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Wir wollen Demokratie

BDKJ-Diözesanversammlung II 2019 am 23.11.2019 November auf Burg Feuerstein
Datum:
Veröffentlicht: 8.3.22
Von:
Andreas Kraft

Der BDKJ-Diözensanvorsitzende Stefan Hofknecht zur anstehenden Pfarrgemeinderatswahl im März

Der BDKJ-Diözensanvorsitzende Stefan Hofknecht zur anstehenden Pfarrgemeinderatswahl im März

Das Münchner Missbrauchs-Gutachten hat uns allen wieder schmerzlich vor Augen geführt, wie die Amtsträger der Katholische Kirche jahrzehntelang das eigene Ansehen über das Wohl von Kindern und Jugendlichen gestellt haben. Es war ihnen wichtiger, über den sexuellen Missbrauch durch Priester den Mantel des Schweigens zu legen und den Skandal zu vermeiden, als Kinder vor sexueller Gewalt zu schützen. Ein breit angelegtes Forschungsprojekt (MHG-Studie) hat den sexuellen Missbrauch in der Katholischen Kirche untersucht und 2018 festgestellt, dass die Ursachen für die Vertuschung auch im System liegen.

Mit dem Synodalen Weg will die Katholische Kirche in Deutschland die nötigen Lehren ziehen und sich reformieren. Auf der jüngsten Synodalversammlung Anfang Februar wurde jetzt verbindlich beschlossen, dass sich die Kirche demokratisieren soll. Die Macht soll nicht mehr allein bei den Bischöfen und Priestern konzentriert sein, vielmehr soll das Volk Gottes jetzt mitentscheiden. Der BDKJ und seine Jugendverbände leben diese innere Demokratie seit Jahrzehnten und wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir freuen uns daher, dass die Kirche als Ganzes demokratischer werden soll.

Doch für uns als Gläubige erwächst daraus auch eine Verpflichtung: Wir sollten unsere Rechte auch wahrnehmen. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am 20. März, wenn in ganz Bayern und so auch im Erzbistum Bamberg in den Pfarreien neue Pfarrgemeinderäte gewählt werden. Der Pfarrgemeinderat gestaltet schon jetzt das Leben in der Gemeinde mit. Auch wenn manche Kritiker*innen meinen, der Pfarrgemeinderat dürfe ja gerade mal über den Würstchenpreis beim nächsten Pfarrfest bestimmen, haben die Mitglieder Einfluss auf die konkrete Ausgestaltung des Gemeindelebens. Ihre Mitbestimmungs- und Mitentscheidungsmöglichkeiten dürften mit der Demokratisierung der Kirche in den kommenden Jahren deutlich wachsen. Diskutiert wird etwa, dass sich leitende Pfarrer künftig dazu verpflichten, Entscheidungen dem Pfarrgemeinderat zu überlassen und dessen Beschlüsse dann auch umzusetzen.

Daher wäre es auch besonders schön, wenn alle Gruppen dort vertreten sind: Jugendliche, Erwachsene und Senior*innen, Verheiratete und Alleinstehende. Kandidieren können alle Gemeindemitglieder ab 14 Jahren. Die Kandidierenden-Listen werden in der Pfarrkirche an einem passenden Ort veröffentlicht. Und ab dann heißt es – sich mit den Kandidierenden auseinandersetzen, sich überlegen, wen man selbst für geeignet hält und (spätestens) am 20. März zur Wahl gehen. In manchen Pfarreien wird nämlich eine Briefwahl angeboten. Alle Kirchenmitglieder werden informiert, wie das Wahlprozedere in der jeweiligen Pfarrei ist.

Bei der vergangenen Pfarrgemeinderatswahl 2018 lag die Wahlbeteiligung in unserem Erzbistum laut dem Landeskomitee der Katholiken Bayern gerade mal bei 10,66 Prozent. Das ist natürlich viel zu wenig. Der BDKJ setzt sich daher für eine höhere Wahlbeteiligung ein und wirbt dafür, dass alle Katholik*innen ihr Wahlrecht wahrnehmen. Eine hohe Wahlbeteiligung wäre gerade jetzt ein Zeichen dafür, dass sich die Gläubigen mehr Mitbestimmung wünschen. Dieses Signal sollten alle Nicht-Gehweihten jetzt senden, mit einem kleinen Kreuz, dass eine große Bedeutung hat: Wir wollen Demokratie – auch in unserer Kirche.

Der BDKJ-Diözesanverband Bamberg hat daher unter anderem die Aktion 89 Gründe ins Leben gerufen, um auf die Pfarrgemeinderatswahl aufmerksam zu machen. Wir sammeln 89 Gründe, wieso es sinnvoll und wichtig ist, bei der Pfarrgemeinderatswahl wählen zu gehen. Mit der Beteiligung an der Wahl kann man mitbestimmen, wer einen selbst im Pfarrgemeinderat vertritt. Man kann aktiv Einfluss auf das kirchliche Leben in der eigenen Gemeinde nehmen und Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft übernehmen. Es ist so möglich, Kandidierende zu unterstützen, die man selbst für geeignet findet. Und zuletzt: Eine hohe Wahlbeteiligung erhöht die Legitimation der gewählten Mitglieder und gibt ihren Ideen und Meinungen mehr Gewicht.

Bisher sind schon einige Gründe auf unserer Homepage zu sehen – jedoch noch keine 89 Stück. Die Liste kann bis zum 20. März 2022 wachsen – wir laden alle herzlich dazu ein, ihren Grund auf der Homepage einzutragen. So werden vielleicht auch Menschen überzeugt, wählen zu gehen, wenn sie noch nicht entschlossen sind. Auch können sich alle den Termin dick in den Kalender eintragen, sodass man selbst nicht vergisst, dass Wahllokal aufzusuchen und alleine oder gemeinsam mit anderen zur Wahl zu gehen.

Ganz wichtig ist es, selbst im eigenen Umfeld Werbung für die Pfarrgemeinderatswahl zu machen, da vielleicht noch nicht alle mitbekommen haben, wann und wo sie stattfindet. Vielleicht gibt es im eigenen Umfeld Engagierte, die selbst für den Pfarrgemeinderat kandidieren. Mit der Wahl können sie unterstützt werden. Und wenn an der Pfarrgemeinderatswahl möglichst viele Gemeindemitglieder ihre Stimmen abgeben, wäre dies ein Schritt für mehr Demokratie in Kirche!