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Jugendlichen eine Kirche geben

Jugendkirche Schönauer
Datum:
Veröffentlicht: 3.12.09
Von:
Volker Poerschke

BDKJ-Diözesanversammlung diskutierte auf Burg Feuerstein über Jugendkirchen und ihre Chancen im Erzbistum

"Kirche ist total versteift.“, „Kirche ist immer gleich, einfach nicht spannend.“, „In der Kirche fühle ich mich nicht geborgen.“ – so denken viele Jugendliche, wenn es um das Thema Kirche geht. Sie bleiben den von ihnen oft als fremd und unzeitgemäß empfundenen Gottesdiensten fern, obwohl sie durchaus nach Sinn, Spiritualität und Glauben in ihrem Leben suchen. Wie stellen sich Jugendliche eine begeisternde Kirche vor? Und wo findet sie ihren Raum? Das Konzept „Jugendkirche“ gibt Antworten auf diese Fragen. Auf der Diözesanversammlung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend Bamberg (BDKJ) informierte „Jugendkirchenguru“ Willi Schönauer die Delegierten der Dekanate und Verbände über die Idee der Jugendkirche und seine Erfahrungen.
Jugendnacht

Bamberg/Ebermannstadt. "Kirche ist total versteift.“, „Kirche ist immer gleich, einfach nicht spannend.“, „In der Kirche fühle ich mich nicht geborgen.“ – so denken viele Jugendliche, wenn es um das Thema Kirche geht. Sie bleiben den von ihnen oft als fremd und unzeitgemäß empfundenen Gottesdiensten fern, obwohl sie durchaus nach Sinn, Spiritualität und Glauben in ihrem Leben suchen.

Wie stellen sich Jugendliche eine begeisternde Kirche vor? Und wo findet sie ihren Raum? Das Konzept „Jugendkirche“ gibt Antworten auf diese Fragen. Auf der Diözesanversammlung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend Bamberg (BDKJ) informierte „Jugendkirchenguru“ Willi Schönauer die Delegierten der Dekanate und Verbände über die Idee der Jugendkirche und seine Erfahrungen.

"Jugend Kirchenraum zu geben, ist notwendig, damit Jugend Kirche wieder Raum in ihrem Leben geben kann," beschrieb vor einigen Jahren Jugendbischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück die Idee der Jugendkirche. Mit verschiedenen Installationen, Licht und Technik sollen Jugendliche einen Kirchenraum gestalten können, in dem sie sich wohlfühlen. Ein Café als Treffpunkt, eine Bühne für Konzerte und Theateraufführungen – „Kirche ist mehr als Gottesdienst“, sagt der gelernte Architekt und Ausbilder für Veranstaltungskaufleute, Willi Schönauer. Jugendkirche nehme die Lebensrealität von Jugendlichen, ihre Gewohnheiten und Alltagserfahrungen auf.

100 Jugendkirchen gibt es mittlerweile in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Dänemark. Zeitgleich mit der Diözesanversammlung des BDKJ am letzten Novemberwochenende eröffnete der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich in Nürnberg „LUX“, die erste Jugendkirche in Bayern. Konzerte, Theater, Seminare und Workshops stehen genauso auf dem Programm wie Gottesdienste. Jugendkirche sei Kirche, nicht von oben herab, sondern von Jugendlichen für Jugendliche, begleitet von Geistlichen und Laien, die ihnen einen Ort für ihren Glauben geben möchten, sagt Schönauer.

Seine Vision: Im Umkreis von 25 Kilometern soll es überall eine Jugendkirche geben und er beschreibt zwei Vorgehensweisen: Entweder, Jugendlichen wird dauerhaft eine leerstehende Kirche zur Gestaltung übergeben, wie in Nürnberg – Umbau und Gestaltung kosteten insgesamt 2,2 Millionen Euro – oder es wird eine „mobile Jugendkirche“ eingerichtet. Dabei gestaltet ein Jugendkirchenteam Veranstaltungen und Gottesdienste mit eigener technischer Ausrüstung in Kirchen, die ihnen von Pfarreien für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung gestellt werden. Schönauer kennt die Bedenken, die immer wieder geäußert werden: „Ist das nicht Missbrauch eines sakralen Raumes?“, „Zieht die Jugendkirche Jugendliche aus den Pfarreien ab?“ oder „Das ist doch zu viel flaches Event und zu wenig Glaubensinhalt!“. Doch die bisherigen Erfahrungen entkräfteten diese Sorgen. „Jugendkirche ist eine Ergänzung und Bereicherung des üblichen Pfarreilebens“, sagt Schönauer. Selbst Erwachsene kämen zu ihm und meinten, das sei Kirche, wie sie sie sich seit 30 Jahren ersehnen.

Die Delegierten der Diözesanversammlung formulierten ihre Erwartungen: „Es soll etwas Besonderes sein, zum Ausprobieren; Theater, Konzerte und Glauben zum Anfassen; Kirche sollte zu einer Oase werden, in der Gemeinschaft erlebbar wird“. Aber: „Nicht nur Event, sondern Spiritualität und Gemeinschaft im Glauben“. „Ich möchte einen Ort haben zum Nachdenken und auch einmal Zeit für mich“, sagt etwa Nicole Rittmaier vom BDKJ Hirschaid. „Ich wünsche mir eine Atmosphäre wie in Taizé, wo einfach jeder willkommen ist, ungeachtet seiner Konfession“, meint Franziska Zahner aus Strullendorf.

Eine feste Jugendkirche einzurichten, werde momentan nicht möglich sein, sagt Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl. Für eine mobile Jugendkirche gebe es allerdings bereits ein Konzept im Erzbistum. „Dazu hat die Kirchenleitung jedoch noch nicht ihr O.K. gegeben“, berichtet er. Nun hat der BDKJ-Diözesanverband einen Sachausschuss „Jugend und Kirche“ gegründet, der in Kooperation mit dem Erzbischöflichen Jugendamt und in Diskussion mit den Dekanats- und Mitgliedsverbänden dieses Konzept weiter ausarbeiten und seine Verwirklichung vorantreiben soll. Außerdem soll er den BDKJ-Diözesanvorstand in Fragen zur Entwicklung der Jugendpastoral beraten. „Kirche soll Jugendliche wieder erreichen“ lautet das Ziel dieser Arbeit.

Jugend und Kirche