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Was Schule für Persönlichkeitsbildung leisten kann

Persönlichkeitsbildung
Datum:
Veröffentlicht: 26.1.16
Von:
Hendrik Steffens

Jugendseelsorge und Prävention von Essstörungen standen bei Vortragsabend der Maria-Ward-Schulen im Mittelpunkt

Bamberg. Bei einem Vortragsabend der Maria-Ward-Schulen in Bamberg gaben zwei Experten am Montagabend Anstöße, wie Schule Heranwachsende noch besser unterstützen kann. Pfarrer Andreas Braun, Diözesanjugendseelsorger im Bistum Hildesheim, sprach zum Thema „Katholische Schulen – Leuchtpunkte christlicher Persönlichkeitsbildung“. Chefärztin Elisabeth Rauh referierte zum Thema „Psychisches Wohlbefinden – Präventionsarbeit in der Schule“. Veranstaltet wurde der Vortragsabend vom Förderverein der Maria-Ward-Schulen.

Während seiner Zeit als Kaplan war Andreas Braun drei Jahre lang Schulseelsorger an der Eichendorffschule in Wolfsburg. Schulen, so Braun, müssten Bildung ermöglichen auf verschiedenen Ebenen: Im Sinne der Wissensvermittlung, um jungen Menschen das Lernen beizubringen und auch um Persönlichkeit zu bilden. „Kinder und Jugendliche lernen in der Schule sich selbst kennen und erfahren durch die Begegnung mit anderen neue Facetten an ihrer Persönlichkeit“, sagte Braun. Jugendpastoral im Sinne der Begegnung von jugendlichem Leben mit dem Evangelium könne diesen Prozess bereichern. Andreas Braun berichtete von Projekten der Wolfsburger Eichendorffschule, an der er als Schulseelsorger tätig war.

Die Schüler aller fünften Klassen besuchen zu Beginn ihrer Zeit an der weiterführenden Schule das Projekt Evangelisch-Katholisch. „Weil bei uns im Norden die wenigsten katholisch sind, haben wir an katholischen Schulen viele Kinder, die nicht katholisch sind“, erläuterte Braun. Vier Tage lang lernen sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede kennen, besuchen Kirchen beider Konfessionen und befragen die zugehörigen Geistlichen in ihren Gotteshäusern zur Liturgie.

Der Diözesanjugendseelsorger betonte zudem den Wert von Gottesdienst in der Schule. Vom der heiligen Messe mit mehr als 1000 Teilnehmern bis zur kleinsten Form, dem Gebet, „um Kindern die Möglichkeit zu geben, ihrem Glauben Ausdruck zu verleihen“. Es sei nicht selbstverständlich, dass Schulen ihren Kindern die Begegnung mit Gottesdienst ermöglichen. Katholische Schulen seien daher Leuchtpunkte. „Besonders wichtig ist Gottesdienst in Krisensituationen. Etwa wenn eine Lehrerin nach den Ferien nicht wiederkommt, weil sie verstorben ist.“

In der zehnten Klasse steht an der Eichendorffschule im Bistum Hildesheim das Projekt „Compassion“ an. Einige Stunden pro Woche besuchen die Jugendlichen alte oder behinderte Menschen und kümmern sich, lesen vor, leisten Gesellschaft. „Sie erhalten dabei Impulse, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und Mitleidensfähigkeit zu entwickeln und zu reflektieren“, sagte Braun. Den Grundgedanken der Gottes- und Nächstenliebe so erfahrbar zu machen, sei wertvoll. Ein weiteres Projekt also, das die katholische Schule zum Leuchtpunkt der Persönlichkeitsbildung werden lasse.

Für derartige Projekte solle sich Schule Zeit nehmen, riet der Jugendseelsorger. Das mache den Glauben erfahrbar, stärke Gottesbeziehung und Wertefundament und bereichere die Persönlichkeit der jungen Menschen.

Chefärztin Elisabeth Rauh referierte zum Thema „Psychisches Wohlbefinden – Präventionsarbeit in der Schule“ und thematisierte dabei vor allem Essstörungen bei Heranwachsenden. Es sei „die tödlichste psychosomatische Erkrankung“, sagte Rauh. Die Medizinerin ist Chefärztin an der Schön Klinik in Bad Staffelstein und Fachärztin für Psychosomatik sowie Psychotherapie. Sie hat über Essstörungen promoviert.

Da man Essstörungen sehr ernst nehmen müsse, dürfe auch die Prävention nicht zu kurz kommen, so Rauh. Sie zog Ergebnisse der „Wellbeing-Forschung“ (Wellbeing ist englisch für Wohlbefinden) heran, um Anstöße zu geben. Entscheidend sei bei der Verhinderung psychosomatischer Erkrankungen, „dass man seelisches Wohlbefinden herstellt“. Schule könne ein Ort sein, an dem Kinder lernen, wie es geht: Achtsam essen, am besten in Gesellschaft und ohne auf einen Bildschirm zu schauen, etwas Sport, gesellschaftlicher Austausch und das Sorgen füreinander seien wichtige Ansatzpunkte bei der Prävention.

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