Kleine Botschafter

Rund 600 Sternsinger wurden von Erzbischof Schick ausgesendet
Bamberg. Ein überdimensionales Pflaster im Altarraum der Oberen Pfarre macht es deutlich: Es gibt viele Wunden in der Welt. Wunden der Armut, Wunden des Hungers und der Krankheit, Wunden des Krieges. Dabei sind es oft die Schwächsten, die am meisten an diesen Wunden leiden - besonders Kinder. "In besonderer Weise nehmen wir dieses Jahr die Situation der Kinder in Tansania in den Blick", führte Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl in der Pfarrei "Unsere Liebe Frau" - auch "Obere Pfarre" genannt - in das Thema der Aktion Dreikönigssingen des BDKJ und des Kindermissionswerks "Die Sternsinger" ein.
Ein Video von Freiwilligen, die im Rahmen der Partnerschaft mit dem Bistum Rulenge/Ngara in Tansania mit Kindern in Schulen, Waisenhäusern und Behinderteneinrichtungen arbeiten, zeigte den rund 600 kleinen Königinnen und Königen, wofür sie sich rund um den Jahreswechsel einsetzen. Tansania ist ein großes Land im Osten Afrikas. Die Straßen auf dem Land sind schlecht, nur schwer können die Menschen mit dem Notwendigsten versorgt werden. Da ist es besonders wichtig, dass sie nicht krank werden. "Wie wichtig Gesundheit ist, wissen wir selbst und spüren es spätestens dann, wenn uns eine Krankheit plagt", so Pötzl. "In Tansania", erklärte Michaela Berger vom Aachener Kindermissionswerk, "ist es nicht selbstverständlich, dass Kinder zum Arzt oder zum Zahnarzt gehen können". Dort seien rund 1,6 Millionen Kinder mit dem HI-Virus infiziert oder hätten Aids, eine Krankheit, die das Immunsystem schwächt und Menschen besonders anfällig für alle möglichen Krankheiten macht. Etwa ein Drittel der Kinder könne weder Schreiben noch Lesen. Malaria, eine Krankheit, die zu hohem Fieber führt und oft tödlich ist, sei weit verbreitet. "Deshalb wollen wir als Sternsingerinnen und Sternsinger einen Beitrag für die Gesundheit in Tansania und weltweit leisten, indem wir Spenden sammeln, damit Kinder lernen können, sich vor Krankheiten zu schützen und damit Kindern schneller und besser geholfen werden kann", so Detlef Pötzl. "Ganz herzlich danken wir Euch deshalb für Euren Einsatz für Kinder in der ganzen Welt."
"Ihr seid gleich dreifach Botschafter für die Welt", sagte Erzbischof Schick. "Ihr bringt in den nächsten Tagen den Segen Christi, seine Botschaft, in jedes Haus. Ihr zeigt den Menschen, wie wichtig Kinder sind und wie schlecht es vielen Kindern auf der Welt geht. Und ihr sammelt Spenden, um den Menschen zu zeigen, wie wichtig Hilfe ist, und dass jeder helfen kann", so das Bamberger Kirchenoberhaupt. "Ihr seid also Botschafter des Segens, Botschafter der Kinder und Botschafter der Hilfe für die Welt." Davon zeugten auch etliche kleine Kronen, die die Sternsingergruppen mit ihren Wünschen gestaltet und auf das große Pflaster geklebt haben. Ein Zeichen, dass die Kinder von der Oberen Pfarre aus durch die Straßen Bambergs bis in den Dom getragen haben. Manch ein Passant staunte nicht schlecht, als die große Schar gekrönter Häupter begleitet von afrikanischen Trommelklängen des westafrikanischen Sängers und Percussionists Alexis Madokpon vorüberzog. Die Sternsinger sind den meisten Menschen jedoch durchaus ein Begriff.
Das bestätigen auch Tine und teresa aus Bad Staffelstein. Seit etwa sechs Jahren sind die beiden jedes Jahr mit den Drei Heiligen Königen unterwegs. "Wir wollen den Kindern helfen, das ist einfach schön", sagen sie. "Einmal hat uns ein älteres Ehepaar total viel Geld gegeben und uns sogar zum Essen eingeladen", erinnert sich Tine. "Und wenn Menschen die Tür einfach zumachen, dann muss man das halt akzeptieren", sagt Teresa. Sie ist jedoch fest vom Sinn der Aktion Dreikönigssingen überzeugt und absolut motiviert. "Manchmal wäre es jedoch schön, zu wissen, was genau mit den Spenden passiert, die wir sammeln", meinen die beiden.
Wieviel Gutes mit den Geldern bewirkt wird, davon konnte Erzbischof Ludwig Schick berichten. "Rund sieben Milliarden Menschen leben auf der Welt", sagte er. Davon seien etwa zwei Milliarden Kinder unter 16 Jahren. 75 Millionen von ihnen würden keine Schule besuchen, könnten nichts lernen und hätten kaum Perspektiven für einen Beruf. Sech Millionen Kinder müssten täglich arbeiten, eine Million säßen in Gefängnissen, weil sie stehlen mussten, um sich und ihre Familien zu ernähren. "Und täglich sterben 20.000 Kinder unter fünf Jahren an Unterernährung", so Schick, der auch Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz ist. "Auch das müsst Ihr den Menschen sagen." Doch das sei kein Grund, den Mut zu verlieren - ganz im Gegenteil: "Das muss uns aufregen und dazu anregen, etwas zu ändern", rief der Bischof den Sternsingerinnen und Sternsingern zu. "Und ich weiß, Ihr wollt etwas verändern! Und das tut ihr auch." So habe er sozusagen als Außenminister der Bischofskonferenz in der ganzen Welt Einrichtungen wie Schulen und Kinderheime gesehen, die mit den von den Sternsingern gesammelten Geldern unterstützt werden. "Heute gehen schon mehr Kinder zur Schule, als noch vor zehn Jahren und viele Krankheiten können bekämpft werden", berichtete der Erzbischof. "Auch dank euch! Euer Engagement bringt etwas, Eure Hilfe ist nicht sinnlos", motivierte Schick die Kinder.
So sammelten die etwa 6.000 Sternsinger vergangenes Jahr im Erzbistum Bamberg rund 1,4 Millionen Euro. "Ihr tut viel Gutes!", so der Erzbischof. Und so werden in diesen Tagen wieder die Drei Heiligen Könige ihren Segen in jedes Haus bringen, um selber ein Segen zu sein - Für Kinder in Tansania und weltweit.
Wer sich genauer darüber informieren möchte, was alles mit den Geldern geschieht und worum es bei der Sternsingeraktion geht, kann sich beim Kindermissionswerk "Die Sternsinger" informieren.