Voll un(d)fair
Die Arbeitshilfe zum Jugendsonntag wurde vorgestellt.
Bamberg/Kulmbach. Ein Fußballspiel. Ein harter Zweikampf. Einer bleibt verletzt liegen. Damit er behandelt werden kann, kickt der gegnerische Spieler den Ball ins Aus. Steht der Verletzte wieder, spielt die Mannschaft den Ball ihrem Gegner zu, der ihn zuvor ins Aus geschossen hatte. Unter honorierendem Applaus für dieses Fair-Play-Spiel geht die Partie weiter. Szenenwechsel: Ein Einkäufer bei der Schnäppchenjagd. Kräftig packt er Reduziertes ein. Verlässt der Sparfuchs den Supermarkt, ist der Einkaufswagen voll. Kein honorierender Beifall. Denn ist er auch voll fair? „voll un(d)fair“ ist das Thema der bistumsweiten Arbeitshilfe für den Jugendsonntag. Engagierte Ehren- und Hauptamtliche in Zusammenarbeit mit dem Dekanat Kulmbach erstellten diese. Auf 22 Seiten wollen sie zum Nachdenken und kritischen Konsum anregen – mit Gedanken, Texten, Spielen und einer Typberatung.
„‚Voll unfair‘ ist Geiz, alles Habenwollen und blindlings Kaufen“, meint Wolfgang Gremer, Bildungsreferent der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) in der Region Nord. „Geschäftsleute wollen maximale Gewinne erwirtschaften, Kunden so wenig wie möglich ausgeben – das geht nicht auf. Kehrseite der Super-billig-Preise sind schlechte Arbeitsbedingungen, fehlende Gesundheitsvorsorge, mangelhafte Ernährung und fehlende Arbeiterrechte in den Billig-Lohn-Ländern.“, definiert Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl. „Eine Lösung bietet der Faire Handel: Die Produzenten erhalten faire Preise für gute Arbeit. Der Kunde erhält qualitativ hochwertige Produkte und leistet einen Beitrag für ein bisschen mehr Gerechtigkeit in dieser Welt.“
Auf den Zug des Erzbistums, der das Thema „Faires Erzbistum“ forciert, sprangen die Mitwirkenden der Arbeitshilfe auf. „Viele machen sich keine Gedanken über ihren Konsum. Kritisches Hinterfragen fehlt. Fair ist, wenn ein Produzent für sein Produkt einen angemessenen Preis bekommt, damit er ein menschenwürdiges Leben finanzieren kann, und nicht andere daran verdienen“, erklärt BDKJ-Diözesanvorsitzende Eva Fischer. „Reflektieren, wem ich mit meinem Konsumverhalten schade oder nütze“, ist Pia Kraus wichtig. „Bei einem Produkt aus fairem Handel nütze ich Arbeitern, die fair bezahlt werden; bei regionalen Produkten heimischen Händlern. Bei manchen Produkten unterstütze ich aber Industriekonzerne, die bei ihren Mitarbeitern menschenunwürdige Prozesse in Kauf nehmen.“
Weiter fokussiert Claudia Russ, Bildungsreferentin für das Dekanat Kulmbach: „Fair ist auch, mit Menschen auf Augenhöhe wertschätzend zu kommunizieren.“ „Nicht untätig zu bleiben, sondern sich in Projekten, in der Einen Welt-Arbeit und im Fairen Handel zu engagieren, sind mögliche Antworten, die kirchliche Kinder- und Jugendarbeit gibt, um die Welt besser und gerechter zu machen“, schlägt der Jugendplan der Erzdiözese vor. „Grundlage bildet der Glaube“, so Bernd Sorgenfrei, Referent für Glaubensbildung in der Region II (Coburg, Kronach, Teuschnitz, Lichtenfels) weiter: „Fair ist eine Haltung, die durch Gerechtigkeit, Solidarität und Nachhaltigkeit Frieden stiftet.“ Jesu Botschaft dazu ist einfach, wie Detlef Pötzl bemerkt: „Am wichtigsten ist die Nächstenliebe. Sie führt zu Toleranz und fordert zu Solidarität heraus.“
Ein Anliegen, das alle Mitwirkenden der Arbeitshilfe tragen – auch Pastoralassistentin Eva Maria Steltenkamp, Lena Schmidt und Annette Urban. Der Begriff ‚Arbeitshilfe’ trifft, wie Sorgenfrei erläutert: Bewusst wollen sie im Sinne eines Baukastensystems kreative Vorschläge, Impulse und Materialien für verschiedene Gottesdienstformen, Gruppenstunden und praktisches Tun weiterreichen.
Kabarettist Dieter Hildebrandt bezog das ‚elfte Gebot‘ im Fußball – ‚Du sollst dich nicht erwischen lassen‘ – auf den Fair-Play-Gedanken: „Fairplay bedeutet, das Foul so zu verstecken, dass der Schiedsrichter es nicht sieht.“ Vor dem „Schiedsrichter“ Gott kann man kein Foul verstecken. Aber für echtes, gerechtes, solidarisches und nachhaltiges Fair-Play spendet er gewiss mehr als nur honorierenden Beifall

