Ort des Friedens

Die Burg Feuerstein feiert Ende Mai endlich ihr 75-jähriges Bestehen
Lieber Norbert, als Diözesanjugendpfarrer hast du Ostern auf der Burg Feuerstein gefeiert. Warum ausgerechnet dort?
Die Burg ist ein ganz besonderer Ort. Wenn ich die Kirche, die vergangenes Jahre ihren 60. Geburtstag feierte, betrete, richtet sich mein Blick automatisch nach oben. Zum Himmel, zu dem, auf den es letztlich bei all der Arbeit ankommt. Hier oben auf dem Berg kommt man Gott leichter nah als unten im Tal. Und zu Ostern gilt das ganz besonders.
Das klingt, als hättest du nicht lange überlegt.
Das habe ich auch nicht. Als sich abgezeichnet hat, dass wir Ostern 2022 wieder relativ normal feiern können, war für uns als Team sofort klar, dass das ein großes Fest auf der Burg werden muss. Das ist für mich auch ein Zeichen, dass nach zwei Jahren Corona-Flaute die Jugendarbeit wieder richtig durchstartet. Auch die vielen Ehrenamtlichen des Osterteams waren Feuere und Flamme für dieses Projekt, Ostern im Freien zu feiern. Daneben haben auch meine Kolleginnen und Kollegen auf der Burg mit viel Herzblut dieses Projekt mitgetragen und gestaltet. Das hat richtig gut getan.
Zumal das Fest zu 75. Jahre Burg Feuersein und 60 Jahre Kirchen im vergangenen Jahr ja ausfallen musste. Wird das nachgeholt?
Aufgrund der Pandemie haben wir das Jubiläum nur im kleinen Kreis begangen, aber heuer wird es ein großes Fest geben. Es startet an Christi Himmelfahrt um 10 Uhr mit einem Motorradgottesdienst und geht dann bis zum Sonntag.
Was ist an den einzelnen Tagen geplant?
Am Freitag feiern wir die Personalkerwa, zu der sich auch schon viele ehemalige Beschäftigte angekündigt haben. Da werden sicher viele Erinnerungen ausgetauscht. Am Samstag gibt es beim Tag der Jugend zahlreiche Workshops und am Abend Konzerte. Erzbischof Ludwig Schick wird am Sonntag den Gottesdienst feiern. Anschließend gibt es Mittagessen, ein paar Vorträge zur Geschichte der Burg und ein buntes Kinderprogramm. Zudem bietet das Team beim Tag der offenen Tür allen einen Blick hinter die Kulissen.
Seit 75 Jahre ist die Burg Feuerstein ein Jugendhaus. Wie kam es dazu?
Eigentlich ist die Burg ja gar keine Burg. Sie wurde zur Zeit des Nationalsozialismus als geheime Forschungsstation gebaut und als Burg getarnt, damit sie im Landschaftsbild der Fränkischen Schweiz nicht weiter auffällt. Aus diesem Ort der Rüstungsindustrie haben dann der Diözensanjugendpfarrer Jupp Schneider und der BDKJ-Diözesanvorsitzende Emil Kemmer 1946 einen Ort der Friedens gemacht.
Inwiefern ein Ort des Friedens?
Als Ort der Begegnung haben sie das Jugendhaus zu einem Ort der Demokratie und Völkerverständigung gemacht. In dieser Tradition steht das Haus bis heute. Regelmäßig kommen Jugendliche aus unserer Partner-Diözese Thiès in Senegal, aus Polen und anderen Ländern hier her, um Deutschland kennen zu lernen. Und wir lernen dabei Afrika und Polen und viele andere Länder immer besser kennen. Aus dem Austausch sind Freundschaften, Verständnis und Verbindung erwachsen – das beste Mittel gegen jede Form von Rassismus und Fremdenhass.
Aber gerade ist wieder Krieg in Europa.
Ja, das erschreckt mich jeden Tag aufs Neue. Auf der Burg Feuerstein beten wir seit Beginn den Kriegs jeden Freitagabend für den Frieden in der Ukraine und der Welt. Ich bin fest davon überzeugt, dass jede Generation aufs Neue lernen muss, dass die Feinde der Vergangenheit in Zukunft Freunde sein können. Dafür braucht es Orte wie die Burg Feuerstein - heute genauso dringend wie vor 75 Jahren.