Von Bamberg nach Westafrika

20 junge Menschen nahmen an deutsch-senegalesischem Jugendaustausch teil
Bamberg/Ebermannstadt/Thiès. „Ich wünsche mir, dass wir Deutschen ein bisschen von den Senegalesen lernen können, dass wir mehr aus unserem Schneckenhaus herauskommen und ein bisschen weltoffener werden“, antwortet Marco Hullin auf die Frage, was er von den zwei Wochen im Senegal mit nach Hause genommen habe. Der 22-Jährige ist einer von 20 jungen Menschen aus dem Erzbistum Bamberg, die vom 01. bis 13. Februar an einer Begegnungsreise in die Partnerdiözese Thiès teilgenommen haben. Im Mittelpunkt der vom Jugendhaus Burg Feuerstein in Kooperation mit dem Diözesanverband des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) veranstalteten Fahrt standen neben persönlichen Begegnungen der interreligiöse Dialog in dem muslimisch geprägten Land sowie Einblicke in das Bildungssystem, die Jugendarbeit und die Umweltbildung vor Ort.
So tauschten sich die Jugendlichen mit Experten zum Thema „christlich-muslimischer Dialog“ aus, gestalteten gemeinsam mit senegalesischen Jugendlichen ein Fastentuch und diskutierten mit Schülerinnen und Schülern über das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen. Auch Besuche einer Recycling-Firma, verschiedener Sehenswürdigkeiten sowie katholischer Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen und eines Krankenhauses standen auf dem Programm. „Mein persönliches Highlight war der Nachmittag, den wir bei Gastfamilien verbringen durften“, blickt Marco, der zum ersten Mal auf dem afrikanischen Kontinent war, zurück. Die Einblicke in den Alltag und das Miteinander in den Familien seien sehr spannend und bereichernd gewesen. Auch Bianca Köhler, die bereits zum dritten Mal an der deutsch-senegalesischen Begegnungsreise teilgenommen hat, schwärmt von der Zeit, die sie mit ihren senegalesischen Freunden und in ihrer Gastfamilie verbringen durfte. Von der großen Gastfreundschaft, der Herzlichkeit und der Offenheit der Menschen, die ihr im Senegal begegnen, ist die 22-jährige Kinderpflegerin jedes Mal aufs Neue begeistert. Aber auch der hohe Stellenwert, den Religion und Glaube bei Jugendlichen genauso wie bei Erwachsenen hätten, fasziniere sie. Die Christen seien im Senegal eine Minderheit, dennoch lebten sie ihren Glauben intensiver als die meisten Deutschen, zieht sie einen Vergleich. So sei ihr in diesem Jahr vor allem der Besuch einer Gruppenstunde bei einem katholischen Jugendverband in Erinnerung geblieben. Bianca, die in Deutschland selbst ehrenamtlich in der Jugendverbandsarbeit aktiv ist, erzählt von rund 80 Kindern und Jugendlichen, die voller Begeisterung an der Gruppenstunde teilgenommen, zusammen getanzt und inhaltlich gearbeitet hätten. „Da können wir nicht mithalten“, ist sie vom Engagement der senegalesischen Kinder und Jugendlichen beeindruckt.
Ein rundum positives Fazit ziehen auch Gabi Kaulen vom Jugendhaus Burg Feuerstein und Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl, die die Fahrt gemeinsam geleitet haben. Sie sind davon überzeugt, dass die Partnerschaft von Begegnungen lebe. „Der Jugendaustausch fördert lebendige Beziehungen und trägt zu einem besseren Verständnis für die unterschiedlichen Kulturen, Lebensweisen und persönlichen Einstellungen bei“, sind sie sich einig. Internationale Jugendarbeit leiste damit auch einen wertvollen Beitrag für globale Verständigung und Solidarität. Den Blick für die Eine Welt zu öffnen und aktiv zu werden, sei auch ein wichtiges Ziel, das der Jugendplan der Erzdiözese formuliere, so Pötzl.
Das Jugendhaus Burg Feuerstein und der BDKJ-Diözesanverband Bamberg veranstalten bereits seit mehreren Jahren regelmäßig Begegnungsreisen für junge Menschen in den Senegal. Diese werden im Rahmen der seit 2007 bestehenden Bistumspartnerschaft zwischen Bamberg und Thiès angeboten. Finanziell unterstützt wurde die diesjährige Fahrt mit Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes (KJP) und des Bezirksjugendrings Oberfranken. Einmal im Jahr kommen senegalesische Jugendliche zum Gegenbesuch für jeweils zwei Wochen ins Erzbistum – heuer vom 01. bis 15. Juni. Neben den Begegnungsreisen wird die Partnerschaft zwischen Bamberg und Thiès im Jugendbereich auch durch einen Freiwilligenaustausch belebt. So leben und arbeiten derzeit drei junge Senegalesinnen und Senegalesen in verschiedenen kirchlichen und sozialen Einrichtungen im Erzbistum Bamberg. Ein weiteres gemeinsames Projekt ist der Aufbau des Jugendbildungshauses „Maison des Jeunes“ in Thiès, das jungen Menschen sowohl die Möglichkeit zur beruflichen Ausbildung als auch zur Begegnung und zum Austausch bieten soll.
