Katholische Jugend schlägt Alarm

In einem offenen Brief an die Bistumsleitung betont der BDKJ die negative Folgen des geplanten Sparkurses
Vertreter*innen von 16.000 katholischen Jugendlichen haben am vergangenen Wochenende bei einer kurzfristig einberufenen Diözesanversammlung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) einen klaren Beschluss gefasst. Mit einem offenen Brief wenden sie sich an die Bistumsleitung um Erzbischof Ludwig Schick. Darin fordern sie, die Einsparungen im Rahmen des bistumsweiten Sparprozesses „Vertrauen und Verantwortung 2025“ auf höchstens 300.000 zu deckeln. Aktuell wird ein jährliches Einsparvolumen von 700.000 Euro angepeilt. Zudem fordern sie ein, an den konkreten Entscheidungen beteiligt zu werden: Alle Einsparungen sollen mit den Mitgliedern der Diözesanversammlung besprochen und abgestimmt werden, ehe die Ordinariats-Konferenz darüber entscheidet. Dabei sehen sie sich auch als Expert*innen in eigener Sache.
In dem offenen Brief stellt der BDKJ klar, dass er aktuell für rund 16.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene spricht, die in den Jugendverbänden des Erzbistums organisiert seien. Bei zu starken Einsparungen im Jugendbereich fürchten die Jugendlichen zudem weitreichende Folgen für die ganze Kirche. Ohne positive Erlebnisse in Kindheit und Jugend, könnten sich viele junge Erwachsene verstärkt von der Kirche abwenden. „Eine mangelhafte Förderung der katholischen Kinder- und Jugend(verbands)arbeit trägt daher massiv zum Mitgliederrückgang der römisch-katholischen Kirche bei“, heißt es dazu wörtlich in dem Brief.
Aktuell, so rechnen die Jugendlichen vor, komme derzeit auf 1.000 Kinder und Jugendliche eine pädagogische Vollzeitkraft in den Jugendverbänden. Die ehrenamtliche Arbeit vor Ort sei aber dringend auf die hauptamtliche Unterstützung angewiesen - sowohl in den Diözesanbüros der Jugendverbände als auch in den Fachstellen des Jugendamtes der Erzdiözese in den Dekanaten. Die Ehrenamtlichen seien bei bestimmten Fragestellungen dringend auf den professionellen Rat und auch die konkrete Unterstützung der Pädagog*innen angewiesen – insbesondere da die Ehrenamtlichen im Jugendbereich meist selbst noch Jugendliche oder junge Erwachsene sind. Die hauptberufliche Unterstützung sei dabei unbedingt notwendig für die Jugendarbeit im Erzbistum.
Zudem betont der BDKJ, dass die Jugendverbandsarbeit über Jugendringe und Kommunen eine Vielfaches des BDKJ-Sachmitteletats an Drittmitteln einwirbt. Im Jahr kämen so fast 500.000 Euro zusammen. Diese Fördermittel seien aber nur zu bekommen, solange die Ehrenamtlichen dabei von hauptamtlichen, pädagogischen Fachkräften unterstützt würden. Die Jugendlichen betonen daher, sie seien daher „der Überzeugung, dass Sparmaßnahmen im Jugendbereich das letzte Mittel des Bistumsprozesses sein sollten.“
Im aktuellen Sparprozess fühlen sich die Jugendlichen zudem nicht angemessen beteiligt. „Wir haben das Gefühl, dass die Interessen der Kinder und Jugendlichen in dem Prozess bisher noch nicht ausreichend gehört wurden. “, sagt BDKJ-Diözesanvorsitzender Florian Hörlein. Daher habe man sich nun dazu entschlossen, die eigenen Argumente mit einem offenen Brief einer kircheninternen Öffentlichkeit zu Gehör zu bringen. „Wir hoffen darauf, dass sich die Bistumsleitung ernsthaft mit unseren Argumenten auseinandersetzt. Die Jugend ist nicht nur Gegenwart, sondern auch Zukunft der Kirche. Und in diese Zukunft müssen wir jetzt investieren“, sagt Hörlein. „Dafür setzen wir uns ein."