Zum Inhalt springen

Lichter in dunkler Nacht

Datum:
Veröffentlicht: 3.4.12
Von:
Philipp Fischer

Erster Nightfever-Abend in Bamberg / Gebet, Gespräch, Gesang

Ruhig und würdevoll steht Sankt Martin in der Bamberger Innenstadt. Tagtäglich schießen Unzählige vorbei. Anders am Samstagabend. Vor den mächti-gen Kirchenmauern laden Jugendliche zu später Stunde Passanten ein, einfach mal rein zu schauen. ‚Nightfever‘ sei da. Gewiss denken viele zunächst an den großartigen Bee-Gees-Klassiker; betritt man die Schutz und Sicherheit bietenden Kirchenmauern ebenso gewiss an den großartigsten Wegbegleiter.

Bamberg. Ruhig und würdevoll steht Sankt Martin in der Bamberger Innenstadt. Tagtäglich schießen Unzählige vorbei. Anders am Samstagabend. Vor den mächti-gen Kirchenmauern laden Jugendliche zu später Stunde Passanten ein, einfach mal rein zu schauen. ‚Nightfever‘ sei da. Gewiss denken viele zunächst an den großartigen Bee-Gees-Klassiker; betritt man die Schutz und Sicherheit bietenden Kirchenmauern ebenso gewiss an den großartigsten Wegbegleiter.

„Wir laden jeden ein, egal, wer er ist und was er glaubt“, erklärt die 24-jährige Veronika. Mit zwei anderen Helfern steht die eigens aus Würzburg Angereiste vor der Martinskirche. „Ich biete eine Kerze an und lade damit in die Kirche ein. Einige gehen vorbei. Aber viele sind interessiert.“ Dominik nickt: „Wir wurden so freundlich und warmherzig gefragt. Da kann man nicht Nein sagen.“ „Das spricht auch keine typischen Kirchgänger an - so wie uns.“, fügt Alina an, bevor die beiden 21-Jährigen mit den Lichtern das Gotteshaus betreten.

„Nightfever möchte besonders Jugendliche und junge Erwachsene einladen, in Berührung mit Gott zu kommen. Sie haben oft keine tiefe Beziehung zum Glauben und noch weniger zur katholischen Kirche. Wir sprechen sie an, für wenige Minuten innezuhalten. In der Kirche können sie Gedanken sortieren und Gott ihr Herz ausschütten“, expliziert Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl.
Schwacher Lichtschein unzähliger Kerzen erhellt die mächtige Kirche. Menschen zünden Lichter an, knien vor dem großen Kreuz und vor dem Altar mit dem Allerhei-ligsten in der Monstranz, sprechen ein stilles Gebet. Musik erklingt. Nightfever-Helfer spielen christlich-spirituelle Lieder bis zu Taizé. „Ich habe die Musik tief in meinem Herzen gespürt“, gesteht die 67-jährige Hanne. Ihre 55-jährige Namensvetterin schätzt die Ruhe und die in sanfter Musikuntermalung vorgetragenen Gebete. Alle Generationen spricht das Angebot an.

Nach einer Heiligen Messe beginnt der eigentliche Nightfever-Abend mit Gebet, Gesang und Gespräch. „Es ist ein guter Ort, um Ruhe zu finden“, sagt Alina, die mit Dominik nun in einer Bank sitzt. „Wenn man reinkommt, kann man alles andere ausblenden und die besinnliche Stimmung und warme Atmosphäre wirken lassen“, ergänzt Dominik. Alina gibt zu: „Ich finde es beeindruckend, dass es viele Jugendliche gibt, die das auf die Beine stellen, und sich so mit ihrem Glauben identifizieren.“

Wie Sebastian. Der 22-Jährige vom Nürnberger Nightfever-Team hilft den Bamber-ger Organisatoren vom Jugendamt der Erzdiözese und der Diözesanstelle für Be-rufe der Kirche bei ihrer Premiere und erzählt, warum. Trotz christlichen Hintergrunds hatte er als Jugendlicher wenig Begegnung mit Gott. Dann sei er zu ‚Nightfever‘ eingeladen worden, ließ sich darauf ein und las einen Bibelvers (Jesaia 49,16): „Das war wie ein Schalter, der umgelegt worden ist. Ich habe gewusst: Da ist jemand, an den ich mich immer wenden kann. Gott kann man ins Leben aufnehmen - sei es durch ein kleines Gebet, oder durch den Gottesdienstbesuch. Ich möchte anderen den Glauben weitergeben und das Feuer wieder neu entzünden.“
Es sind Menschen wie Sebastian, die ‚Nightfever‘ authentisch machen. Gemein-sam mit Domvikar Robert Mayr bietet Pötzl den Besuchern an, zuzuhören, Rat zu geben, die Beichte abzunehmen, oder sie zu segnen. „Es besteht bei den Menschen ein Bedürfnis, sich öffnen zu können und im geschützten Raum über sich, das Leben und den Glauben ins Gespräch zu kommen. Ich war überrascht, dass so viele junge Menschen das Gespräch mit einem Priester gesucht haben.“
Mancher Partyfreund fragt sich, was nach einem durchfeierten Wochenende geblieben ist. Stimmung, Spaß, Loslassen vom Alltag mag er erlebt haben. Meist verschwindet sein „Partyfever“ im Alltagstrott. ‚Nightfever‘ hingegen hinterließ selbst bei wenigen Minuten in der Martinskirche oft tiefe Spuren, Gedanken an Gespräche, Gesänge und Gebete, und ein brennendes Feuer der Hoffnung an den großartigsten Freund. Philipp Fischer (-paf-)

Infobox Nightfever:

Nightfever entstand nach dem Kölner Weltjugendtag 2005 und entwickelte sich zu einer internationalen Initiative. Eine ganze Nacht mit Heiliger Messe, Gebet, Gesang und Gespräch stehen die Kirchentüren offen. Im durch Kerzenschein erhellten Gotteshaus kann man eine Kerze anzünden, still werden, beten, einen Bibelvers ziehen, Gottes Stimme hören, der Musik lauschen, nachdenken, Fragen stellen, Vergebung finden, sich segnen lassen, oder einfach zur Ruhe kommen. Organisiert von jungen Christen, deren Glauben einen Sitz im Leben hat, sieht sich das Team als Brückenbauer zwischen Menschen, Gemeinden und Gemeinschaften, die vor allem kirchenferne Jugendliche und junge Erwachsene erreichen, und sie einen Schritt näher zum Glauben bringen. Ohne Zwang, frei nach den Worten des Johannes-Evangeliums: „Komm und sieh!“ (Joh 1,46). Nach dem Erfolg des ersten Nightfever-Abends laden am 16. Juni ab 18 Uhr das Jugendamt der Erzdiözese und die Diözesanstelle für Berufe der Kirche wieder in die Pfarrkirche Sankt Martin. Mehr im Internet unter „www.nightfever-online.de“. -paf-