Vereint im Gebet für den Frieden

Nacht der Lichter am Gedenktag der Reichspogromnacht
Bamberg. Es war ein denkwürdiges Datum, an dem in diesem Jahr die Nacht der Lichter im Bamberger Dom stattfand. Ein Datum, „dass Geschichte geschrieben hat“, bemerkte Juliana Sitzmann, ehrenamtliche Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Vor 74 Jahren, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, brannten in ganz Deutschland Synagogen, wurden jüdische Bürger misshandelt und getötet, zerschlugen NS-Schergen die Schaufenster jüdischer Geschäfte. Die aufgrund der zersplitternden Schaufensterscheiben bald als „Reichskristallnacht“ bekannt gewordenen Ausschreitungen waren bis dahin der Höhepunkt des staatlichen Antisemitismus. „Wir wollen heute besonders der Opfer dieses fanatischen Judenhasses gedenken“, so Sitzmann. Der 9. November ist aber auch der Tag, an dem 1989 die Berliner Mauer fiel. Ein Tag, an dem das Ende einer mehr als 28 Jahre andauernden Trennung von Menschen in Ost und West eingeläutet wurde.
Es hätte kaum ein besseres Datum für ein Friedensgebet im Geiste von Taizé geben können. Ein Gebet, dass die Menschen über die Grenzen von Religionen und Nationen hinweg verbindet. Ein Gebet, dass Menschen egal welchen Alters, ob kirchennah oder –fern im Sehnen nach einer friedlicheren Welt miteinander vereint. Und der Bamberger Dom war voll, „so voll wie noch nie“, meinte Juliana Sitzmann begeistert. Sie saßen dicht an dicht in den Kirchenbänken; saßen, knieten oder lagen in Gruppen auf dem Boden; singend, meditierend, betend. Unter ihnen auch Frère Georg, ein Bruder der Gemeinschaft von Taizé. Er war extra aus dem kleinen Dorf im französischen Burgund nach Bamberg gereist, um mit den mehr als 600 Menschen im Dom zu beten.
„Für mich ist es das erste Mal in Bamberg, in dieser wunderschönen Stadt“, begrüßte er die Besucher. „Ich freue mich über die Vielfalt hier, dass ihr den Geist von Taizé mittragt, und danke euch für euer Engagement.“ Jedes Jahr kämen viele Jugendliche nach Taizé, so Frère Georg. „Daher ist dies eine Art Gegenbesuch.“ Er lud die Besucher ein, sich auf die Spiritualität von Taizé einzulassen. „Die Kirche wird so zu einem Ort, in dem wir uns als Gäste willkommen fühlen dürfen.“ Ein Gefühl, dass manch ein Besucher an diesem Abend gezielt sucht. „Ich habe sonst nicht viel mit Kirche am Hut, aber das hier ist etwas ganz anderes“, meint etwa ein junger Mann. So ist es vor allem die besondere Atmosphäre der Taizé-Friedensgebete, die viele Menschen begeistert. Die Lieder, Texte und Gebete, der Schein der Kerzen und das Gefühl, sich fallen lassen und endlich zur Ruhe kommen zu können.
Die Nacht der Lichter wird vom BDKJ-Diözesanverband, der Evangelischen Jugend Bamberg, dem Erzbischöflichen Jugendamt und der Diözesanstelle Berufe der Kirche zusammen mit Jugendlichen, die selbst in Taizé waren, vorbereitet. Künftig solle sie jedes Jahr am zweiten Novemberwochenende stattfinden gaben die Organisatoren bekannt. Jugendliche sind außerdem jedes Jahr eingeladen, „ökumenisch unterwegs“ mit nach Taizé zu fahren. Die Termine 2013: Ostern – 31. März bis 7. April, Pfingsten – 20. bis 26. Mai oder im Sommer, 4. bis 11. August.