Kleider machen Leute – Leute machen Kleider

Vortrag im Rahmen der Fairen Woche und Diskussion mit Arbeitsrechtlern in El Salvador
Bamberg. Zwei Wochen lang war Frank Braun im Februar im mittelamerikanischen El Salvador unterwegs. Der Eine-Welt-Promotor für Nordbayern traf dort Arbeiterinnen, die unsere Kleidung produzieren – für einen Lohn, der kaum zum Überleben reicht. Auch mit der Arbeitsministerin, Gewerkschaftvertretern, dem deutschen Botschafter und Arbeitgebervertretern sprach er. Über seine Erfahrungen berichtete er am Mittwoch im Rahmen der bundesweiten Fairen Woche im Heinrichsaal in Bamberg. „Kleider machen Leute“ hieß der Vortrag, mit denen er den 50 Besucherinnen und Besuchern einen direkten Blick hinter die Kulissen der Textilindustrie ermöglichte. Höhepunkt war die Live-Schaltung nach El Salvador, bei der eine Arbeiterin, eine Anwältin und ein Gewerkschaftsvertreter über ihre Situation sprachen und Fragen aus dem Publikum beantworteten. Veranstaltet wurde der Abend vom Agenda-21-Büro der Stadt Bamberg, dem Jugendamt der Erzdiözese, dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), dem Verein Change und dem Weltladen.
„Ihr seid die Konsumenten, ihr habt es in der Hand!“, appellierte Sergio Chávez an die Besucherinnen und Besucher im Heinrichsaal. Zuvor hatte der Arbeitsrechtler bereits ausführlich über die Textilindustrie in El Salvador gesprochen: Über die politische und wirtschaftliche Situation ebenso wie über Arbeiterinnen, die 80 Stunden in der Woche an der Nähmaschine sitzen, über Frauen, die ihre Arbeit verlieren, wenn sie sich gewerkschaftlich organisieren wollen, oder über Kinder, die arbeiten müssen, um das Überleben der Familie zu sichern. Eine Näherin in El Salvador verdiene durchschnittlich 210 Dollar im Monat – das sei der gesetzlich vorgeschriebene Mindestlohn. Für ein menschenwürdiges Leben reiche das nicht – dafür seien mindestens 350 Dollar notwendig. Arbeitsrechte, soziale oder medizinische Absicherung? Fehlanzeige. Mehr als 40 Prozent der Bevölkerung in dem mittelamerikanischen Staat lebten unterhalb der Armutsgrenze.
Dass diese Missstände auch etwas mit unserem eigenen Leben zu tun haben, wurde spätestens klar, als Chávez die Marken aufzählte, für die in den „maquilas“ genannten Fabriken produziert wird: Adidas, Puma oder The North Face etwa, um nur wenige zu nennen. „Und was können wir jetzt tun?“, stellte ein Besucher stellvertretend für viele die entscheidende Frage. Alternativen unterstützen sei eine Möglichkeit, so Marilyn Mabel Sanchez Najarro, die sich als Anwältin bei der Organisation „Mujeres transformando“ für menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie einsetzt und ebenfalls live aus El Salvador zugeschaltet war. Vor allem sei es wichtig, verantwortungsvoll zu konsumieren und sich genau über die Herstellungsbedingungen von Kleidung und anderen Produkten zu informieren. Braun bekräftigte die Aussage und ermunterte die Besucherinnen und Besucher, in Geschäften nach der Herkunft und Produktion von Jeans, Jacke & Co zu fragen. „Wir müssen immer wieder Transparenz einfordern, und die Firmen so zwingen, Farbe zu bekennen“, fasste der Eine-Welt-Koordinator zusammen. Die Unterstützung ökologischer und fairer Alternativen sei eine weitere Möglichkeit, Druck auf die großen Unternehmen auszuüben und sie zum Umdenken zu bewegen. „Wir werden die Welt nicht auf einmal ändern können, aber auch viele kleine Schritte sind spürbar“, ermutigte Braun das Publikum zum Abschluss, mit Lebensfreude und Begeisterung für globale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung einzutreten.
Eine Übersicht über alternative Konsummöglichkeiten vor der eigenen Haustür bietet das Internetportal www.regionallotse.de.