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Von der Möglichkeit das Evangelium zu leben

Klaus Achatzy
Datum:
Veröffentlicht: 15.10.18
Von:
Andreas Kraft

Jugendamt der Erzdiözese verabschiedet Klaus Achatzy nach 39 Jahren im Dienst des Erzbistums

Das Jugendamt der Erzdiözese verabschiedet Klaus Achatzy. Am 31.12.2018 geht er offiziell in den Ruhestand. Mitte Oktober übernimmt seine Nachfolgerin Susanne Krogull die stellvertretende Leitung.
Klaus Achatzy

Wecker klingeln, Uhren schlagen, die ersten Akkorde von Pink Floyds Lied „Time“ dröhnen durch das Bamberger Gemeindezentrum Sankt Urban. Vorne steht Klaus Achatzy und blickt in den voll besetzten Saal. Die Musik verklingt. „Die Zeit ist abgelaufen“, sagt Achatzy. Seine Zeit als Beschäftigter des Erzbistums Bamberg geht nach 39 Jahren zu Ende. „Ich gehe mit zwei lachenden Augen“, sagt er. „Ich bin glücklich, erfüllt und gesättigt.“ Dann lächelt er: „Schon ganz schön pathetisch, nicht?“

Dabei war der Start mitunter schwierig: Nach seinem Theologiestudium beginnt Klaus Achatzy als einer der ersten im Erzbistum Bamberg die Ausbildung zum Pastoralreferenten in einer Nürnberger Pfarrei. Nachdem er dort auf wenig Verständnis stößt, wechselt er 1981 als Seelsorger in das Jugendgefängnis Ebrach. Dort ist er bald für die ausländischen Gefangenen zuständig, mehrheitlich Türken mit muslimischem Glauben. „Aber da drin ist es ganz schnell egal, ob Du katholisch, evangelisch oder muslimisch bist“, erinnert er sich. Er arbeitet sich ins Ausländerrecht ein, erstellt Sozial-Prognosen für seine Häftlinge die nach der Entlassung von der Abschiebung bedroht sind. „Dabei kannten die meisten die Türkei ja gar nicht“, erinnert er sich. „Die wären da nie zurechtgekommen.“ Viele Abschiebungen kann er verhindern, manche nicht.

1987 öffnet sich ihm ein völlig neuer Bereich. Wieder geht es um Macht, wieder geht es viel um rechtliche Fragen. Achatzy berät Kriegsdienstverweigerer, hilft ihnen ihrem Gewissen zu folgen und dem Wehrdienst zu entgehen. Zudem begleitet er sie in ihrer Zivildienstzeit. Ein Teil seiner Betreuung der jungen Männer ist eine Pilgerfahrt nach Assisi. Bei den Exerzitien begibt er sich mit den Teilnehmern auf eine spirituelle Suche. Manche stellen ihr Leben radikal in Frage. „Ich war damals ein junger Banker“, erinnert sich etwa Björn Scharf. „Danach schlug ich einen ganz anderen Weg ein, fing an zu studieren und landete schließlich in der katholischen Jugendarbeit.“ Heute ist er für die Einarbeitung neuer Mitarbeiter im Jugendamt zuständig. „Das Pilgerbuch mit Gebeten und Liedern von damals habe ich immer noch“, sagt Michael Ziegler, der heute hauptamtlicher BDKJ-Vorstand ist.

Gleichzeitig engagiert sich Achatzy als Mitarbeitervertreter für die Pastoralreferenten, die immer zahlreicher werden. Ende der 90er Jahre wird er schließlich Vorsitzender der diözesanen Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen – also quasi dem Gesamtbetriebsrat des Bistums. Damit ist er für rund zehn Jahre das oberster Sprachrohr für die Interessen von rund 7000 Beschäftigten. In vielen Arbeitsstätten des Bistums gibt es zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Arbeitnehmervertretungen, etwa in vielen Altenheimen. Achatzy unterstützt die Beschäftigten dabei, sich zu organisieren. „In dieser Zeit bin ich wirklich viel herumgekommen“, erzählt Achatzy. „Dafür bin ich dankbar. So weiß ich jetzt, wie viel wichtige Arbeit etwa bei der Caritas geleistet wird. Da sollten wir viel mehr Kirchensteuer reinstecken und etwa die Personalschlüssel verbessern.“

Dann ein erneuter Wechsel: Ab September 2008 ist er auf den Tag genau zehn Jahre lang der Personalchef der mehr als 100 Mitarbeiter des Jugendamtes. Beim Abschied Ende September 2018 in Sankt Urban machen sie viele Scherze über Achatzys Listen, Tabellen und Karteikarten. Tatsächlich hat er viele Prozesse klar strukturiert, an erster Stelle des Notfallmanagement, das regelt was bei einem Notfall etwa in einem Zeltlager zu tun ist. Zudem wurde unter Achatzy das komplette Jugendamt inventarisiert, die Zeiterfassung neu organisiert und die Ergonomie am Arbeitsplatz deutlich verbessert. Bürokratisch war Achatzy dabei nicht, aber genau.

Neben der Organisationsentwicklung und der Personalführung hat Achatzy, als studierter Theologe und ausgebildeter Pastoralreferent, aber auch inhaltlich gearbeitet. Etwa entwickelte er bei der Erstellung des Jugendplans 2014 zusammen mit Prof. Herbert Haslinger die theologische Fundierung. Ausgehend von der Begegnung Jesu mit dem Blinden Bartimäus vor Jericho (Mk 10, 46-52) entwirft er eine kirchliche Jugendarbeit die sich allen Jugendlichen zuwendet, ihnen zuhört und sie selbst entscheiden lässt. Dabei formuliert er auch das Ideal einer Jugendpastoral, die nicht in ihren Büros und Kirchen auf die Jugendlichen wartet, sondern sie in ihrer Lebenswelt abholt, für sie „heilsam ist und sie aus unterdrückenden Verhältnissen befreit“.

Daneben hat er sich auch bei der Bewahrung der Schöpfung mit viel Engagement eingebracht. Bei der nachhaltigen Renovierung des Jugendamtes hat er die Beschlüsse des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend gewissenhaft umgesetzt. Selbst die Steckdose für die Mikrowelle lässt sich heute ausschalten. Zudem hat er das Projekt WeltFairÄnderer, das die Gedanken von Nachhaltigkeit und FairTrade an die Schulen bringt, tatkräftig unterstützt. Dabei war er sich auch nie zu schade beim Verladen der Ausrüstung oder beim Aufbau des Zeltes mitanzupacken.

Im Namen des BDKJ bedankt sich im Gemeindesaal Sankt Urban Diözesanvorstandsvorsitzende Eva Fischer: „Dass das Verhältnis zwischen BDKJ und Jugendamt so gut ist wie in Bamberg ist nicht selbstverständlich.“ Das liege auch an Klaus Achatzy. Später verabschiedet sich Achatzy selbst von Beschäftigten und Weggefährten. Zum Abschluss legt er noch das Lied einer italienischen Rockband auf. Auf Deutsch übersetzt lautet der Refrain: „Es ist nicht unmöglich, die Botschaft von Jesus Christus zu leben.“

Am 31.12.2018 geht Klaus Achatzy offiziell in den Ruhestand. Mitte Oktober übernimmt seine Nachfolgerin Susanne Krogull die stellvertretende Leitung des Jugendamtes der Erzdiözese.