Voll fair, überaus politisch und aktiv

BDKJ-Diözesanversammlung 28. - 30. März 2014 Jugendhaus Burg Feuerstein

Burg Feuerstein. Selten waren sie so einmütig, die Vertreterinnen und Vertreter der Dekanats- und Mitgliedsverbände aus der ganzen Erzdiözese: Gemeinsam wird postuliert, gegen das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA „TTIP“ (Transatlantic Trade and Investment Partnership) einzutreten – und damit wider intransparenter Verhandlungen unter Ausschluss der Zivilgesellschaft und Wachstum auf Kosten von Mensch und Natur. Gemeinsam wird „enttäuschend, unverständlich und nicht nachvollziehbar“ auf die Ablehnung der Ordinariats-Konferenz zur Jugendkirche in Fürth reagiert. Gemeinsam wurde Felix Schmitt ohne Gegenstimme als Nachfolger für den scheidenden Stefan Karbacher als ehrenamtlicher Diözesanvorsitzender gewählt. Und das war lange nicht alles, was auf der Agenda der dreitägigen Diözesanversammlung (DV) des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbistum Bamberg am vergangenen Wochenende auf Burg Feuerstein stand.
Diskutiert wurde überall – auch beim Kamingespräch mit ehemaligen BDKJ-Mandatsträgern und dem Studienteil, in dem Siemens-Vorstand Prof. Dr. Siegfried Russwurm den gewinnbringenden Einsatz von in der Jugendarbeit erworbene Soft-Skills im Leben betonte: „Umgehenkönnen mit Menschen unterschiedlicher Art ist eine wichtige Eigenschaft, die man in der Jugendarbeit lernt.“
Heiß her ging es vor allem beim TTIP-Beschluss: Entschieden treten die Diözesanvorstände des BDKJ, der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) sowie die Diözesanleitungen der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) und der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) dagegen ein. Sie fordern Politiker vom und Kandidaten für das EU-Parlament auf, dies ebenso zu tun. „Unter dem Deckmantel eines zweifelhaften Wirtschaftswachstums droht TTIP, Umwelt- und Verbraucherschutzstandards auszuhöhlen und rechtsstaatliche Verfahren zu unterminieren – zugunsten immer mächtiger werdender Konzerne“, betonte Björn Scharf, Projektreferent am Erzbischöflichen Jugendamt. Die EU müsse „künftig noch stärker für Bürgerbeteiligung, hohe Verbraucher- und Umweltstandards und Arbeitnehmerrechte“ stehen.
Mit gutem Beispiel für Nachhaltigkeit gehen die BDKJ-Verbände schon lange voran – nicht nur beim Coca-Cola-Boykott. Ressourcenschonender sollen Einladungen und Tagungsunterlagen zur DV nach Beantragung versendet werden. Bislang etwa 250 pro Halbjahr, sollen nun nur noch via Mail für die Angemeldeten der 21 Dekanate und 21 Verbände per Post verschickt werden – das sind ungefähr 70 Teilnehmer, die kommen.
Deren Maxime „Katholisch. Politisch. Aktiv“ kam stetig zum Tragen: Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl musste von der Ablehnung der Ordinariatskonferenz hinsichtlich der Jugendkirche in der Pfarrei Sankt Christophorus in Fürth berichten. Es sei aber „keine Entscheidung gegen die Kinder- und Jugendarbeit in unserem Erzbistum“, sagte der BDKJ-Präses und wies auf unzählige Projekte und überdurchschnittliche finanzielle Unterstützung hin. Freilich ein schwacher Trost, wie die Versammlung befand, und sogleich ein Positionspapier als Antwort verfasste. Daniel Götz (DPSG) sprach stellvertretend: Seit 2009 befasse sich die DV intensiv mit dem Thema Jugendkirche, stimmte die stationäre Variante mit Erzbischof Ludwig Schick ab. „Die Ablehnung gegenüber dem Standort wirft unsere Arbeit um Jahre zurück.“ Die Jugendkirche sei „eine der derzeit innovativsten Formen der Jugendpastoral, an der wir gemeinsam mit Ihnen arbeiten sollten.“ Denn, so zitierten die Antragsverfasser den Jugendplan, „[k]irchliche Kinder- und Jugendarbeit möchte Räume und Gelegenheiten schaffen, damit Kinder und Jugendliche ihre eigene Spiritualität entdecken und entfalten können.“ Um die Frage nach der Zukunft einer stationären Jugendkirche im Erzbistum zu klären, wünschen sich Delegierte der Versammlung ein Gespräch mit dem Erzbischof.
Natürlich hoffen sie auf eine Lösung, kennen sie doch die Bedürfnisse der Kinder- und Jugendlichen durch ihr tägliches Engagement in den vielfältigen Formen der Jugendarbeit. Um die zu fördern, entsteht zur Einarbeitung junger Männer und Frauen im Pfarrgemeinderat eine Arbeitshilfe. Aufgabe der Dekanate ist es, eine Schulung anzubieten. Dadurch entstehen gewiss Synergieeffekte zum BDKJ, der als gemeinsame Interessenvertretung für Kinder und Jugendliche Kirche und Gesellschaft mitgestaltet. „Ich bin seit zwölf Jahren im BDKJ aktiv – sechs Jahre als Dekanatsvorstand und vier als Diözesanvorstand. Ich wollte aufhören, solange es mir noch Spaß macht“, erklärt der scheidende Diözesanvorsitzende Stefan Karbacher. Geprägt habe ihn die Diskussionskultur im BDKJ-Vorstand. Er habe gelernt, zu diskutieren, sich „für Themen einzusetzen und Politik mitzugestalten“. „Selbstverständlich bleibe ich dem BDKJ verbunden und unterstütze die Jugendverbandsarbeit, wo ich gebraucht werde.“ Sein Nachfolger, Felix Schmitt hofft auf gute Zusammenarbeit mit dem Vorstand um Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl, Claudia Gebele, Daniel Köberle und Eva Fischer. Felix kandidierte, „weil es mir wichtig ist, die Diözesanebene als Sprachmedium für katholische Jugendarbeit zu nutzen. Ich will mich mit meinen Erfahrungen einbringen und diese weitergeben.“ Am meisten freut er sich „auf interessante Gespräche, Diskussionen und viele Momente, an denen katholische Jugendarbeit gelebt wird. Jugendarbeit – vor allem die katholische – steht für Gemeinschaft und Vielfalt. Es begeistert einen, wenn man nach Veranstaltungen das Strahlen in den Augen der Teilnehmer sieht.“
Infobox: BDKJ Diözesanverband, Wahlen und Termine
- BDKJ-Diözesanverband:
„Katholisch. Politisch. Aktiv“ sind die Maxime des ‚Bund der Deutschen Katholischen Jugend‘ (BDKJ). Im BDKJ schließen sich die Jugendverbände zum Dachverband zusammen. Als gemeinsame Interessenvertretung für Kinder und Jugendliche gestaltet der BDKJ Kirche und Gesellschaft mit. Zudem wird mit Mitgliedsverbänden zusammengearbeitet und die Jugendarbeit vor Ort unterstützt. Die Diözesanversammlung (DV) ist das oberste beschließende Organ des BDKJ-Diözesanverbandes. Im Erzbistum Bamberg umfasst der BDKJ Mitgliedsverbände der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), der Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg (PSG), der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ), der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB), der Kolpingjugend, den Jugendverbänden der Gemeinschaften Christlichen Lebens (J-GCL), der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) und der Unitas Henricia. Überdies sind die Deutsche Jugendkraft (DJK), die Junge Aktion der Ackermanngemeinde und die Malteser-Jugend als assoziierte Verbände integriert. - Wahlen:
Der Diözesanvorstand ist paritätisch besetzt, mit je drei Frauen und Männern. Als Hauptamtliche wurden Claudia Gebele und Daniel Köberle im Amt bestätigt, Felix Schmitt als Ehrenamtlicher gewählt. Eva Fischer ist als Ehrenamtliche ebenso wie der hauptamtliche BDKJ-Präses, Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl noch ein Jahr im Amt. Ein Posten einer weiblichen Ehrenamtlichen ist vakant. Den Amtierenden im Sachausschuss „Internationale Arbeit“, Martin Kummer, Dagmar Sommer, Janina Farr und Claudia Gebele wurden Dieter Georg Jung, Christina Büttner und Jutta Schnabel zugewählt. Der Antrag, das Aufgabenfeld über den Senegal hinaus auszuweiten, wurde vorher einstimmig angenommen. Die vier Plätze im Wahlausschuss besetzen nun Stefan Hofknecht, Katharina Hofmann, Daniel Götz und Daniel Hofknecht. - Termine:
Obwohl die Diözesanjugendwallfahrt am 24. und 25. Mai noch ansteht, wurde der Termin für 2015 schon terminiert: auf den 9. und 10. Mai. Für 2016 wurden auch die zwei Termine für die DV abgesegnet: 15. bis 17. April sowie 26. November. Mehr unter „http://www.bdkj-bamberg.de“.
