„Wir haben Freunde in Deutschland“

Jugendliche vertiefen Bistumspartnerschaft

Bamberg. Gebet, Kontakt und Solidarität – das seien die drei Säulen der Bistumspartnerschaft zwischen Thiès im Senegal und Bamberg, meint Abbé Pierre Aye Ndione, Diözesanjugendpfarrer und Ansprechpartner für kirchliche Verbände in Thiès. Auf Einladung des Erzbistums Bamberg waren er und neun junge Erwachsene für zwei Wochen nach Oberfranken gekommen, um die Kultur, die Kirche und vor allem die Menschen in Deutschland besser kennen zu lernen. Es war der erste Besuch einer senegalesischen Jugendgruppe im Rahmen der Bistumspartnerschaft. Mittlerweile sind sie zurück in den Senegal gereist – mit zahlreichen Erlebnissen und Erinnerungen im Gepäck.
„Wir haben Freunde in Deutschland“, resümiert Catherine Ndione. Die 26-Jährige kommt aus der Pfarrei Saint Anne, direkt in Thiès. Dort arbeitet sie mit Pfadfinderinnen, zeigt ihnen, wie man mit der Natur und anderen Menschen im Einklang lebt. Der Kampf gegen Aids und gegen Armut sind ihre Schwerpunkte. Sie war nach Deutschland gekommen, weil ihr der Austausch am Herzen liegt. „Bei einer Partnerschaft geht es darum, den anderen zu entdecken“, meint sie. Zwei Wochen lang entdeckte sie das Erzbistum Bamberg. Begleitet vom Diözesanverband des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) besuchten die Senegalesen Schulen, Pfarreien und Kirchen, wie den Bamberger Kaiserdom oder die Basilika in Vierzehnheiligen. „In unserem Land haben wir nicht solche Kathedralen – mit so vielen Bildern und so reich ausgestattet“, erzählt Catherine Ndione.
„Ich glaube, der unglaubliche Reichtum hier hat unsere Gäste etwas irritiert“, sagt rückblickend BDKJ-Diözesanvorsitzende Tina Muck, So habe sie bei dem Besuch Genügsamkeit gelernt. „In Deutschland jammern wir schon auf sehr hohem Niveau“, meint Muck. „Unser leben ist viel schnelllebiger, auch Werte verlieren sich schnell“, sagt die BDKJ-Diözesanvorsitzende. „Durch diese Partnerschaft und den Besuch der Senegalesen werden wir etwas entschleunigt – das tut gut.“ Knapp zwei Wochen verbrachten Deutsche und Senegalesen im Erzbistum Bamberg, gestalteten ihren „Alltag“ und lernten die Lebensweise des anderen kennen. „Dabei waren es vor allem die vielen Kleinigkeiten, die im Gedächtnis hängen bleiben“, sagt Muck. „Wenn man merkt, wie groß die Augen unserer senegalesischen Freunde beim Anblick einer Kaffeemaschine oder eines Pürierstabes werden, weil sie so etwas das erste Mal im Leben sehen – da wird deutlich, dass wir einfach in ganz unterschiedlichen Lebenswelten leben.“
„Wir haben viel erlebt“, sagt Abbé Pierre. „Der Kontakt mit der Bevölkerung in Deutschland war uns besonders wichtig.“ Er reist mit einem positiven Bild zurück in den Senegal. „Die Deutschen sind offen, gehen auf die Menschen zu und haben vor allem Respekt – gegenüber den Menschen, dem Gesetz und besonders der Natur.“ Im Senegal, so berichten die deutschen Jugendlichen, die über Ostern mit dem BDKJ nach Thiès gereist waren, sei vor allem das Umweltbewusstsein nicht so stark ausgeprägt. Es gebe kaum Orte an denen Menschen leben, wo nicht überall Müll herumfliege. „Abfälle werden nicht penibel getrennt und gesammelt wie bei uns, sondern einfach auf der Straße entsorgt“, erzählt ein Jugendlicher. Aber nicht nur die Senegalesen können etwas von den Deutschen lernen: „Das soziale Gefüge in Deutschland ist ganz anders als im Senegal“, sagt Catherine Ndione. „Der Familienzusammenhalt ist nicht so stark“, meint sie. „Im Senegal leben alle in den Familien zusammen – Großeltern, Eltern, Kinder. Das macht uns vielleicht etwas glücklicher.“
„Jetzt muss jeder in seine Diözese gehen und schauen, wie mit den gewonnenen Erkenntnissen des bisherigen Austauschs weitergearbeitet werden kann“, sagt BDKJ-Diözesanvorsitzende Muck. In einer Sache sind sich jedoch beide Seiten einig: „Die Partnerschaft wächst und lebt von der persönlichen Beziehung“.


