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Orientierung für die komplexe Welt

Dynamo-Leiter Werner Stein geht nach 33 Jahren in den Ruhestand
Datum:
Veröffentlicht: 15.12.21
Von:
Andreas Kraft Kraft

Dynamo-Leiter Werner Stein geht in den Ruhestand

Bamberg. 33 Jahre lang hat Werner Stein das Dynamo geprägt. Weil er in Ruhestand geht, übernimmt Antonia Holler jetzt die Leitung der Einrichtung zur Berufsorientierung.

Alles beginnt mit einem Beschluss der BDKJ-Diözesanversammlung. Anfang der 1980er Jahre ist die Jugendarbeitslosigkeit hoch. Die Mandatsträgerinnen und Mandatsträger wollen die Jugendlichen bei der Jobsuche unterstützen. Ein Beratungs- und Bildungsangebot soll geschaffen werden. 1985 eröffnet schließlich das Dynamo – damals noch am Bamberger Schönleinsplatz. Werner Stein, zu der Zeit Bildungsreferent der Katholischen jungen Gemeinde (KjG), verfolgt alles sehr interessiert und bewirbt sich schließlich um die Leitung. „Gleich am zweiten Tag saß eine Jugendliche bei mir im Büro und hat geweint, weil sie den Ausbildungsplatz verloren hat“, erinnert sich Werner Stein. „Da dachte ich mir: Jetzt bist du in der Realität angekommen.“

Die Jugendlichen liegen ihm heute immer noch am Herzen. Er begleitet sie, hört zu und stellt ab und an die richtige Frage, damit die jungen Menschen Orientierung und damit auch ihren Platz im Leben finden. Auch das Dynamo hat sich immer wieder den sich verändernden Zeiten angepasst. Etwa zunächst mit einem Jugendcafé in der Dr.-von-Schmitt-Straße, in der Nähe der Berufsschule. Die Jugendlichen konnten sich hier vor oder auch nach der Schule einen Kaffee oder ein Baguette holen und dabei auch die Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen des Dynamo kennenlernen und später für eine Beratung wiederkommen. Als der Jugendtreff „ImmerHin“ Mitte der 90er Jahre in das Nebenhaus zog, veränderte sich auch Dynamo.

Aus dem Café wurde ein Infoladen. „Damals gab es ja noch kein Internet“, sagt Stein. „Wir haben hier viele Infos rund um Beruf und Arbeit zusammengetragen.“ Jugendliche können sich im Dynamo bis heute über verschiedene Berufe informieren – mittlerweile natürlich auch auf der Homepage des Infoladens. Daneben gibt es ein Coaching für den Bewerbungsprozess. Dafür brauche man auch weiter die Räume, sagt Steins Nachfolgerin Antonia Holler. „Während der Corona-Pandemie haben wir gemerkt, dass ein Coaching per Videokonferenz einfach nicht funktioniert. Oft fehlt den Jugendlichen dafür schon die passende Ausstattung. Die haben vielleicht ein Smartphone, aber keinen Computer.“

Mit dem Umbau des Cafés zu einem Infoladen beginnt auch die Zusammenarbeit mit den Hauptschulen. Über viele Jahre organisiert das Dynamo Berufsorientierungs-Tage für Mittelschülerinnen und Mittelschüler – etwa im Jugendhaus am Knock oder auf der Burg Feuerstein. Kurze Zeit später kommen weitere Seminare hinzu, die der Europäische Sozialfonds finanziert, um junge Menschen beim Eintritt in die Ausbildung zu unterstützen. Viele Jahrzehnte fungierte der BDKJ als Träger. Vor allem der CAJ und der Kolpingjugend lag das Projekt immer am Herzen. Zum einen weil die eigenen Mitglieder von der hohen Jugendarbeitslosigkeit betroffen waren, zum anderen um auch ein politisches Zeichen zu setzen, dass sich die Gesellschaft auch um die Jugendlichen kümmert. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Fördermittel wird es für der BDKJ, der als Verband keine juristische Person ist, immer schwieriger mit der Trägerschaft. Daher übernimmt 2012 das Jugendamt der Erzdiözese die Rechtsträgerschaft.

Und die Zukunft? Aktuell seien alle Planungen aufgrund der Pandemie enorm erschwert. „Wir wissen ja nicht mal, wann und wie wir wieder in die Schulen können“, sagt Holler. „Dabei gibt es dort ein riesiges Interesse mit uns zusammenzuarbeiten.“ Gerade nach zwei Jahren Pandemie sei das nötiger denn je. Für 15-Jährige habe ein Zeitraum von zwei Jahren einen ganz anderen Stellenwert als für Erwachsene. „Wir beobachten eine große Unsicherheit. Es fehlt an Beständigkeit. Viele Jugendliche haben die Erfahrung gemacht, dass sie ihr eigenes Leben gar nicht planen können“, sagt Holler. Dabei ist für ein gelungenes Arbeitsleben eine gute Planung unerlässlich.

„Die Jugendlichen brauchen die Angebote von Dynamo dringender denn je“, sagt Stein. „Aber ich sorge mich schon, dass die Kirche nur noch ihren Binnenbereich sieht. Für mich gehört es zum Christ sein aber dazu, für alle da zu sein. Auch für die, die vielleicht nichts mit der Kirche zu tun haben wollen.“