Zum Inhalt springen

Minis feiern ihren Glauben

Papst Franziskus drückt und segnet Michael Eberl aus Bayreuth (Pfarrei Heilig Kreuz).
Datum:
Veröffentlicht: 3.8.18
Von:
Andreas Kraft

1000 Jugendliche aus dem Bistum Bamberg treffen den Papst und falten 1000 Kraniche für den Frieden

Mehr als 1000 Ministrantinnen und Ministranten aus der gesamten Erzdiözese Bamberg waren eine Woche lang in Rom. Unter dem Motto „Suche den Frieden und jage ihm nach“ haben sie sich dort mit rund 70.000 Jugendlichen aus insgesamt 19 Ländern getroffen, darunter Russland, Antigua oder die USA.

Die Sonne brennt. Im Schatten der Kiefern auf dem Santuario del Divino Amore sitzen in kleine Gruppen verteilt 1000 Jugendliche aus Franken. Jeder faltet einen Kranich aus einem Stück Origami-Papier. Manche sprechen dabei über den Frieden. Andere erinnern sich an die Papstaudienz am Abend zuvor.

Insgesamt 90.000 Jugendliche wollten den Papst sehen. Mehrere Stunden hatten sie in sengender Hitze angestanden, bis sie endlich auf dem Petersplatz waren. Aber als gegen 18 Uhr Papst Franziskus auf den Platz fuhr, war all die Mühe und all der Schweiß vergessen. Die Menge jubelte ihm zu, während er mit seinem Papa-Mobil durch die Reihen fuhr.

In den vordersten Plätzen direkt um den Papst waren für jedes Bistum ein paar Stühle reserviert. Diözesanjugendpfarrer Norbert Förster nahm dorthin eine Gruppe aus Bayreuth mit. Als der Papst zum Abschluss der Audienz die vorderste Reihe abschritt, lotste Förster den 17-jährigen Michael Eberl ganz nach vorne. Dort fielen sich der junge Mann mit Down Syndrom und der Papst in die Arme. Anschließend segnete Franziskus den Ministranten.

„Den Papst live zu erleben und nicht nur im Fernsehen zu sehen“, sagt Clara während sie am nächsten Tag einen Kranich faltet, „war schon wirklich etwas besonders.“ Ihre Augen strahlen. Dann diskutiert sie mit den anderen Minis ihrer Nürnberger Pfarrei darüber, wie die Welt friedlicher werden könnte. „Den Kapitalismus abschaffen“, sagt Flo, „Das ist der Weg zum Frieden. Wenn alle gleich viel hätten, gäbe es auch keinen Streit.“

Die anderen sind skeptisch: Wie soll man denn alles gleich verteilen? Und ergeben sich nicht nach kurzer Zeit doch wieder Ungleichgewichte? Dann einigen sich die zehn Jugendlichen: Es müsste einfach viel fairer zugehen auf der Welt und die aller Reichsten könnten den aller Ärmsten ruhig etwas abgeben. Aber wie soll man das erreichen? „Wir bräuchten eine Weltregierung“, schlägt Tobias vor. „Dann könnte man die Dinge auch regeln.“

Die Kraniche sind fast fertig. Nach einer alten japanischen Legende wird für 1000 gefaltete Origami-Kraniche ein Wunsch erfüllt. Bei der Andacht sammeln die Jugendlichen ihre Kraniche ein und übergeben sie an Erzbischof Ludwig Schick. Er wird sie bei seiner nächsten Reise nach Senegal mitnehmen und sie dort der Partnerdiözese Thiès übergeben. Denn die Ministrantinnen und Ministranten wünschen sich für ihre 1000 Kraniche Frieden für Senegal.

„Wallfahrten haben eine lange Tradition, aber wie diese Woche in Rom zeigt, sind sie wichtiger denn je“, zieht Förster Bilanz. „Gerade in unserer schnelllebigen Zeit gibt es viel Kraft, wenn man sich auch mal die Zeit nimmt, zur Ruhe zu kommen und sich auf das wirklich Wichtige im Leben zu besinnen.“

Die internationale Mini-Wallfahrt gibt es seit den 1960er Jahren. In der Regel wird sie alle vier Jahre angeboten. Mitfahren können alle Ministrantinnen und Ministranten, die älter sind als 13 Jahre. Neben einem Unkostenbeitrag der Teilnehmenden bezuschusst das Erzbistum Bamberg die Fahrt.