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Was nach Corona kommt

DPSG Bayreuth
Datum:
Veröffentlicht: 26.3.21
Von:
Andreas Kraft

Der BDKJ-Diözesanverband Bamberg formuliert klare Forderungen an Politik und Bistumsleitung, wie die Jugendarbeit nach der Pandemie gestärkt werden muss

Der BDKJ-Diözesanverband Bamberg formuliert klare Forderungen an Politik und Bistumsleitung, wie die Jugendarbeit nach der Pandemie gestärkt werden muss

Seit einem Jahr treten die Jugendlichen auf der Stelle: Schule und Uni gibt es fast nur am Bildschirm, Freundschaften können hauptsächlich in Chat-Gruppen gepflegt werden und neue Leute kennen lernen, ist aktuell wenn nur digital möglich. „Wir hören immer wieder, wie sehr es jungen Menschen fehlt, sich einfach irgendwo mit Gleichaltrigen treffen und austauschen zu können“, sagt der BDKJ-Diözesanvorsitzende Florian Hörlein.

Vor der Pandemie bot vor allem die Jugendarbeit Möglichkeiten für zwanglose Treffen - etwa in der Gruppenstunden oder in einer der zahlreichen offenen Einrichtungen, die auch die Abteilung Jugendpastoral des Erzbistums Bamberg betreibt. Experten betonen immer wieder, wie wichtig diese Räume abseits von Familie und der Leistungserwartung des Schulsystems sind, um die eigene Persönlichkeit zu bilden und sich in der Welt zu verorten.

Dass aktuell Jugendarbeit kaum möglich ist, kann auch Hörlein verstehen. „Natürlich ist es erst mal entscheidend die Infektionszahlen zu drücken und unten zu halten“, sagt er. „Aber wenn alles gut läuft, ist die Pandemie im Herbst vorbei und dann braucht die Jugendarbeit optimale Startbedingungen für den Neuanfang.“

Der BDKJ hat daher bei seiner jüngsten digitalen Diözesanversammlung einen Forderungskatalog an Politik und Bistumsleitung aufgestellt. Vorangegangen war ein ausführlichen Studienteil, in dem sich die Jugendlichen im Gespräch mit Exepert*innen mit Theorie und Praxis der Jugendarbeit beschäftigt haben. Von der Kirche fordern sie etwa die Bereitstellung von Räumen, auch über die üblichen Jugendräume hinaus, damit auch Gruppenstunden mit Hygienekonzepten bereits möglich werden, bevor alle geimpft sind. Zudem bräuchten die Jugendlichen dringen Unterstützung durch hauptamtliches Personal.

„Jugendleiter*innen brauchen immer wieder Unterstützung, etwa in rechtlichen Fragen oder wenn sie mit ihrer Gruppe pädagogisch feststecken“, sagt Hörlein. Verschärfend komme noch hinzu, dass seit gut einem Jahr kaum neue Jugendleiter*innen gewonnen und ausgebildet werden konnten. Die Jugendlichen seien oft schlicht - neben digitalem Unterricht und digitalen Freundschaften - nicht noch zu einem weiteren Online-Angebot zu motivieren gewesen. Es gelte mit dem Start der Jugendarbeit vielerorts alte Strukturen wiederaufzubauen. Auch dafür brauche es die hauptamtlichen Bildungsreferent*innen in den Fachstellen des Jugendamtes der Erzdiözese und den Diözesanstellen der katholischen Jugendverbände. „An dieser Stelle kann jetzt auf keinen Fall gespart werden“, fordert Hörlein.

Auch vom Land Bayern erwarten die Jugendlichen entsprechende Zuschüsse für die Jugendarbeit - für hauptamtliches Personal und für eine stabile Basisförderung, um den Trägern der Jugendarbeit eine langfristige Perspektive zu geben. Doch neben dem Geld brauche es auch feste Beteiligungsstrukturen, so dass die Jugendlichen bei den Entscheidungen, die sie betreffen, auch eingebunden werden. „Es darf nicht sein, dass die Jugendliche, die ja meist noch nicht wählen dürfen, zu reinen Statisten degradiert werden. Sie wollen ihre Zukunft selbst aktiv gestalten - dafür muss auch die Politik sie hören.“

Weitere Beschlüsse der Diözesanversammlung

Neben den Rahmenbedingungen für den Neustart der Jugendarbeit nach der Pandemie, haben sich die Mandatsträger*innen bei weiteren Themen positioniert. So fordern sie Nachbesserungen am aktuellen Kabinettsentwurf der Bundesregierung für ein Lieferkettengesetz. Das Gesetz müsse so umformuliert werden,  "dass ein
deutsches Lieferkettengesetzes eine menschenrechtliche Sorgfaltspflicht für in Deutschland tätige Unternehmen für die gesamte Wertschöpfungskette umfasst, eine zivilrechtliche Haftung deutscher Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen in Drittstaaten beinhaltet und das Gesetz auf Unternehmen ab einer Personalgröße von 250 Menschen anwendbar ist."

Darüberhinaus hat die Diözesanversammlung beschlossen, sich für ein offenes Europa einzusetzen: "Der BDKJ-Diözesanverband Bamberg bringt sich aktiv ein, um Seenotrettung zu entkriminalisieren und so legale Seenotrettung zu gewährleisten. Darüber hinaus wird gefordert, das Grundproblem mit der Schaffung legaler Fluchtmöglichkeiten anzugehen, um somit dem Sterben von Menschen auf ihrer Flucht oder Migration nach Europa entgegenzutreten", heißt es in dem entsprechenden Beschluss.

Auch bei der Prävention sexuelle Gewalt innerhalb der eigenen Strukturen geht der BDKJ-Diözesanverband voran. So werden künftig "alle ehrenamtlich Tätigen in der kirchlichen Jugend(verbands)arbeit an einer Schulung zum Thema „Prävention sexualisierter Gewalt“ teilnehmen". Damit verpflichten sich die Jugendlichen innerhalb des BDKJ auch selbst Schulungen zum Thema anzubieten und durchzuführen.