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Mit Offenheit und Freude durchs Leben

Catalina Paniagua
Datum:
Veröffentlicht: 1.12.16
Von:
Ann Kathrin Thönnes

Catalina Paniagua hat sich am vergangenen Wochenende im Alter von 25 Jahren firmen lassen

Sie ist 25 Jahre alt, studiert Berufliche Bildung, macht gerade ein Praktikum in Stuttgart – und hat sich am Samstag im Bamberger Dom von Erzbischof Ludwig Schick firmen lassen. Im Interview erzählt Catalina Paniagua, warum sie sich für diesen Schritt entschieden hat und was er für sie bedeutet.

Die wichtigste Frage zuerst: Warum hast du dich entschieden, dich jetzt im Alter von 25 Jahren firmen zu lassen?

Ich sehe Vieles in der Kirche kritisch, aber ich glaube an Gott, an die Liebe und vor allem glaube ich daran, dass es vor 2000 Jahren einen Menschen gab, der mutig genug war, sich offenkundig für all das einzusetzen. Jesus selbst kritisierte die Tempelgeschäfte und was tat er? Richtig, er bekannte sich öffentlich zu dem, was verbesserungswürdig war und brachte so frischen Wind in die Sache. Viele Freundinnen und Freunde erzählen mir, dass sie aus der Kirche austreten, weil sie ihnen verstaubt erscheint. Das nenne ich selbsterfüllende Prophezeiung! Wenn alle lieber austreten, anstatt aktiv zu werden und die Kirche nach ihren Vorstellungen modern zu gestalten, ist es kein Wunder, dass nur der konservative Schlag in der Kirche verharrt. In den zurückliegenden Monaten und Jahren habe ich Menschen ermutigt, sich nicht von ihrem Glauben abbringen zu lassen, ganz gleich, welcher Konfession sie waren. Wie soll man mich damit ernst nehmen, wenn ich nun nicht selbst endlich zu meinem Glauben stehe?

Wie haben deine Familie, Freunde und Bekannte auf deine Entscheidung reagiert?

Teilweise positiv, teilweise aber auch sehr kritisch. Ich wurde oft gefragt, warum ich mich überhaupt firmen lassen möchte. Diese Frage wundert mich eigentlich jedes Mal aufs Neue. Ich glaube nicht, dass meine Klassenkameraden und –kameradinnen das bei ihrer Firmung gefragt wurden, obwohl deren Motivation – wie mir im Nachhinein erzählt wurde – oft rein finanzieller Natur war.

Warum hast du dich in Bamberg firmen lassen?

Ich studiere in Bamberg und die Stadt ist inzwischen ein Stück Heimat für mich geworden. Als ich hierher gezogen bin, war mir eigentlich gleich klar, dass ich mich hier auch firmen lassen möchte. Durch meine Arbeit im Jugendkulturtreff Immerhin habe ich dann den Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl kennengelernt und ihm von meinem Wunsch erzählt. Er hat gleich Nägel mit Köpfen gemacht und alles in die Wege geleitet.

Wie hast du dich auf deine Firmung vorbereitet?

Zum einen habe ich mich mehrmals mit Detlef Pötzl getroffen und mich von ihm sehr gut begleitet gefühlt. Nach unseren Treffen habe ich mich jedes Mal in meiner Entscheidung bestärkt gefühlt. Wir sind zusammen das gesamte Procedere der Firmzeremonie durchgegangen und er hat mir viel Handwerkszeug mitgegeben, zum Beispiel den Jugendkatechismus Youcat, worüber ich mich sehr gefreut habe. Außerdem habe ich viel mit Freunden über Religion und Glauben gesprochen.

Welche Bedeutung hatte der Tag der Firmung für dich?

Meine Familie und viele meiner Freunde aus ganz Deutschland sind zu meiner Firmung nach Bamberg gekommen. Es bedeutet mir sehr viel, dass so viele Menschen diesen wichtigen Tag mit mir geteilt haben. Die Firmung selbst war sehr schön und ich hoffe, dass wir alle etwas davon für uns mitnehmen können.

Bist du eigentlich katholisch erzogen worden?

Ja, obwohl meine Mutter nicht getauft ist. Trotzdem hat sie aber immer mit mir und meiner Schwester gebetet – in ihren eigenen Worten. So bete ich selbst heute auch am liebsten. Mit meinem Vater bin ich dagegen jeden Sonntag in die Kirche gegangen. Er kommt aus Nicaragua, aus einer sehr gläubigen Familie. Vor allem meine Großmutter war sehr katholisch. Mir ist der katholische Glaube also schon in die Wiege gelegt worden.

Warum hast du dich dann nicht – wie die meisten Jugendlichen – schon vor zehn Jahren firmen lassen?

Für mich waren als Jugendliche erst einmal andere Sachen als Kirche und Glaube wichtig – Jungs, Musik, Party. Durch gute Freunde, die sich auf ihre Firmung vorbereitet haben, ist das Thema dann aber auch bei mir wieder präsent geworden und ich wollte wie sie gefirmt werden. Der Grund, warum das nicht ging, war ein organisatorischer. Voraussetzung für die Firmung war in unserer Gemeinde ehrenamtliches Engagement in einem Altenheim. Ich wollte das gerne machen, aber es ging nur an einem ganz bestimmten Nachmittag, an dem ich bereits einen wichtigen Englisch-Kurs belegt hatte. Ich habe mich damals ziemlich darüber geärgert, dass mir die Gemeinde damals nicht ein bisschen entgegengekommen ist und so ist das Thema Firmung erst einmal wieder in den Hintergrund gerückt.

Welche Bedeutung hat der Glaube für dich?

Der Glaube gibt mir sehr viel Optimismus und Halt.

Hast du schon einmal an deinem Glauben gezweifelt?

Nein, noch nie.

Wie lebst du den Glauben im Alltag?

Vor allem seit ich mich entschieden habe, mich firmen zu lassen, nehme ich vieles im Leben viel bewusster wahr als vorher. Ich habe gemerkt, dass ich offener geworden bin und dadurch zum Beispiel immer wieder sehr viele schöne Begegnungen im Alltag habe, die mir viel geben. Und ich glaube, dass diese Offenheit und Freude auch ansteckend ist. Für mich ist das gelebter Glaube.