Kirchliche Kinder- und Jugendarbeit als Lebensaufgabe

Der neu gewählte BDKJ-Diözesanvorsitzende Michael Ziegler im Gespräch
Es ist eine neue Herausforderung für ihn: Am vergangenen Samstag wurde Michael Ziegler bei der Diözesanversammlung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Bamberg zum hauptamtlichen Diözesanvorsitzenden gewählt. Im Interview spricht der gelernte Erzieher, der schon seit seiner Jugend in der kirchlichen Kinder- und Jugend(verbands)arbeit aktiv ist, über sein neues Amt, die Themen, die ihm am Herzen liegen und seine Wünsche für die nächsten drei Jahre.
Du bist geborener Nürnberger und dort sowohl im politischen als auch im sozialen Bereich sehr aktiv. Wirst du deine Zelte in Nürnberg nach deiner Wahl zum Diözesanvorsitzenden nun komplett abbrechen?
Nein, aber ich werde ein neues Zelt aufstellen. Ich bin der Stadt Nürnberg sehr verbunden und werde deshalb zunächst aus einem großen Zelt zwei kleine machen. Als Diözesanvorsitzender werde ich natürlich viel in Bamberg und Umgebung unterwegs sein und da ich gerne kurze Wege habe, werde ich mir in Bamberg eine zweite Wohnung suchen.
Auf was freust du dich in den kommenden Jahren als BDKJ-Diözesanvorsitzender besonders?
Ich freue mich vor allem auf die vielen Kontakte mit den Menschen in den Verbänden und Dekanaten, auf das Zuhören, Einfühlen, Mitdenken und das gemeinsame Umsetzen von Ideen, Gedanken, Werten – auf den gemeinsamen Weg, auf dem wir miteinander kirchliche Kinder- und Jugend(verbands)arbeit gestalten.
Welche Herausforderungen warten auf dich?
Als BDKJ-Diözesanvorsitzender habe ich eine dienende Funktion, in der ich die Beschlüsse umsetze und vertrete, die wir gemeinsam beschließen. Das ist für mich eine neue Ebene der Kinder- und Jugend(verbands)arbeit – weiter weg von der Basis als bisher. Für mich ist das insofern eine Herausforderung, als ich als Bildungsreferent den direkten Kontakt mit den vielen jungen Menschen sehr geschätzt habe. Aber auch Gremienarbeit macht mir viel Spaß und ich freue mich darauf. Zurzeit gibt es bei mir also ganz gemischte Gefühle zwischen großer Vorfreude, aber auch Wehmut, weil nun ein neuer Abschnitt meines Lebens beginnt.
Du wirst nächstes Jahr 50 Jahre alt. Nicht gerade das typische Alter für einen BDKJ-Vorsitzenden. Was hat dich dazu bewogen, zu kandidieren?
Die Idee kam zunächst gar nicht von mir selbst. Ich wurde mehrfach gefragt, ob ich nicht für das Amt kandidieren möchte. Dabei haben mir die anfragenden Personen immer das Feedback gegeben, dass sie mir die Aufgabe zutrauen. Mein Alter, das tatsächlich untypisch ist für einen BDKJ-Vorsitzenden, spielte dabei keine Rolle. Vielmehr habe ich die Rückmeldung bekommen, dass ich auf Augenhöhe mit Menschen kommunizieren könne und dass ich ein Beziehungsarbeiter sei, der einen guten Draht zu anderen habe, egal wie alt sie sind. So ist der Gedanke entstanden, zu kandidieren. Ausschlaggebend war für mich persönlich dann, dass ich gemerkt habe, dass ich nach 13 Jahren als Bildungsreferent Lust auf neue Herausforderungen habe und mich innerlich auch bereit dafür fühle.
Egal ob „Eine Woche Leben“, Weltjugendtag oder Mini-Wallfahrt – wer dich kennt, weiß, dass du immer für jeden Spaß zu haben bist. Woher nimmst du deine gute Laune und die viele Energie?
Ich war schon immer ein Motivator für andere Menschen und bin das nach wie vor sehr gerne. Offenbar habe ich immer noch mehr als genug Energie übrig – woher die kommt, weiß ich auch nicht. Was die gute Laune angeht: Es gibt schon genug Pessimismus auf dieser Welt: Halten wir dagegen! Es gibt so viele Hass-Botschaften, die im Umlauf sind. Wir machen da nicht mit, wir haben einen anderen Auftrag: einen Auftrag des Miteinanders und der Zugewandtheit allen Menschen gegenüber.
Seit du 16 Jahre alt bist, engagiert du dich in der kirchlichen Jugendverbandsarbeit. Warum ist diese dir so wichtig?
Ich habe damals in meiner Pfarrei zum ersten Mal Jugendverbände kennengelernt und konnte mich mit dieser Lebenswelt immer identifizieren: gelebte Demokratie, Partizipation, der Wunsch, die Welt positiv zu verändern – verbunden mit unserer Frohen Botschaft. Das ist schließlich über einige Umwege zu meiner Lebensaufgabe geworden: in meinen acht Jahren als Dekanatsvorstand, in den 13 Jahren als Bildungsreferent und in meinem Engagement zum Beispiel in der CAJ (Christliche Arbeiterjugend). Ich bin davon überzeugt, dass es sich lohnt, Demokratie immer wieder neu zu leben und weiterzugeben. Gerade aktuell ist das ein ganz wichtiger Punkt unserer Verbandsarbeit, den wir nach außen tragen müssen: Wir leben Demokratie und Mitbestimmung, also genau das, was unsere Gesellschaft zusammenhält. Wer bei uns mitmacht, ist gerüstet gegen Rassismus, Hass und Ausgrenzung, versteht unser soziales und politisches System und wird so eine tragende Säule unserer Gesellschaft. Dazu wollte ich immer und will ich weiterhin beitragen.
Was wünschst du dir für die kommenden drei Jahre?
Ein lebendiger Teil der Kinder- und Jugend(verbands)arbeit in dieser tollen Erzdiözese zu sein.
Zur Person
• Geboren 1967
• Minivita: staatlich anerkannter Erzieher; Bildungsreferent für den Stadtverband des BDKJ Nürnberg
• Ehemalige Ehrenämter: BDKJ-Dekanats- und Stadtvorstand Nürnberg; stellvertretender Bundes- und Landesvorsitzender des Jung-KVV (Bund junger Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung); Leiter der CAJ im Dekanat Nürnberg Nord
• Aktuelle Ehrenämter: Stadtrat in Nürnberg (seit 2003); Vorsitzender des Fördervereins Evangelische Medienzentrale Bayern (seit 2005); Sprecher von „Nürnberg ist bunt – Fest der Demokratie und Befreiung“ (seit 2007); Stellvertretender Vorsitzender und Mitgründer des Aktivspielplatzvereins Fuchsbau (seit 2009); Vorsitzender der Karl-Bröger-Gesellschaft e.V. (seit 2014)
• Hobbies: Singen und Lieder umdichten