Leuchtende Botschaft aus Betlehem

Rund 500 Pfadfinder haben das Friedenslicht aus Nürnberg abgeholt
Nürnberg. Trubel in der Lorenzkirche: Kinder und Jugendliche meist mit Hemd und Halstuch, der typischen Pfadfinderkluft, nahmen auf den Kirchenbänken Platz. Unter den zumeist jungen Besu-chern waren vor allem Pfadfinder der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG), des Verbands Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) und des Bundes der Pfadfinde-rinnen und Pfadfinder. Die Pfadfinderverbände sind Träger der Aktion Friedenslicht in Deutschland. Viele Kinder und Jugendliche hatten eine Laterne als Windschutz mitgebracht. Während der Aussendungsfeier erhielten alle Besucher eine kleine Kerze. Das Friedenslicht. Maxi Kattner, Diözesanvorsitzende der dpsg, sprach zu den versammelten Pfadfindern: „Zwar können wir als Pfadfinder nicht die ganze Welt verändern, aber wir sollten stets daran denken, dass wir als Einzelne Großes bewirken können, wenn wir uns gemeinsam für eine Sache stark machen.“ Kattner veranschaulichte ihre Gedanken am Beispiel der ehemaligen DDR-Bürger, die vor 20 Jahren durch friedliche Proteste die Mauer zu Fall brachten. „Sie gingen zusammen auf die Straße. Diese Menschen hatten Mut und glaubten an sich“, so Kattner. Das Friedenslicht symbolisiere den Grundgedanken des Pfadfindertums. „Jeden Tag eine gute Tat.“
Der leuchtende Friedensgruß geht auf den Österreichischen Rundfunk zurück. 1986 hatten Mitarbeiter die Idee, ein Licht als Zeichen des Friedens weiterzureichen. Traditionell wird jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit eine Kerze in der Geburtsgrotte Jesu entzündet. Von dort zieht das Licht eine Leuchtspur als Symbol des Friedens in die gesamte Welt. Mit dem Zug ging es über Wien auch in dreißig deutsche Städte, wo Aussendungsfeiern stattfanden. So auch in der Nürnberger Lorenzkirche. In dem ökumenischen Gottesdienst veranschaulichten Pfadfinder mit Pappkartons das diesjährige Motto „Mauern brechen, Frieden finden, Hoffnung geben. Die Kartons wurden vor dem Altar als Mauer aufgebaut. Harald Rosteck, vom Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder, erklärte, wie Mauern zwischen Menschen entste-hen: Eine Mauer entsteht, wenn jemand zusammengeschlagen wird, wenn du nicht sagen darfst, was du denkst oder wenn Du einsam bist.“ Gemeinsam trugen die Pfadfinder die Mau-er während des Gottesdienstes ab. „Eine Mauer zerbricht, wenn Du niemand ausgrenzt, dich selber magst und gut findest oder den anderen hilfst“, so Rosteck.
Eine Friedenserklärung fand gleich im Anschluss an die Aussendungsfeier auf der Bühne des Christkindlesmarktes statt. Dort wurde das Licht an Vertretern der muslimischen und der hinduistischen Weltreligionen, sowie einem der griechisch orthodoxen Gemeinde als ein Zei-chen der Versöhnung, des Friedens und Solidarität miteinander weitergegeben. Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, erhielt das Friedenslicht, verbunden mit der Bitte, sich in seinen Verantwortungsbereichen für den Frieden und den Austausch und die Versöhnung zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Kultur einzusetzen. Wer das Licht empfängt, kann damit selbst die Kerzen von Freunden und Bekannten entzünden, damit an vielen Orten ein Schimmer des Friedens erfahrbar wird, auf den die Menschen in der Weihnachtszeit besonders hoffen.