Nacht der Lichter: Taizé für Zuhause

Mehr als 400 Gläubige aus dem gesamtem Erzbistum und den evangelischen Kirchenkreisen Oberfrankens verfolgten den Livestream der ersten digitalen Nacht der Lichter

Der Ablauf der Nacht der Lichter war eigentlich wie immer. Aber trotzdem war 2020 alles anders. Wo sonst im Dom mehr als 1000 Jugendliche sitzen - nur Leere. Es liegen keine Sitzkissen auf den Fußböden in den Seitenschiffen, niemand steht vor dem Kaisergrab. Nur in den Bänken sitzt eine Handvoll Jugendliche und junge Erwachsene. Es ist das Vorbereitungsteam der Nacht der Lichter, sowie Schülerinnen der Maria Ward Schule. Sie lesen etwa die Grußworte aus Taizé oder das Evangelium in sechs Sprachen. Oben in der Apsis vertritt nicht ein großer Chor wie sonst die Werkstatt Neues Geistliches Lied, sondern mit ein Handvoll Sängerinnen und Sänger zusammen mit ein paar Instrumentalisten und Instrumentalistinnen
Die Jugendlichen sitzen daheim vor den Rechnern oder treffen sich in kleinen Gruppen im Jugendraum und verfolgen die Nacht der Lichter vor Beamer und Boxen. Mehr als 400 Menschen streamen die Nacht der Lichter vom Anfang bis zu Ende. Wie viele Zuschauerinnen und Zuschauer sich dahinter verbergen ist schwer zu sagen. Mehr als 500 haben sich vorab angemeldet und sich Liedheft, Tee und Kuchen nach Hause schicken lassen. Der Großteil davon wollte die Nacht der Lichter in der Gemeinschaft einer Jugendgruppe oder Pfarrei unter Einhaltung der Hygiene-Schutzmaßnahmen verfolgen.
Wie gut die digitale Nacht der Lichter bei den Menschen ankommt, zeigt ein Blick in die Statistik des YouTube-Kanals des Erzbistums. Auf mehr als 3500 Aufrufe kommt das Video, dass man sich auch jetzt noch anschauen kann, schon nach wenigen Stunden. Bei Livestreams klicken sich viele nur kurz in das Video, etwa weil sie es auf sozialen Netzwerken eingeblendet bekommen. Üblicherweise liegt daher die durchschnittliche Wiedergabedauer eines Videos bei nur wenigen Sekunden oder Minuten. Die Nacht der Lichter kommt da auf fast 20 Minuten, was im Vergleich eine absolute Ausnahme ist. Denn bei der Nacht der Lichter bleiben sehr viele, schätzungsweise um die 400, von Anfang bis Ende dabei.
Belohnt werden sie dafür vor allem mit den äußert gelungen Gesängen und dem stimmungsvollen Rahmen. Auf dem Altar steht wie immer das Taizé-Kreuz umrahmt von orangenen Stofftüchern die vor den Stufen, die hoch in den Chor führen, aufgehängt sind. Rund um den Altar sind zahllose Kerzen aufgestellt. Die Musikerinnen und Musiker haben für die etwas andere Aufführung neue Arrangements erstellt, die die Taizé-Gesänge in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen. Sie wirken, als seien sie getragen von einer großen Sehnsucht nach Gemeinschaft, die ja vielen derzeit fehlt.
Über die sozialen Medien bedanken sich etliche Jugendliche bei dem Vorbereitungsteam bestehend aus dem Bamberger Diözesanverband des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), dem Jugendamt der Erzdiözese (EJA), der Evangelischen Jugend, der Diözesanstelle Berufe der Kirche und der Werkstatt NGL. Sie sprechen von einer gelungenen Nacht – trotz des großen Abstands. Nur ein Kritikpunkt kommt auf: das Bild sei zu hell, das Kerzenlicht gehe unter. Das ist natürlich etwas dran. Die Wärme des Kerzenlichts lässt sich eben nicht über das Internet übertragen. Aber dafür etwas von der Hoffnung, dass sich nach der Pandemie alle bei der Nacht der Lichter tatsächlich wieder treffen.







