Kinder und junge Menschen im Mittelpunkt
Die Landesversammlung des BDKJ Bayern nimmt sich drängenden Fragen in unserer Gesellschaft an
Josefstal / München, 8. Juli 2015 Die Landesversammlung des Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in Bayern, das höchste beschlussfähige Gremium, fand am letzten Wochenende in Josefstal, Erzdiözese München und Freising, statt. Rund 60 Delegierte aus acht Mitglieds- und sieben Diözesanverbänden diskutierten die anliegenden Themen aus der Jugend für die Jugend in Bayern. Zwei Schwerpunkte waren, neben den Wahlen, die einstimmigen Beschlussfassungen zum Ehrenamt und den prekären Arbeitsverhältnissen von jungen Menschen.
Seit Jahren beobachten die katholischen Jugendverbände, dass es Jugendlichen immer schwerer fällt sich ehrenamtlich zu engagieren. Ein Grund dafür ist, neben gesellschaftlichen und demographischen Veränderungen, die strukturellen Veränderungen des Bildungssystems, u.a. die Einführung des G8 und der Bachelor undMasterstudiengänge. Kinder und Jugendliche werden mit zunehmend höheren Leistungsanforderungen konfrontiert. Sie müssen in kürzerer Zeit mehr Leistungen erbringen und haben dadurch immer weniger Zeit sich ehrenamtlich zu betätigen. Dieses freiwillige Engagement bringt neben dem gesellschaftlichen Nutzen auch den Jugendlichen selbst einen Gewinn. Sie erwerben neben sozialen und persönlichen Kompetenzen auch Selbststeuerungs- und Projektsteuerungskompetenz, die heute im Arbeitsleben gefordert werden. Je mehr sich junge Erwachsene in ihrer Jugendphase engagieren, desto höher ist ihre Bereitschaft sich lebenslang zu engagieren.
Daher fordert der BDKJ Bayern unter anderem:
- Schule darf nicht noch zeitaufwendiger werden, denn es braucht ausreichend Zeit für außerschulische Aktivitäten. Schulen sollen einen gemeinsamen freien Nachmittag unter der Woche einführen, an dem alle SchülerInnen die Möglichkeit haben, verschiedene Angebote aus der Jugendarbeit wahrzunehmen.
- Jugendverband und Schule müssen vereinbar sein. Die Lehrpläne müssen angepasst werden und es muss mehr Raum geschaffen werden, sich als Verband individuell in den Schulalltageinzubringen. Im Zuge der zunehmenden Kompetenzorientierung des Schulsystems soll auch die Jugendarbeit in der Schule ihren ernstzunehmenden Beitrag zurKompetenzbildung leisten können.
- Im Studium muss der Zeitdruck verringert werden. Es muss Freiraum für ehrenamtliches Engagement geschaffen werden, indem beispielsweise Freistellungen von Pflichtveranstaltungen zum Zwecke des Ehrenamts möglich sind.
- Das ehrenamtliche Engagement außerhalb der Universitäten und (Fach-) Hochschulen soll die gleiche Anerkennung und Wertschätzung erfahren wie das hochschulinterne Engagement.
- In der Ausbildung und im Beruf muss Raum für Ehrenamtliches Engagement sein. Die Berufsschulen müssen einen Rahmen für ehrenamtliches Engagement schaffen. Flexible Freistellungskonten für ehrenamtliches Engagement im Betrieb müssen die Regel sein.
- Betriebliche Anerkennung von ehrenamtlichem Engagement außerhalb wie innerhalb des Betriebes muss gefördert werden. Ehrenamtliches Engagement im Jugendverband muss bei fachlicher Überschneidung als berufliches Praktikum anerkannt werden.
„Seit 2014 steht die Förderung des Ehrenamtes als Staatsziel in der Bayerischen Verfassung. Damit dieses Ziel verwirklicht werden kann, sehen wir noch dringenden Handlungsbedarf in Schule, Studium und Ausbildung“, fasst Simon Müller-Pein, BDKJ-Landesvorsitzender, zusammen.
Das Berufsleben junger Menschen ist in den letzten Jahren immer häufiger von prekären Arbeitsverhältnissen gekennzeichnet. Jeder vierte junge Mensch zwischen dem 25 und 35 Lebensjahr hat einen befristeten Arbeitsvertrag. Damit wächst der Druck auf sie und ist zu einer prägenden Erfahrung der Jugendphase geworden. Jugendliche und junge Erwachsene werden so daran gehindert, ihr Leben langfristig gestalten zu können. Auch sind ihre Arbeitsbedingungen u.a. durch weniger Rechtsschutz und weniger Mitbestimmung gekennzeichnet.
Die Delegierten des BDKJ Bayern fordern daher gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, dass junge Menschen frei von Angst Zukunftsentscheidungen treffen können und an der Gestaltung unserer Gesellschaft mitwirken können.
„Prekäre Arbeit ist ein Querschnittsproblem unserer Gesellschaft. Daher treten wir für eine menschenwürdige und gerechte Arbeitswelt für alle ein. Wir werden dies in unseren politischen und gesellschaftlichen Gesprächen sehr deutlich zum Ausdruck bringen“, so Simon Müller-Pein.