt, im Leben des Mitmenschen und im eigenen Leben – und die die Blickrichtung der Hoffnung neu öffnen, jenem Menschen Gott zu begegnen. Der Blick auf den Abgrund ist zugleich der Blick auf die Erlösung in der Zusage Jesu Christi: „Durch welches Elend dein Weg auch geht, ich bin ihn schon gegangen, um dort an deiner Seite zu sein. Ich bin der Weg der Heilung und der Erlösung.“ Es ist der Weg, den wir mit Jesus Christus an unserer Seite von den Karfreitagen unseres Lebens nach Ostern gehen dürfen, von der Realität des Leides und des Todes zur Auferstehung und zum Leben; jener, den wir in jeder Heiligen Messe feiern. Auferstehung – nicht Tod und Leid haben das letzte Wort, sondern die Befreiung zur Nachfolge in der Barmherzigkeit Jesu und zum Leben in der Liebe Gottes!

Wenn sich besonders am 12. April 2014, dem Freitag vor Palmsonntag, deutschlandweit Tausende auf den Weg machen, um den Jugendkreuzweg zu beten, dann wird dieses alte Bild die Kraft haben, vom Glauben der damals leidenden Menschen an den mitleidenden Jesus Christus eine starke Brücke in das Leben unserer Tage zu schlagen.

Mit dem Blick auf Jesus Christus am Kreuz die Begrenzungen des Leides überwinden, mit dem Weg des Gebets neue Wege in meiner eigenen Welt gehen, dafür steht der Jugendkreuzweg seit seinem Beginn 1958, als er zwischen jungen katholischen Christinnen und Christen in der Bundesrepublik und der ehemaligen DDR seine Geburtsstunde auf dem Katholikentag in Berlin hatte. In seiner Geschichte entwickelte sich der Jugendkreuzweg zu der Gebetsbrücke über „die Mauer“ hinweg. Seit 1972 ökumenisch, vereint er Jahr für Jahr Menschen darin, dass sie mit den gleichen Worten des Leidenswegs Jesu gedenken. Der Ökumenische Jugendkreuzweg ist eine der größten ökumenischen Jugendaktionen überhaupt, auch durch das Jahr lädt er zum Gebet ein, diesen Weg im Glauben neu zu wagen, um die Grenzen von Konfessionen, Generationen und Gleichgültigkeit zu überwinden.

Materialien zum Jugendkreuzweg, Bilder, Videos, Interviews mit Glaubenszeugen von Adolph Kolping bis zum Schauspieler Samuel Koch, eine Beispielstation und Infos gibt es unter www.jugendkreuzweg-online.de.

Herausgeber des Ökumenischen Kreuzwegs der Jugend sind die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj), der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej).