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Mehr als eine Wahrheit

Feuersteinforum
Datum:
Veröffentlicht: 19.3.18
Von:
Mirjam Stumpf

Vortrags- und Diskussionsreihe „Feuersteinforum“ fand unter dem Titel „Wer bin ich?“ statt

Ebermannstadt. Seelsorgerinnen und Seelsorger kümmern sich nicht nur in Kirchen um die Belange der Menschen. Klaus Hamburger sprach am vergangenen Freitag mit rund 50 interessierten Gästen, die an diesem Abend zur Vortrags- und Diskussionsreihe „Feuersteinforum“ auf Burg Feuerstein zusammen gekommen waren, über seine Tätigkeit als Klinik- und Gefängnisseelsorger. Unter dem Thema „Wer bin ich?“ versuchte der Theologe, der auch auf 30 Jahre Leben und Wirken in Taizé zurückblicken kann, seine persönliche Suche nach der Wahrheit zu vermitteln. Die Besucherinnen und Besucher konnten in dem interaktiv gestalteten Vortrag selbst ihre Meinung einbringen und in einem anschließenden Taizé-Gebet zur Stille kommen.

Manchmal hätte das Leben eine solche Wucht, dass man sich nicht dagegen stemmen könne, so der Referent. „Jeder hat eine Verantwortung vor sich selbst, nicht stehen zu bleiben, lebendig zu sein“, sagte Hamburger über seine langjährigen Erfahrungen als Bruder in Taizé. Mehr als 30 Jahre lebte er als Seelsorger in der Klostergemeinschaft, war dort bekannt unter dem Namen Frère Wolfgang. Seit 2012 ist er wieder in Deutschland und widmet sich hier seitdem der Klinik- und Gefängnisseelsorge in Neuwied und Koblenz. Während der langen Zeit in Taizé hätte er viel des dortigen Blickwinkels auf das Leben verinnerlicht. Dies gelte es nun, auch daheim in seiner Seelsorgetätigkeit weiterleben zu lassen. In seinen Begegnungen und Gesprächen mit Inhaftierten stehe für ihn vor allem die Frage im Vordergrund, wie diese ihre eigene Wahrheit finden können. Das Christentum biete an dieser Stelle ein reiches Erbe, nämlich das Verzeihen, so der Theologe. Das Verzeihen sei eine Wahrheit, mit der er selbst leben könne und die er auch gemeinsam mit den Inhaftierten suche. Menschen verbindend sei die Tatsache, zu sehen, dass alle letztlich Kinder Gottes seien.

Bei seiner Arbeit in der Justizvollzugsanstalt Koblenz versuche er vor allem auch das Aushalten der Stille zu vermitteln, denn wer die Ruhe aushalte, sei auch nicht so leicht manipulierbar. Zudem sei es besonders wichtig, die Menschen, die vor einem sitzen, ernst zu nehmen, denn dann bekäme man auch viel zurück. In persönlichen Gesprächen merke er, wie sich Wahrheiten ändern können. Man müsse versuchen, auch andere Wahrheiten zu entdecken, betonte Hamburger. „Das eigene Leben lässt sich immer von zwei Seiten betrachten. In dieser Spannung leben wir und genau dort möchte ich auch sein“, so der Referent. Auch auf den Titel „Wer bin ich?“, unter welchem dieser Vortragsabend stattfand, ging Hamburger ein. Diese Frage müsse seiner Meinung nach nicht unbedingt auf das Herausfinden der eigenen Identität abzielen. Ein anderer Blick auf diese Frage könne es sein, das eigene Sein mit einem positiven Staunen darüber zu betrachten, was man sich nie zugetraut hätte zu schaffen.

Gabi Kaulen, die Initiatorin des „Feuersteinforums“ fasste am Ende ihre persönlichen wichtigsten Gedanken des Vortrags zusammen. Gemeinsam mit dem ehrenamtlichen Vorbereitungs-Team kümmert sie sich auch für die Einladungen der Gesprächsgäste. „Da unser Thema im Bereich Seelsorge in diesem Jahr „Bist du´s?“ lautet, hat dieser Vortrag sehr gut dazu gepasst“, so Kaulen. Das Feuersteinforum ist eine regelmäßig stattfindende Diskussions- und Vortragsreihe. Unter dem Motto „aktuelle Themen – interessante Gäste – ins Gespräch kommen – eigene Meinung bilden“ sind dabei vor allem junge Leute zu Begegnung und Austausch eingeladen.

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